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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Kepler grunzte überrascht.
    Einer der beiden Männer wollte den Journalisten packen, aber er bekam eine Faust ins Gesicht. LaRoque entwand sich ihm wie ein Akrobat und rannte rückwärts den Gang hinunter. Dabei hob er seine zurückeroberte Kamera. Jacob und der zweite Mann setzten ihm instinktiv nach.
    Jacob sah einen Blitz und fühlte einen bohrenden Schmerz in der Schulter. Während er sich duckte, um einem zweiten Betäubungsstrahl auszuweichen, sprach plötzlich etwas in seinem Kopf. Es sagte: »Okay, das ist meine Aufgabe. Ich übernehme.«
    Er stand wartend in einem Gang. Es war aufregend gewesen, aber jetzt war es die reine Hölle. Das Licht im Gang trübte sich für einen Moment. Er ächzte und streckte die Hand aus, um sich an der rauhen Wand festzuhalten, während sich sein Blick wieder klärte.
    Er war allein in einem Versorgungskorridor. Schmerz erfüllte seine Schulter, und die Überreste einer tiefen, beinahe selbstgefälligen Zufriedenheit verflogen wie ein verblassender Traum. Vorsichtig sah er sich um, und dann seufzte er.
    »Du hast also übernommen und gedacht, du bringst es ohne mich fertig, wie?« grunzte er. In seiner Schulter kribbelte es, als sei sie eingeschlafen gewesen und erwache nun wieder.
    Jacob hatte keine Ahnung, wie seine andere Hälfte hatte loskommen können, und er wußte auch nicht, weshalb sie versucht hatte, die Angelegenheit ohne die Hilfe der Hauptperson zu regeln. Aber offensichtlich war sie auf Schwierigkeiten gestoßen, wenn sie jetzt aufgab.
    Ein Gefühl der Verärgerung war die Antwort auf diesen Gedanken.
    Mr. Hyde war sehr empfindlich, wenn es um seine Grenzen ging. Aber schließlich kam es doch zur Kapitulation.
    Ist das alles? Die Erinnerung an die letzten zehn Minuten kam jetzt restlos zurück. Er lachte. Sein amoralisches Ich war auf eine unüberwindliche Barriere gestoßen.
    Pierre LaRoque war in einem Raum am Ende dieses Gangs.
    Inmitten des Chaos, das ausgebrochen war, als LaRoque seine Betäuber-Kamera an sich gerissen hatte, war Jacob der einzige gewesen, der dem Mann hatte auf der Spur bleiben können, und selbstsüchtig hatte er niemanden an seiner Jagd teilhaben lassen.
    Er hatte LaRoque spielerisch verfolgt, wie eine Forelle, die man glauben ließ, sie habe den Verfolger abgeschüttelt. Einmal hatte er sogar einen Verfolgertrupp der Stützpunktbesatzung auf eine falsche Spur gelenkt, weil sie seinem Wild zu nah gekommen waren. Und jetzt war LaRoque, zwanzig Meter weit vor der Außenschleuse; in einer Gerätekammer dabei, einen Raumanzug anzulegen. Er war seit fünf Minuten dort drinnen, und bis er fertig wäre, würden mindestens noch einmal zehn Minuten verstreichen. Und das war die unüberwindliche Barriere. Mr. Hyde konnte nicht warten. Er war nur eine Sammlung von Trieben, keine Person, und Jacob war derjenige, der über die ganze Geduld verfügte. So hatte er es geplant.
    Jacob gab seiner Verachtung schnaubend, aber nicht ohne ein schmerzliches Zusammenzucken, Ausdruck. Vor nicht allzu langer Zeit war dieser Trieb ein alltäglicher Teil seiner selbst gewesen. Er kannte den Schmerz, den das Warten dieser kleinen, künstlichen Persönlichkeit zufügte, die auf der augenblicklichen Befriedigung ihrer Wünsche bestand.
    Minuten vergingen. Stumm beobachtete er die Tür. Obwohl er jetzt bei vollem Bewußtsein war, wurde er allmählich ungeduldig. Es erforderte ernsthafte Willensanstrengung, die Hand nicht auf den Türgriff zu legen. Der Türgriff begann sich zu drehen. Jacob trat zurück; seine Hände hingen rechts und links herab.
    Die Glasblase eines Raumhelms schob sich durch den Spalt, als die Tür nach außen schwenkte. LaRoque blickte erst nach links, dann nach rechts. Luft zischte zwischen seinen Zähnen hindurch, als er Jacob erblickte. Die Tür öffnete sich ganz, und der Mann kam heraus, eine Plastikschiene in der Hand.
    Jacob hob die Hand. »Halt, LaRoque! Ich möchte mit Ihnen sprechen. Sie können sowieso nicht entkommen.«
    »Ich will Ihnen nicht weh tun, Demwa. Hauen Sie ab!« LaRoques Stimme näselte nervös aus dem Lautsprecher auf seiner Brust. Drohend schwenkte er seinen Plastikknüppel hin und her.
    Jacob schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Bevor ich mich hier postierte, habe ich an der Schleuse unten am Gang ein bißchen herumgefummelt, und der Weg bis zur nächsten wird Ihnen in Ihrem Raumanzug ziemlich lang werden.«
    LaRoques Gesicht verzerrte sich. »Warum!? Ich habe nichts getan!
    Und Ihnen schon gar nicht!«
    »Das werden wir

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