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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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Brieftasche-tasche – wo dein Herz steckt! Wo deine Seele und dein Herz steckt, dein Blut und dein Leben!« In seinen Augen flackerte wieder die fanatische Wildheit des vergangenen Abends auf. »Nur diesmal, Herr Geschäftsmann, machen wir ganze Sache, bis zum bitteren Ende. Und wenn ich fertig bin, biste pleite. Dann is es aus mit dir. Und dann wirste Gott verfluchen. Mich.« Ich war noch immer nicht schockiert – und würde es wohl auch nie mehr sein. »Sie sind nicht Gott«, erwiderte ich. »Sie haben nur ab und zu lichte Momente.«
    Er sprang auf. »Heut kannste mich nich ärgern. Ich bin nich verrückt, aber bevor wir miteinander fertig sind, bist du es!« Er streckte mir die Hand hin, »Schau. Kein einziger Kratzer! Ich hab' gestern abend geträumt. Du hast gewußt, daß ich träume, aber ich sollte glauben –« Keuchend brach er ab und klemmte sich die dunkle Brille vor die wäßrigen Augen. »Jetzt hör mal gut zu!« Er stelzte ins Eßzimmer. »Jetzt gehste ins Büro und rufst deinen verdammten Makler an, er soll verkaufen, verkaufen!« Er wirbelte herum und schaute mich über den Eßzimmertisch an. »Er soll den Scheck schicken, Phoebe wird ihn persönlich abholen, heute, heute, hundertzwanzigtausend Dollar! Alles, jeden Heller, Mann, kapito?«
    »Anschließend soll ich ihn wohl hierher bringen, Ihnen übergeben, natürlich ordnungsgemäß indossiert, und dann darf ich annehmen, daß Sie verschwinden.«
    »Paps, du bist wieder mal schlauer, als die Polizei erlaubt. Das haben wir doch schon geregelt. Du zahlst die Pinke auf dein normales Konto ein, weil wir doch die ganze Transaktion völlig legal abwickeln wollen, ganz koscher.«
    »Das wird etwas schwierig werden.«
    Wilby lachte, aber es klang hohl. »Hab' dir doch gesagt, daß ich von Fall zu Fall improvisiere! Ich knobel' schon was aus. Jenny-Baby muß doch kriegen, was sie will. Pinke bedeutet mir gar nichts. Grünes Klopapier. Aber Jenny schwärmt von der Riviera, und da kommt sie auch hin. Riviera, Kleider, Männer – alles, was sie haben will!« Nun trat er um den Tisch herum dicht vor mich hin, senkte vertraulich die Stimme und grinste. »Man muß doch für seine Schwester sorgen, was?«
    Schwester. Wilby wartete auf ein Erstaunen, das ich nicht zu empfinden vermochte. Weder Schock noch Widerwille noch Abscheu. Ich erinnerte mich lediglich an seine Beschwörungen, er hätte ihr doch alles beigebracht, und an ihre Verachtung, daran, wie er sie dann geschlagen hatte, und an meinen Verdacht, diese Brutalität könne einer obskuren, irregeleiteten, sexuellen Eifersucht entspringen. Aber das schien schon lange her. Wenn man einmal in diese Tiefen absteigt, darf man sich nicht wundern, wenn sie sich als bodenlos erweisen.
    Indessen wollte ich Wilby nicht enttäuschen. »Jenny hat mir gesagt, daß sie Ihre Schwester ist«, log ich.
    Das Lächeln verkümmerte, erlosch. Er grunzte etwas und marschierte ins Wohnzimmer. »Das Mistvieh!«
    Ohne jede Regung von Genugtuung folgte ich ihm.
    Er erwartete mich bereits, mit gespreizten Beinen, locker hängenden Armen und vorgerecktem Kopf. »Gestern nacht haste dir'n paar dicke Fehler geleistet, Mann. Daß du nich 'n Ende gemacht hast, bei der guten Gelegenheit. Daß du nich auf Jenny gehört hast.«
    Er war also nicht ohnmächtig auf dem Boden gelegen – hatte bewußt und innerlich bebend gelauscht und es auf die nächsten Prügel ankommen lassen.
    »Na, Paps«, fuhr er fort, »warum haste nich gemacht, was Jenny wollte?«
    »Weil ich wußte«, log ich abermals, »worauf Sie es angelegt hatten.« Da er nicht sogleich antwortete, konnte ich den verblüfften Augenausdruck hinter den Brillengläsern nur vermuten.
    Dann reagierte er. »Lügst schon wieder, was? Du hast's nich geschafft, weil ich dir leid tat.« Nun schrie er plötzlich auf: »Und das war dein größter Fehler, Mann! Meinste, mich schert's, weil du nich mitgemacht hast? Teufel, mich haben schon ganz andere abgelehnt. Aber niemand … niemand soll mich bedauern. Kapito? Deshalb geht's heute ums Ganze, Paps. Deshalb geht's heute bis zum Äußersten, Paps.«
    »Wilby«, sagte ich, »bevor ich gehe, wollen wir doch eines klarstellen – ich bin nicht Ihr Vater.«
    Aber ich wußte, daß auch dies ein hoffnungsloser Versuch war, und verspürte eine erste, prickelnde Überraschung: Warum sprach ich aus, daß ich genau wußte, daß Wilby mich dazu benützte, Rache an seinem Vater zu nehmen? Oder gar an einer Welt, von der er sich schlecht behandelt

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