Sonnentaucher
sehen. Lassen Sie uns erst miteinander reden. Wir haben nicht viel Zeit.«
»Ich werde reden!« schrie LaRoque. »Damit werde ich reden!« Seinen Plastikknüppel schwingend, kam er auf Jacob zu.
Jacob duckte sich abwehrend zusammen und wollte die Hände heben, um LaRoque bei den Handgelenken zu packen. Aber er hatte nicht an seine betäubte Schulter gedacht. Seine linke Hand blieb matt flatternd in halber Höhe hängen. Die Rechte schoß vor, um den Angriff abzuwehren, wurde aber statt dessen von einem Hieb der Plastikschiene empfindlich getroffen. Verzweifelt ließ Jacob sich nach vorn fallen und zog den Kopf ein, als die Stange wenige Zentimeter über ihm vorbeizischte.
Zumindest die Rolle fiel tadellos aus. Die geringe Gravitation machte sich hilfreich bemerkbar, als er sich hockend aufrichtete und herumwirbelte. Aber jetzt war auch seine rechte Hand taub, da er automatisch den Schmerz von einem häßlichen Bluterguß abgeschaltet hatte. LaRoque drehte sich in seinem Anzug behender um, als Jacob erwartet hatte. Hatte Kepler nicht von LaRoques Astronautenausbildung gesprochen? Keine Zeit – da kam er schon.
In einem abwärts gerichteten Schwung kam die Plastikschiene herunter. LaRoque hielt sie in einem beidhändigen Kendo-Griff umklammert – leicht abzuwehren, wenn Jacob nur seine Hände hätte gebrauchen können. Jacob tauchte unter der Stange weg und rammte den Kopf in LaRoques Bauch. Ohne innezuhalten, drängte er weiter, bis sie zusammen gegen die Wand prallten. LaRoque ließ die Stange fallen.
Jacob stieß sie mit dem Fuß beiseite und sprang zurück. »Hören Sie auf damit, LaRoque!« Er rang nach Atem. »Ich will nur mit Ihnen reden... Niemand hat irgendwelche Beweise gegen Sie, also weshalb wollen Sie weglaufen? Sie können sowieso nirgends hin.« LaRoque schüttelte betrübt den Kopf. »Sorry, Demwa.« Sein affektierter Akzent war völlig verschwunden. Er warf sich mit ausgestreckten Armen nach vorn.
Jacob sprang zurück, bis die Distanz stimmte, und er zählte langsam.
Bei fünf senkten sich seine Augenlider, und seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Für einen Moment war Jacob Demwa vollständig und ganz. Er bog sich zurück und betrachtete im Geiste eine Vermessungslinie, die sich von seiner Schuhspitze bis zum Kinn seines Gegners zog. Die Schuhspitze folgte dieser bogenförmigen Linie in einer schnappenden Bewegung, die sich über Minuten hinzudehnen schien. Als sie ihr Ziel traf, war es wie eine federzarte Berührung. LaRoque erhob sich in die Luft. In der ganzen Fülle seiner selbst sah Jacob Demwa zu, wie die Gestalt im Raumanzug in Zeitlupe rückwärts flog. Empathie versetzte ihn in den Gegner, und er selbst schien es zu sein, der da waagerecht durch die Luft segelte und dann in schmerzvoller Schmach abwärts wehte, bis der harte Boden ihm den Geräterucksack in den Rücken trieb.
Dann war die Trance zu Ende, und er öffnete LaRoques Helm... zog ihn ab und half dem Mann, sich aufzusetzen und an die Wand zu lehnen. LaRoque weinte leise.
Jacob bemerkte ein Päckchen an LaRoques Gürtel. Er schnitt den Riemen ab und begann, die Verpackung abzureißen. Als LaRoque ihn daran hindern wollte, stieß er seine Hände beiseite.
»Aha.« Jacob schürzte die Lippen. »Sie haben den Strahler gar nicht erst gegen mich verwendet, weil die Kamera Ihnen zu wertvoll war.
Warum wohl? Vielleicht finde ich es heraus, wenn wir dieses Ding abspielen. Kommen Sie, LaRoque.« Er stand auf und zog ihn hoch. »Wir gehen jetzt zu einem Lesegerät. Das heißt, wenn Sie mir nicht vorher noch etwas sagen wollen?«
LaRoque schüttelte den Kopf. Er folgte gehorsam, als Jacob ihm die Hand auf den Arm legte. Als sie den Hauptkorridor erreichten und Jacob sich dem Fotolabor zuwenden wollte, stießen sie auf einen Suchtrupp, der von Dwayne Kepler angeführt wurde. Trotz der reduzierten Schwerkraft stützte der Wissenschaftler sich schwer auf den Arm des Arztes, der ihn begleitete.
»Ah, Sie haben ihn gefangen! Wunderbar! Damit ist bewiesen, was ich gesagt habe! Der Mann wollte sich der gerechten Bestrafung entziehen. Er ist ein Mörder!«
»Das werden wir sehen«, meinte Jacob., »Das ganze Abenteuer beweist bisher nur, daß er Angst bekommen hat. In Paniksituationen kann auch ein Bürger gewalttätig werden. Was mich interessiert, ist die Frage, wohin er eigentlich wollte. Da draußen gibt es nichts als zerborstenes Felsgestein! Vielleicht sollten Sie ein paar Leute hinausschicken und die Umgebung des
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