Sonnenwanderer

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Autoren: Colin Greenland

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ihren Kurs. »Typisch«, schimpfte Käpt’n Jute vor Vergnügen.
    »SOLL ICH EINEN KURS BERECHNEN, KÄPT’N?«, fragte eine vertraute Stimme in ihren Ohren.
    Hinter ihrem Visier lächelte Tabea derart, dass ihr die Kiefer schmerzten.
    »Nimm’s locker«, sagte sie.
    »EIN BISSCHEN SPIEL IST IMMER«, sagte das Ariel-Ego.

18
    Im Gürtel, über Funk, werden alle »Käpt’n« genannt. »Ahoi, Käpt’n, Sie übernehmen, wenn ich reinkomme.« »Sind Sie das, Käpt’n?« »Okay, Käpt’n, habe verstanden.« Dodger Gillespie hatte etliche gute Freunde, die sie nicht beim Namen kannte. Sie nannte sie einfach beim Schiffsnamen. »Chico Azul, hast du Cutting Edge gesehen? Sie sucht dich, du Glückspilz.« Es war eine vertraute, anhängliche kleine Gesellschaft, deren Mitglieder sich nur selten näher als hundert Kilometer kamen.
    Sie wünschte, sie hätte dasselbe für die Mitglieder der David-Xavier-Expedition sagen können.
    Sie überquerte einen Kanal mit gurgelndem Schmutzwasser
und kletterte einen Schutthang hinauf, der sie in eine Höhle voller massiver Stalagmiten und Stalaktiten brachte. Die Kinder rannten dazwischen herum. »Das ist ein tolles Abenteuer!«, riefen sie und leuchteten Dodger mit ihren Helmlampen ins Gesicht. »Findest du nicht, Käpt’n Gillespie?«
    »Und weiter geht es, Käpt’n«, sagte Monsignore Archibaldo von Herzen, als er sie energisch hinkend einholte. »Die Verletzten bilden die Nachhut.«
    Sein Heldenmut deprimierte sie genauso wie seine Frömmigkeit. Er hatte auf einem Zwischenstopp bestanden, um die Toten beider Seiten zu bestatten, das hieß, sie unter einem Hügel aus Dreck und Matrixtrümmern zu beerdigen.
    Das einzige intelligente Lebewesen, das sie seit ihrer Flucht aus dem Keckbau gesehen hatten, war ein Mann auf einer Brücke fünf Etagen höher gewesen, der etwas vor sich her geschoben hatte, das aussah wie eine AV-Truhe in einer Schubkarre. War das erst gestern gewesen? Wieso konnte sich niemand erinnern?
    Käpt’n Gillespie hatte auf dem rechten Arm einen Biss davongetragen, der höllisch wehtat, und ein paar Kratzer, die schlimmsten an der Seite, die sich entzündet hatte und geschwollen war. Das Gehen auf dem unebenen Boden war nicht gerade hilfreich. Grimmig trieb sie sich an, dem tanzenden Unhold des Kanal-9-Scheinwerfers zu folgen, den Xaxier großzügig auf dem Rücken trug. Nicht auszumachen in seiner grauen Tarnmontur, war Xavier völlig unverletzt geblieben.

    Sie stießen auf einen Quertrieb, den jemand als Mülldeponie benutzt hatte. Dort machten sie an einem Riesenhaufen aus Plastik-Kaffeeflaschen, Rhabarberblättern und benutztem Kleenex Halt. Timmi schnupperte hoffnungsvoll an einer ranzigen Konserve und hob das Bein.

    Sie gruppierten sich neu und gönnten den Bahrenträgern eine Verschnaufpause. Johanna und Lloyd entschieden sich, die beiden abzulösen, denn Ronald konnten sie nicht mehr tragen. Sein Tod hatte sie zutiefst erschüttert. Dodger konnte es ihnen nachfühlen; wenn man jung war, klammerte man das eigene Sterben aus. Vielleicht würden sie bald noch einmal Bekanntschaft mit dem Tod machen. Die Schwerverletzte gehörte zu den Feldassistenten der Sologatos; sie war immer noch bewusstlos.

    Dodger Gillespie sah Ronald noch vor sich, wie er sich im Motel für die Geheimnisvolle eingesetzt hatte: »Okay, sie klaut. Na und? Es gibt genug von allem!«
    Er hatte nicht lockergelassen, bis sie sich genötigt sah, eine Teilerklärung anzubieten. »Die Brückenmannschaft hat Probleme«, begann sie.
    Wie auf Kommando prustete das Team.
    »Sie haben also Probleme, okay!«
    »Blobs«, hörte sie Lloyd abfällig sagen.
    Die Xtaska-Adepten hegten eine lebhafte Verachtung für ihre sesshaften Kollegen, die an ihren Terminals klebten. Nichts war für die Brückenleute realer als die Abstraktionen auf dem Großschirm, dabei fachsimpelten sie endlos über den Belag von Pizzas.
    »Die Leute sind Raumverschwendung«, hatte Lloyd gesagt. »Ohne uns sind sie hilflos.«
    Er hatte eine bunte Schalterschnur gezogen, die von seinem Headset baumelte, und angefangen, mit zwei Analogsonden ausgelassen auf den Esstisch zu trommeln. »Fragen Sie sie nach Schwarzen Löchern …«
    Ronald war ihm ins Wort gefallen, um mit langsamer, dramatischer Gelehrsamkeit zu erklären: »Das einzige schwarze Loch, das sie kennen, ist Käpt’n Jutes schnuck…«

    Gelächter und Johannas Ellbogen hatten ihn zum Schweigen gebracht.
    Ronald hatte sich mit je einer angedeuteten Verbeugung