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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Maserstrahl herrschte jetzt geschäftiges Treiben. Ein Netzhautmuster nach dem anderen flog mit Lichtgeschwindigkeit zu den Computern in der Heimat. Es war verlockend, sich vorzustellen, wie man auf diesem Strahl nach Hause ritt, zur Erde mit ihrem blauen Himmel und ihrem Wasser.
    Das Retinalesegerät war ein kleiner Apparat, der mit der Laseroptik eines von der Bibliothek entwickelten Computersystems verbunden war. Im wesentlichen bestand das Lesegerät aus einem großen Okular, an das ein menschlicher Benutzer sich mit Wange und Stirn lehnen konnte. Den Rest übernahm der optische Input.
    Obgleich die ETs von der Suche nach Probanden ausgenommen waren (denn sie erfüllten ja die entsprechenden Kategorien nicht, und außerdem waren die Retinalcodes der Tausenden von Galaktikern im Sonnensystem nicht registriert), bestand Culla darauf, sich ebenfalls überprüfen zu lassen. Als Jeffreys Freund beanspruchte er das Recht teilzunehmen, und sei es symbolisch, wenn der Tod des SchimpansenWissenschaftlers untersucht wurde.
    Culla hatte alle Mühe, seine riesigen Augen nacheinander vor die Okulare zu bringen. Eine ganze Weile war er sehr still. Dann erklang ein musikalischer Signalton, und der Alien trat von dem Apparat zurück.
    Der Techniker regulierte die Höhe des Okulars für Helene daSilva.
    Danach war Jacob an der Reihe. Er wartete, bis das Okular justiert war, schmiegte sich dann mit Nase, Wange und Stirn an die Polster und öffnete die Augen.
    Ein blauer Punkt leuchtete in dem Gerät. Das war alles. Er erinnerte Jacob an irgend etwas, aber er wußte nicht, an was. Er schien sich zu drehen und zu funkeln, während Jacob ihn anstarrte, und entzog sich jeder Analyse wie der Schimmer einer fremden Seele.
    Dann teilte ihm ein melodischer Ton mit, daß die Untersuchung beendet war. Er trat zurück und machte Kepler Platz, der auf Millie Martines Arm gestützt herankam. Der Wissenschaftler lächelte, als er an Jacob vorüberging.
    Daran hat es mich erinnert! dachte er. Der Punkt ist wie das Zwinkern im Auge eines Mannes. Na ja, es paßt auch – Computer haben heutzutage so etwas wie ein Denkvermögen. Angeblich besitzen einige sogar Sinn für Humor. Warum nicht auch dieser? Gebt den Computern Augen zum Blinzeln und Blitzen und Arme zum Spreizen. Laßt sie bedeutsame Blicke werfen oder Blicke, die töten würden, wenn Blicke töten könnten. Warum sollten diese Maschinen allmählich die Gestalt derer annehmen, die sie in sich aufnehmen?
    LaRoque stellte sich mit zuversichtlicher Miene an das Lesegerät. Als er fertig war, saß er in hochmütigem Schweigen da, aufmerksam beobachtet von Helene daSilva und ein paar Besatzungsangehörigen.
    Die Stützpunktkommandantin ließ Erfrischungen hereinbringen, während nacheinander jeder an das Lesegerät trat. Viele der Techniker murrten, weil sie ihre Arbeit hatten unterbrechen müssen. Jacob sah zu, wie die Prozession langsam vorüberzog und er mußte zugeben, daß hier ein beträchtlicher Aufwand getrieben wurde. Er hatte nicht geglaubt, daß Helene jeden überprüfen würde.
    Während der Aufzugfahrt nach oben hatte daSilva versucht, ansatzweise eine Erklärung zu geben. Sie hatte Kepler und LaRoque in verschiedenen Kabinen untergebracht und war dann mit Jacob hinaufgefahren.
    »Eines verstehe ich nicht«, hatte er festgestellt.
    »Nur eines?« Sie hatte grimmig gelächelt.
    »Nun, es fällt auf. Wenn Dr. Kepler LaRoque beschuldigt, an Jeffs Schiff Sabotage geübt zu haben, wieso hat er dann etwas dagegen, Bubbacub und Fagin bei einer anschließenden Tauchfahrt mitzunehmen – was immer das Ergebnis dieser Untersuchung sein wird? Wenn LaRoque schuldig und unschädlich gemacht ist, würde die nächste Fahrt völlig gefahrlos sein.«
    DaSilva sah ihn einen Moment lang nachdenklich an. »Ich glaube, wenn ich hier im Stützpunkt jemandem vertrauen kann, dann Ihnen, Jacob. Deshalb werde ich Ihnen sagen, was ich denke. Dr. Kepler war immer dagegen, die ETs an diesem Programm zu beteiligen. Was ich Ihnen hier sage, muß unter uns bleiben – das verstehen Sie hoffentlich. Ich fürchte, das übliche Gleichgewicht zwischen Humanismus und Xenophilie, das die meisten Raumfahrer entwickeln, ist in seinem Fall ein wenig gestört. Seine Herkunft macht ihn zu einem erbitterten Gegner der Däniken-Philosophie, und ich vermute, dies führt bei ihm zu einem gewissen Mißtrauen gegenüber den Aliens. Zudem sind viele seiner Kollegen durch die Bibliothek arbeitslos geworden. Für einen Mann, der

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