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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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gerade noch ein bisschen Fell sehen, getigert oder grau, das einem geschmeidigen Rücken gehörte, der im Laub verschwand.
    Er strich über ein Projektilgewehr, ein Lapham Scrutiny 282 mit computergestütztem Visier und Carbonfaserlauf. Es gehörte Dog, und Dog hatte es von Grant Nichtsweiter. Dog hatte gesagt, er könne sich die Waffe ausleihen, und ihn gedrängt, sie mitzunehmen und sich mit ihr vertraut zu machen. Sie fühlte sich gut an: glatt und gefährlich schwer. Den ganzen Morgen über hatte Leglois hier oben gesessen, still und hellwach, auf die leiseste Regung eingestellt. Er kam sich vor wie ein Saurierjäger auf der Venus, tief im Busch. Leglois hatte das mal im AV gesehen. Der Jäger verfiel in einen mystischen Zustand, in dem er eine unauflösliche karmische Verbindung mit der Bestie erlebte, die zu töten sein Schicksal war.
    »Glück gehabt?«, sagte Gunky Monkey hinter ihm.
    Leglois wäre fast vom Sims gefallen.
    Langsam drehte er den Kopf und nahm seinen unerwarteten Gefährten in Augenschein. Monkey sah aus wie immer, wie jemand, der am Boden eines Öltanks zur Welt gekommen und dort auch aufgewachsen war. Monk grinste artig, seine Zähne waren moosgrün.
    »Bis eben, ja«, sagte Niglon Leglois.
    »Nun sei mal nicht so«, sagte Monkey und kletterte näher heran.
    Leglois erwartete eine Neuigkeit, eine Aufforderung, einen Auftrag. Doch Monk schien sich nur die Zeit zu vertreiben. Er stand da und blickte in den Blätterwald hinunter. Der Ort erinnerte an einen uralten Tempel, der im Dschungel erstickt war. Wurzeln hatten das Pflaster rissig gemacht, junge Bäume hatten
es aufgebrochen. Ein Jaulen in den Büschen, ein kurzes Toben der Blätter. »Katze?«, sagte Monk.
    »Monkey«, sagte Leglois und tat so, als ziele er auf Monks Kopf. Wenn Dog nicht dabei war, fühlte er sich freier. Dog hackte immer auf ihm herum. Tu dies, tu das.
    »Willst du sie essen?«, fragte Monk.
    Insgeheim fühlte Leglois sich geschmeichelt. Monk ging also davon aus, dass er schon Katzenfleisch gegessen hatte, er es sogar gewohnt war, dieses Fleisch zu essen. »Ich verkaufe sie dem Chalet«, sagte Leglois und legte sich das Gewehr über die Knie.
    Monk grunzte liebenswürdig. Seine rot geränderten Augen glitzerten. Amüsierte er sich?
    »Wo warst du?«, fragte Leglois.
    »Mit Grant reden«, sagte Monk. »In den Docks. Wollte sehen, wie weit er ist.« Er riss ein großes Blatt ab und rieb es zwischen Finger und Daumen. Er schnupperte daran, dann begann er es zu falten und zu kniffen.
    »Was hältst du von ihm?«, fragte Leglois. Warum zum Teufel wollte ihm diese Frage die Kehle zuschnüren?
    Jetzt riss Monk das Blatt entzwei, als könne sich etwas zwischen den Fasern verbergen. Er sah Leglois ironisch an. »Er wird dir nichts tun, Leggy«, sagte er in einem komischen Tonfall.
    Leglois verlagerte seinen Hintern. »Sag nicht Leggy zu mir.«
    Der Verweis schien Gunky Monkey nichts auszumachen, vielleicht hatte er auch nicht hingehört, denn gründlicher konnte man kein Blatt zerreißen. Gunky Monkey machte keine halben Sachen. Nie.
    »Er hat alle seine Drohnen auf Vordermann gebracht«, sagte Monk. Klang das nach Akzeptanz oder gar nach Beifall? »Da ist eine!«
    »Eine Drohne?«

    Monk schubste ihn unsanft. »Eine Katze!«
    Niglon schoss. Ein gelbbrauner Körper wirbelte vom Boden auf. Ein schriller Todesschrei zerriss die Stille in den Gärten.
    Das war großartig. Das tat gut.
     
    »Ein Juwel«, sagte die Obristin. »Findest du nicht?«
    Mit perfekt manikürten Fingerspitzen berührte sie den silbernen Schaft der kobaltblauen Drinski-Lanze, so behutsam, dass sie keine Flecken hinterließen.
    »Ganz hübsch«, sagte Grant Nichtsweiter. Er hatte immer noch die Hände in den Taschen.
    Sie schloss den Deckel über dem todbringenden Gerät, fuhr mit den Fingern über die Längsseite, hob das Kästchen hoch und hielt es Grant hin. »Sie gehört dir«, sagte sie.
    Grant nahm die rechte Hand aus der Tasche und bügelte mit dem Daumenknöchel den Rand seines Toupets.
    »So ein schönes Stück«, sagte er. »Du solltest dich nicht davon trennen.«
    Obristin Stark schürzte die Lippen und schüttelte nur ansatzweise den Kopf. »Wir möchten, dass du damit deine Möglichkeiten erweiterst«, sagte sie.
    Mit ihrem roten Barett und der schwarzen Uniformbluse, dem Schulterhalfter und dem Offiziersstöckchen, dem breiten Gürtel und den glänzenden schwarzen Stiefeln wirkte sie absolut resolut. Ihre Haut war weiß und geschrubbt, die Augen

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