Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
hören werden.«
    Etwas in Helene daSilvas Gesichtsausdruck, eine Andeutung von Mitgefühl, verriet ihm, daß sie schon wußte, was ihm in Ecuador zugestoßen war, und daß sie warten würde, bis er den Zeitpunkt für gekommen hielt, ihr davon zu erzählen. »Ich freue mich darauf. Und ich habe mir endlich auch eine für Sie einfallen lassen. Sie handelt von den ›Singvögeln‹ von Omnivarium. Anscheinend ist es auf diesem Planeten so still, daß die menschlichen Siedler äußerst vorsichtig sein müssen, weil die Vögel sonst anfangen, jedes ihrer Geräusche nachzuahmen. Dies aber hat eine interessante Wirkung auf die Liebespraktiken der Siedler, vor allem der Frauen – je nachdem, ob sie die ›Fähigkeiten‹ ihres Partners auf althergebrachte Weise dokumentieren oder lieber diskret bleiben wollen. Aber jetzt muß ich zum Dienst zurück. Und ich will Ihnen noch nicht die ganze Geschichte verraten. Ich werde Sie informieren lassen, wenn wir die erste Turbulenz erreichen.«
    Jacob erhob sich und sah ihr nach, wie sie zur Kommandostation ging. Der Außenbezirk der solaren Chromosphäre war vermutlich ein merkwürdiger Ort, sich vom Gang einer Fern bezaubern zu lassen, aber solange sie noch zu sehen war, dachte er nicht daran, den Blick abzuwenden. Er bewunderte die Geschmeidigkeit, mit der die Angehörigen des Interstellaren Korps ihre Gliedmaßen bewegten.
    Verdammt – wahrscheinlich tat sie das absichtlich. Wo es nicht mit ihrer Arbeit in Konflikt geriet, betrieb Helene daSilva die Libido offensichtlich als Hobby.
    Gleichwohl lag in ihrem Verhalten ihm gegenüber etwas Merkwürdiges. Das Vertrauen, das sie ihm entgegenbrachte, war anscheinend größer als die unwesentlichen Taten, die er auf Merkur vollbracht hatte, und ihre gelegentlichen freundschaftlichen Plaudereien es rechtfertigten. Vielleicht verfolgte sie eine bestimmte Absicht. Aber welche das war, wußte er nicht.
    Andererseits – vielleicht waren die Leute auf dem langen Sprung mit der Calypso aus ganz natürlichen Gründen vertrauensvoller miteinander umgegangen. Eine Frau, die auf einer O’Niel-Kolonie in einer Periode der durch politische Verdummung verursachten Verinnerlichung aufgewachsen war, vertraute ihren Instinkten möglicherweise bereitwilliger als ein Kind der höchst individualistischen Konföderation.
    Er fragte sich, was Fagin ihr über ihn erzählt hatte.
    Jacob ging zur Zentralkuppel, an deren Seitenwand außen eine kleine WC-Kabine angebracht war.
    Als er wieder herauskam, fühlte er sich munterer. Auf der anderen Seite der Kuppel, beiden Speise- und Getränkeautomaten, traf er auf Dr. Martine, die dort mit den beiden zweifüßigen Aliens stand. Sie lächelte ihm zu, und Cullas Augen strahlten freundlich auf. Sogar Bubbacub grunzte eine Begrüßung durch seinen Vodor.
    Per Knopfdruck orderte er einen Qrangensaft und ein Omelette.
    »Ich muß Ihnen sagen, Jacob, Sie sind gestern abend zu früh schlafen gegangen. Pil Bubbacub hat uns noch ein paar unglaubliche Geschichten erzählt, als Sie schon zu Bett gegangen waren. Sie waren wirklich erstaunlich!«
    Jacob verneigte sich leicht vor Bubbacub. »Das tut mir leid, Pil Bubbacub. Ich war sehr müde; sonst wäre ich entzückt gewesen, mehr über die großen Galaktiker zu hören – vor allem über das ruhmreiche Volk der Pila. Ich bin sicher, der Vorrat an Legenden ist unerschöpflich.«
    Martines Haltung versteifte sich, aber Bubbacub gab seinem Wohlgefallen Ausdruck, indem er sich aufplusterte. Jacob wußte, daß es gefährlich sein würde, den kleinen Alien zu beleidigen. Aber inzwischen war er fast sicher, daß der Botschafter es nicht als Beleidigung erkennen würde, wenn man ihn der Hybris bezichtigte, und so konnte er sich diese harmlose Stichelei nicht verkneifen. Martine bestand darauf, daß er zu ihnen herüberkäme, um zu frühstücken. Hier hatte man die Liegen bereits hochgeklappt. Zwei der vier Besatzungsmitglieder, die unter daSilvas Kommando standen, saßen am Nachbartisch und aßen.
    »Hat jemand Fagin gesehen?« erkundigte sich Jacob.
    Dr. Martine schüttelte den Kopf. »Nein, er ist leider schon seit über zwölf Stunden auf der B-Seite. Ich weiß nicht, weshalb er nicht zu uns kommt.«
    Diese Zurückhaltung paßte nicht zu Fagin. Als Jacob in der Instrumentenhälfte gewesen war und das Teleskop benutzt hatte, war der Canten dort gewesen, aber er hatte kaum ein Wort gesprochen. Jetzt hatte daSilva die ›Unterseite‹ für alle mit Ausnahme des Alien gesperrt, und er

Weitere Kostenlose Bücher