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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Maschinen (und auch nichts von der neurotischen Hast, die die Maschinen mit sich bringen – einschließlich der Krankheit namens Ehrgeiz), denn beide haben sie nicht die Mittel dazu. Wale haben keine Hände und können kein Feuer benutzen. Sonnengespenster haben keine feste Materie und zuviel Feuer.
    War es für sie ein Segen oder ein Fluch?
    (Frag den Buckelwal, der seufzend durch die Lautlosigkeit der Meerestiefen zieht. Wahrscheinlich wird er sich nicht die Mühe machen, dir zu antworten, aber vielleicht wird er die Frage eines Tages in sein Lied einfließen lassen.)
    »Sie kommen gerade zur rechten Zeit. Ich wollte Sie eben rufen.« DaSilva deutete voraus in den rosaroten Dunst.
    Ein Dutzend oder noch mehr Toroiden drehten sich farbenfroh vor ihnen. Aber diese Gruppe war anders als die vorige. Statt passiv zu treiben, bewegten sie sich umher und drängten sich um etwas, das sich in ihrer Mitte befand. Ein Torus ganz in der Nähe, höchstens eine Meile weit entfernt, glitt zur Seite, und dann sah Jacob den Gegenstand ihres Interesses.
    Dieser Magnetovore war größer als die anderen. Statt der sich ständig ändernden, facettenreichen geometrischen Formen zogen sich abwechselnd helle und dunkle Bänder um seine ringförmige Gestalt, und er dümpelte träge dahin, während seine Oberfläche sich zu kräuseln schien. Seine Nachbarn umwimmelten ihn zu allen Seiten, doch sie bewahrten einen gewissen Abstand, als schreckten sie vor etwas zurück.
    DaSilva gab einen Befehl. Der Pilot berührte einen Knopf, und das Schiff drehte sich, bis die Photosphäre schließlich wieder unter ihnen war. Jacob war erleichtert. Was immer die Kraftfelder des Schiffes ihm sagen mochten – solange die Sonne zu seiner Linken aufragte, hatte er ständig das Gefühl zu kippen.
    Der Magnetovore, den Jacob bei sich ›den Großen« nannte, schien sich seines Gefolges nicht bewußt zu sein. Er rotierte unbeirrt weiter. Seine Bewegungen waren schwerfällig und von einem ausgeprägten Wackeln gekennzeichnet.
    Der weiße Lichtkranz, der jeden anderen Torus umspülte, flackerte bei diesem hier matt um die Ränder, wie eine erlöschende Flamme. Die dunklen und hellen Bänder pulsierten in ungleichmäßigen Wellenbewegungen.
    Jeder Pulsschlag rief in der umgebenden Schar von Torussen eine Reaktion hervor. Die Randmuster verschärften sich kraß, und grellblaue Diamanten und Spiralen erstrahlten, während jeder Magnetovore im Takt des allmählich anschwellenden Rhythmus des ›Großen‹ mitschwang. Plötzlich schoß der nächste der umgebenden Toroiden auf den gestreiften ›Großen‹ zu, und hellgrüne Lichtblitze sprühten über seine Rotationsbahn.
    Eine Wolke von glitzernden blauen Punkten erhob sich von dem schwangeren Torus und wehte auf den herannahenden Gefährten zu. Einen Augenblick lang schwebten die Punkte vor ihm, tanzten wie funkelnde Wassertropfen auf einer heißen Bratpfanne vor dem Ungetüm und schienen es zurückzudrängen, immer wieder spielerisch an ihm knabbernd, bis es fast unter dem Schiff verschwand.
    Das Schiff drehte sich unter der Hand des Piloten und richtete den Rand des Decks auf den nächsten der funkelnden Punkte, der höchstens einen Kilometer weit entfernt war. Dann sah Jacob sie zum erstenmal deutlich vor sich, jene Lebensform, die man Sonnengespenster nannte.
    Zart wie ein Gespenst schwebte das Wesen daher, als seien die chromosphärischen Winde eine milde Brise, in der sie leise flatterten. Von den festen, rotierenden, derwischhaften Toroiden unterschied es sich wie ein Schmetterling von einem Schwarm Brummkreisel.
    Es sah aus wie eine Qualle oder wie ein leuchtend blaues Badetuch, das sich an der Wäscheleine im Wind bauschte. Vielleicht glich es auch eher einem Oktopus mit den kurzlebigen Auswüchsen, die an seinen ungleichmäßigen Rändern erschienen und gleich wieder verschwanden. Manchmal, fand Jacob, sah es aus wie ein Stück des Meeresspiegels, das, irgendwie abgeschöpft, hier heraufgeweht worden war und nun dahintrieb, wie durch ein Wunder in seinen flüssigen, flutenden Bewegungen fortfahrend.
    Das Gespenst kräuselte sich. Langsam glitt es auf das Sonnenschiff zu, etwa eine Minute lang – und hielt dann inne.
    Es schaut uns an, dachte Jacob.
    Einen Augenblick lang betrachteten sie einander, die Wasserwesen in ihrem Schiff und das Gespenst.
    Dann drehte sich das Wesen so, daß seine flache Oberfläche sich dem Schiff zuwandte. Plötzlich war das Deck in einem Blitz von gleißend buntem Licht

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