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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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Notebook mit einem lauten Klacks schlafen. »Was für eine absolut widerliche kleine Zecke er ist«, sagte sie.
    »Frau Zodiak ist nur ein kurzfristiges Element, nein?«, sagte der Direktor. »So oder so. Nein?«
    Obristin Stark dachte an die ausgebleichten Augen, die vergilbte Haut. »So sehe ich das auch, Herr Direktor.«
     
    »Hast du geträumt?«, fragte Grant Nichtsweiter die Frau in seinen Armen.

    Eine Zeit lang gab sie keine Antwort. Sie starrte verwirrt über seine Schulter. Mühelos entkam der Wegekuckuck dem zigtausendsten missglückten Grillfest von Karl dem Kojoten und verschwand in einer Staubwolke zwischen stilisierten Bergspitzen.
    »Ich war im Garten«, sagte Sarah kraftlos.
    Sie träumte jetzt immer vom Garten, jener künstlichen Umgebung, in der sie und Zidrich, Goreal, Susanna und Mogul ihre kurze und sonnige Kindheit verbracht hatten, betreut von den Cherubim. Der Garten wurde ihr mehr und mehr zum Paradies, wohin sie wieder zurückkehren wollte, wenn ihr beschleunigtes und sinnloses Leben beendet sein würde. Sie sehnte sich mehr und mehr danach.
    Grant Nichtsweiter schob einen Finger in ihr Höschen. Sie war kalt und trocken. Die Musik des Animationsfilms blieb unbeachtet.
    »Wir waren alle im Garten«, murmelte Sarah.
    Er liebkoste ihren Bauch. »Wirklich alle?«
    »Alle.« Er blickte in ihr verhärmtes Gesicht, als sie ihre toten Geschwister aufzählte: »Zidrich und Goreal und Susanna und Mogul.«
    »Nicht Sarah«, sagte er leichthin. Er war nackt. Er trug nur seine Brille. Er spielte an ihr herum.
    »Doch - Sarah«, sagte sie.
    »Nicht Sarah«, wiederholte er so leichthin wie zuvor. Er massierte seine Schläfen. »Ähm. Könntest du bitte hier sein, was meinst du?«
    Sarah lag träge da. »… und Xtaska«, krächzte sie.
    Er machte diese kurzen, missbilligenden Sauggeräusche mit der Zungenspitze und kniete sich auf, kniete sich rittlings über ihre Hüften. »Was ist los mit dir? Du hast einfach komplett losgelassen.
Es ist dir abhandengekommen. Hab ich recht, Liebling, he?«
    Er musste daran denken, wie sie unter ihm gestöhnt und geschrien, ihr Becken an ihm gerieben und an ihren Fesseln gezerrt hatte. Selbst als sie aufgehört hatte, ihm etwas vorzumachen, hatte sie immer noch reagiert. Jetzt schaukelte er schlaffes Fleisch.
    Es war eine Schande, wie schnell sich die Dinge abnutzten. Auf Imitationen war viel mehr Verlass.
    Grant Nichtsweiter blickte auf die Imago-Einheit von J. M. Souviens, die hinter den AVs stand. Bevor die Obristin an Bord gekommen war, hatte er sie abgeschaltet. Jetzt lief sie wieder. Auf dem Holodeck stand Tabea Jute und hielt ihren berühmten Ledermantel aufgespreizt. Darunter war sie nackt. Bei gedimmter Kabinenbeleuchtung war sie fast undurchsichtig.
    »Du machst dir wohl keine Sorgen mehr um sie«, sagte er mit einem vielsagenden Unterton. Das haben wir ausgestanden, was? Weißt du noch?«
    Sie tat keinen Mucks.
    »Bist du etwa eifersüchtig auf die Obristin? Die alte Kneifzange.« Er wischte durch Sarahs Gesicht. Wie mochte es jetzt mit Jogo sein, nach so vielen Wochen mit der Gespielin des Käpt’ns? Er war davon ausgegangen, dass es mit Sarah bis zur Übernahme dauern würde. Der Gedanke, jetzt zu Jogo zurückzukehren, gefiel ihm nicht. Auch nicht als Zwischenlösung. Es wäre wie ein Rückfall.
    »Was machen wir nur mit dir?«, fragte er die Akrobatin. »Es ist zu spät, dich nach Hause zu bringen. Die Dinge sind schon zu weit fortgeschritten. Ich weiß nicht einmal, ob Käpt’n Jute erbaut wäre, so wie du aussiehst.« Er schnupperte beinahe zärtlich an
ihrer eingesunkenen Wange, dann berührte er die Wange mit der Zungenspitze. Der Blick über die Schulter auf die Lichtskulptur von Tabea Jute hatte etwas Entschuldigendes. Das Holo blinzelte kühl mit den Wimpern. Grant Nichtsweiter nahm seine Gefangene in den Arm. Wie ein toter Fisch lag ihr Kopf in seiner Armbeuge, die Augen geweitet.
    Unendlich langsam brachte er seine Lippen an ihr Ohr.
    »Was hättest du denn gerne?«, flüsterte er. »Was möchtest du, dass ich tue? Vielleicht gibt es etwas, was wir noch nicht getan haben. Hast du eine Idee?«
    Keine Reaktion.
    Für einen Moment dachte er, sie wäre ihm wirklich abgenibbelt. Was auf keinen Fall passieren durfte. Sie musste unbedingt weiterleben, damit sie ihre Freundin begrüßen konnte. Dann begannen sich ihre ausdruckslosen, hyperraumfarbenen Augen langsam zu bewegen, bis sie auf die seinen trafen.
    »Mogul?«, wisperte die Retortenfrau.

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