Sonnentaucher
Aufregung erkennen. Schließlich verschwand er in der Zentralkuppel.
DaSilva erklärte, sie habe Culla auf die B-Seite geschickt, wo sich normalerweise nur die Instrumente befanden. Er solle dort für den Fall Posten beziehen, daß die Laserwesen sich ›von unten‹ her, aus dem Nadir, näherten, denn dort waren sie für die Detektoren am Rand des Decks nicht erreichbar.
»Ein paarmal haben wir sie schon im Zenit gesichtet«, wiederholte daSilva. »Und solche Sichtungen waren oft die interessantesten, beispielsweise, wenn es sich um anthropomorphe Gestalten handelte.«
»Und diese Wesen sind immer verschwunden, bevor das Schiff gekippt werden konnte?« fragte Jacob.
»Ja, oder die Biester kippten mit, so daß sie immer senkrecht über uns blieben. Es war zum Auswachsen! Aber es war auch der erste Hinweis darauf, daß es hier unter anderem um Psi-Phänomene gehen könnte. Denn was immer ihre Motive waren, woher sollten sie wissen, daß wir unsere Instrumente am Rand einer Scheibe installiert hatten, und wie konnten sie unseren Bewegungen so präzise folgen, wenn sie nicht vorher wußten, was wir beabsichtigten?«
Jacob runzelte nachdenklich die Stirn. »Aber warum bringen Sie nicht hier oben ein paar Kameras an? Das kann doch kein großes Problem sein?«
»Nein, es ist kein großes Problem«, meinte daSilva zustimmend. »Aber die Wartungs- und Tauchmannschaften wollten die ursprüngliche Symmetrie des Schiffes nicht durcheinanderbringen. Wir würden einen weiteren Kabeltunnel durch das Deck zum Hauptaufzeichnungscomputer verlegen müssen, und Culla hat uns glaubhaft versichert, daß damit jede noch so geringe Manövrierfähigkeit im Falle eines Stasisausfalls beim Teufel wäre – obgleich es darauf wahrscheinlich nicht mehr ankommen würde. Man sieht ja, was mit dem armen Jeff passiert ist. Jeffs Schiff, das kleine, das Sie auf dem Merkur besichtigt haben, war von Anfang an darauf ausgerichtet, Zenit- und Nadir-Recorder zu betreiben. Es war das einzige mit dieser Ausstattung. Wir werden uns mit den Randinstrumenten, unseren Augen und einigen Handkameras begnügen müssen.«
»Und mit den Psi-Experimenten«, erinnerte sie Jacob.
DaSilva zuckte mit ausdrucksloser Miene.
»Ja, wir hoffen natürlich alle auf einen freundschaftlichen Kontakt.«
»Entschuldigen Sie, Captain.« Der Pilot blickte von seinen Instrumenten auf. Er drückte sich einen Hörknopf ans Ohr. »Culla meldet eine Farbdifferenz am oberen Nordende der Herde. Es könnte sein, daß dort gekalbt wird.«
DaSilva zuckte. »Okay. Gehen Sie an der Nordtangente zur Feldströmung auf Nordkurs. Steigen Sie mit der Herde an, und halten Sie genügend Abstand, damit wir sie nicht erschrecken.« Das Schiff neigte sich in eine neue Position. Auf der linken Seite hob die Sonne sich, bis sie zu einer Wand geworden war, die sich über und vor innen bis in die Unendlichkeit erstreckte. Eine matt phosphoreszierende Linie zog sich vor ihnen in die Ferne und krümmte sich sanft in die Photosphäre hinunter, eine schimmernde Bahn, die parallel zu der Herde der Toroiden verlief.
»Das ist der Superionisationsstreifen, den unser Kühllaser hinterließ, als wir aus dieser Richtung kamen«, erläuterte daSilva. »Er ist sicher ein paar hundert Kilometer lang.«
»So stark ist der Laser?«
»Na ja, wir müssen auch eine ganze Menge Hitze ableiten. Die ganze Idee basiert darauf, einen kleinen Teil der Sonne aufzuheizen. Sonst würde die Kühlung nicht funktionieren. Dies ist übrigens auch ein Grund dafür, warum wir so sorgfältig darauf achten, die Herde nicht vor oder hinter uns zu bringen.«
Jacob war voller Bewunderung. »Wann werden wir es sehen können, dieses... wie hat er gesagt? Das Kalben?«
»Ja, Kalben. Wir haben großes Glück. So etwas haben wir erst zweimal gesehen. Und beide Male waren auch die Hirten dabei. Anscheinend assistieren sie, wenn ein Torus kalbt. Es ist naheliegend, bei einer solchen Gelegenheit nach ihnen Ausschau zu halten. Wann wir hinkommen, hängt davon ab, wie stürmisch es unterwegs ist und wieviel Zeitkompression erforderlich ist, um halbwegs bequem hinzugelangen. Es kann einen ganzen Tag dauern. Wenn wir Glück haben...« – sie warf einen Blick auf die Instrumentenkonsole – »... können wir in zehn Minuten da sein.« Ein Mann der Besatzung war erschienen. Er hielt eine Karte in der Hand und wollte offensichtlich mit daSilva sprechen. »Vielleicht sollte ich zu Bubbacub und Dr. Martine gehen und ihnen Bescheid sagen«,
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