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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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davon.
    Der Erwachsene ließ sich nicht abschrecken. Einen Augenblick später war das Baby eingeholt. Das pulsierende Loch in der Mitte des Alten sog es auf und verzehrte es in einem aufstrahlenden Dunst.
    Jacob merkte, daß er den Atem anhielt. Er ließ die Luft aus der Lunge strömen, und es hörte sich an wie ein Seufzer. Unterdessen waren die Babies von ihren Hütern zu ordentlichen Reihen formiert worden. Langsam begannen sie, sich von der Herde zu entfernen. Ein paar der Hirten blieben zurück, um die Erwachsenen in Schach zu halten. Jacob beobachtete die funkelnden kleinen Lichtkringel, bis die Strähne eines Filaments heranwehte und ihm die Sicht versperrte.
    »Jetzt fangen wir an, unser Gehalt zu verdienen«, flüsterte Helene daSilva. Sie wandte sich an den Piloten. »Halten Sie das Deck auf einer Ebene mit den zurückgebliebenen Hirten. Und sagen Sie Culla, er soll bitte die Augen aufsperren. Ich muß wissen, wenn irgend etwas von unten herankommt.«
    Die Augen aufsperren! Jacob unterdrückte einen unwillkürlichen Schauder und sagte nachdrücklich nein, als seine Phantasie sich erbot, ihm ein Bild zu präsentieren. Aus was für einer Ära stammte diese Frau! »Okay«, sagte die Kommandantin. »Gehen wir langsam ran.«
    »Glauben Sie, sie haben gemerkt, daß wir bis zum Ende des Kalbens warten wollen?« fragte Jacob.
    Sie zuckte die Achseln. »Wer weiß? Vielleicht halten sie uns für eine scheue Form von erwachsenen Toroiden. Vielleicht erinnern sie sich nicht einmal an unsere früheren Besuche.«
    »Oder an Jeffs?«
    »Oder an Jeffs. Es hat keinen Sinn, hier allzu viel vorauszusetzen. Oh, ich glaube Dr. Martine, wenn sie sagt, ihre Apparate registrieren eine Basisform von Intelligenz. Aber was bedeutet das schon? In einer solchen Umgebung... Sie ist noch einfacher als ein Ozean auf der Erde. Aus welchem Grund sollte eine Rasse da eine funktionale semantische Fähigkeit entwickeln? Ein Gedächtnis? Die Drohgesten, die wir auf früheren Tauchfahrten gesehen haben, lassen nicht notwendigerweise auf einen besonders ausgeprägten Verstand schließen. Vielleicht sind sie wie die Delphine, bevor wir vor ein paar hundert Jahren mit unseren Experimenten anfingen – eine Menge Intelligenz und keine Spur von geistigem Ehrgeiz. Zum Teufel, wir hätten schon vor langer Zeit UpliftCenter-Leute wie Sie hinzuziehen sollen.«
    »Sie reden, als sei die Entwicklung von Intelligenz auf evolutionärem Wege die einzige Möglichkeit.« Jacob grinste. »Mal abgesehen von der galaktischen Meinung zu diesem Punkt – sollten Sie eine andere Möglichkeit nicht zumindest auch in Erwägung ziehen?«
    »Sie meinen, daß die Gespenster vor langer Zeit einmal geliftet worden sind?« Einen Moment lang machte daSilva ein schockiertes Gesicht. Dann begriff sie die Implikationen dieses Gedankens und sprang auf. Ihre Augen funkelten. »Aber wenn das der Fall wäre, dann müßte es auch...«
    Der Pilot unterbrach sie.
    »Sir, sie setzen sich in Bewegung.«
    Die Gespenster flatterten in dem heißen, wolkigen Gas. Blaue und grüne Reflexe glitzerten über ihre Gestalten, während sie träge einhunderttausend Kilometer hoch über der Photosphäre schwebten. Nur langsam wichen sie vor dem Schiff zurück und ließen dabei den Abstand allmählich kleiner werden, bis man bei jedem einzelnen eine matt schimmernde weiße Corona erkennen konnte.
    Jacob merkte, daß Fagin links neben ihm erschienen war. »Es wäre traurig«, flötete der Canten leise, »wenn solche Schönheit von einem Verbrechen besudelt wäre. Es käme mich hart an, wenn ich Böses spürte, während ich noch in ehrfürchtigem Staunen erstarrt bin.«
    Jacob nickte.
    »Stets sind die Engel hell...«, begann er, aber natürlich kannte Fagin den Rest.
    Stets sind die Engel hell, fiel auch der Hellste. Borgt’ alles Schlechte auch den Schein der Gnade Doch müßte Gnade wie sie selbst erscheinen...
    »Culla sagt, sie führen etwas im Schilde.« Der Pilot drückte eine Hand ans Ohr und spähte nach vorn.
    Eine Wolke von dunklerem Gas aus dem Filament wehte rasch in die Region und versperrte ihnen den Blick auf die Gespenster. Als sie sich verzogen hatte, waren alle bis auf einen weiter zurückgewichen.
    Dieser eine wartete, als das Schiff langsam näher rückte. Er sah anders aus, halb durchsichtig, größer, blauer. Und einfacher als die anderen. Er wirkte steif, kräuselte sich nicht wie die übrigen und bewegte sich zielstrebiger.
    Ein Botschafter, dachte Jacob.
    Der Solarier stieg

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