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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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du hast gezappelt und gestrampelt wie eine Fliege im Spinnennetz. Du musstest gerettet werden.«
    Jogo wünschte, sie wäre jetzt nicht hier. Er redete zärtlich auf den kleinen Geist ein, aber das war keine Zärtlichkeit.
    Er liebkoste das Tastenfeld des Netjockeys.
    »Ein paar Sekunden davon auf Kanal 10, und die Leute wären begeistert!«
    Er tat so, als streichle er den kleinen Geist. »Wir sind uns so nahe«, sagte er. »Ich bin unter deiner Haut. Ich bin in deinem Nervensystem. Eingerollt im Blinden Fleck deiner Netzhaut.«
    Die Schrantin tat wieder einen schweren Seufzer und zog sich das Schultertuch über den Kopf. Viele Wörter, die er sagte, kannte sie gar nicht, aber sie hatte Angst um ihn. Was, wenn Käpt’n Jute ihn hörte? Was, wenn andere Leute ihn hörten? Konnte er sie nicht auch hören?
    »Jogo.«

    Sie fuhr zusammen, bekam große Augen, legte die Ohren an.
    »Nicht kauern, Jogo, du weißt, wie ich das verabscheue.«
    Er kam zu ihr, streckte die Hand aus und berührte ihre Schnauze. Sie zuckte überreizt. Sie konnte nichts dagegen machen.
    »Du schreckst immer noch zurück«, sagte der Mann leise, beherrscht, nicht scharf. Als hätte er über etwas Erfreuliches geredet, die Sierra im Licht der Morgensonne, einen Strom voller Fische. »Ich weiß nicht, warum du zurückzuckst«, sagte er. Dann ergriff er ihren Arm und rieb seine Wange dagegen. »Ach, Jogo, Jogo. Ich würde dich ja gerne lieben, aber manchmal versuchst du, mich aufzuhalten.«
    Sie konnte nicht sprechen. Wände und Decken und die kalte, unwirtliche Finsternis drangen auf sie ein. Sie wandte den Kopf ab, wodurch sie ihren Hals entblößte, und sah ihn aus den Augenwinkeln an.
    Grant Nichtsweiter ließ ihren Arm leicht angewidert fahren. »Mach uns was zu essen«, sagte er. »Und vorher bitte duschen. Duschen, Jogo, hm?«
     
    Auf einem Monitor im Thalamus entdeckte Xtaska das Schnarren eines Hochleistungssystems.
    Leise schnurrend verarbeitete der Cherub die Information. Dann: »Larry, hier ist es wieder.«
    »Chef«, sagte Larry automatisch, sauste den Gang hinunter und warf sich in den Sitz unter der Fliegenden Untertasse. Seine Nachbarin lehnte sich herüber.
    Larry erkannte die Zeichen sofort. Es handelte sich um eine beispiellose Kraft, immer abgeschirmt oder verschlüsselt, keiner bekannten Aktivität zuzuordnen. Etwas fraß Wurmlöcher in die Datensphäre.

    Seine Kollegin setzte ihm das Kinn auf die Schulter. »Ist das der Bursche?«, sagte sie.
    »Welcher Bursche?«, fragte Larry.
    »Männlicher Mensch mit Schrantin. Manchmal sind sie in der Gegend.«
    Larry überlegte, spielte mit seinen Armreifen. »Der Geheimnisvolle«, sagte er.
     
    Käpt’n Jute strich über ihren neuen Game-Pod. Sie klopfte den kleinen weißen Ego-Chip an ihren Daumennagel. Es war nur ein Corban-Ariel-Drei, aber das reichte. Sie zog eine Grimasse und drückte die Hand in die Magengrube. Ihre Nervosität nervte.
    Pflichtbewusst checkte sie auf der Brücke ein, die hirnanatomisch - wohlgemerkt - ganz woanders lag. Der Ort war eine Baustelle, überall entblößte Elektronik. Der sogenannte Balken wurde installiert, das Interface zwischen den beiden Hemisphären. Den Programmierern zufolge war das eine bedeutende Verbesserung. Käpt’n Jute gab ein paar ermutigende Laute von sich.
    Dann kletterte sie in die Kapsel und schloss sich in eine Finsternis ein, die nach den anderen roch, die hier geatmet, geschwitzt und gefiebert hatten. Sie setzte das Headset auf, und wie ein Pilotennetz schnappte der VR-Harnisch ringsherum zu.
     
    Sie saß im Cockpit. Die Armaturen um sie herum waren erleuchtet, lauter grüne Juwelen, zitternde grafische Anzeigen, Skalen. Unter ihren Fingern spürte sie die warmen Tasten der Steuerung; hinter der Verglasung nichts als Weltraum, richtiger Weltraum.
    Sie waren in Bewegung. Sie spürte die schwerelose Masse eines gefüllten Laderaums im Rücken und das Vibrieren der drei großen Bergen-Düsenmäuler, die diese Masse langsam
in den Verkehr schoben, ins Gestrüpp , wo Fabrikröhren und Discount-Plattformen ihren leuchtenden, trägen Distanztanz mit Burger-Welten und Rot-Weiß-Stationen tanzten.
    »Also schön …«, sagte Käpt’n Jute.
    Weit hinten kroch ein Simon-Magnetzug vorbei, beladen mit wertvollen Erzen und Festgas aus den Gürtelminen, während in greifbarer Nähe Navajo-Scorpione und Freimacher-Adler wie gierige Metallfische das Handelsriff abgrasten. Ein solcher Fisch drehte unerlaubterweise um und querte ohne Signal

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