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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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geschehen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Der Kampf wird einzig zwischen ihm und mir ausgetragen«, erklärte ich. »Was er Lydia oder Anne antun würde, geschähe nur, um mich leiden zu sehen, verstehst du? Und wie kann ich leiden, wenn er mich umgebracht hat?« Das war doch einleuchtend genug, oder? Jeder Narr mußte das begreifen.
    Aber Henry stemmte sich mit beiden Fäusten gegen die Schreibtischplatte. »Unterstellung Nummer zwei: daß dein Tod Lydia retten würde. Du denkst nicht an Lydia, Adam!«
    Ich dachte nicht an Lydia? Warum sollte ich es sonst tun? In diesem Moment der Verwirrung hatte ich den Eindruck, mit einem Menschen zu sprechen, der den Verstand verloren hatte.
    »Unterstellung Nummer drei: Wie steht es mit dem verbrannten Liebesbrief.? Meinst du nicht auch, er hat inzwischen einen neuen geschrieben? Wenn du richtig denken könntest, Adam, dann würde dir nicht im Traum einfallen, Lydia das durchmachen zu lassen. Das wäre möglicherweise das einzige, was sie noch härter treffen könnte als dein Tod – den Rest ihrer Tage mit dem Zweifel leben zu müssen, was du wirklich warst. Verdammt, das wäre sicher für jede Frau das Schlimmste.«
    Die Kette meiner Schlußfolgerungen zersprang. Ich schloß die Augen; bunte, merkwürdig geformte Fragmente wie Teile eines Puzzles tanzten umher, ohne ihren Platz zu finden. Dann verschwammen sie, zerflossen, und ich blickte in die Leere.
    »Was mir nicht in den Schädel will«, fuhr Henry fort, »ist, wie der Kerl dich oder sonst wen so gut verstehen kann, daß er dich so weit zu treiben vermag. Aber schlag dir die Idee aus dem Kopf, Adam, ja?«
    »Ja.« Das Wort dröhnte mir in den Ohren.
    »Adam, ich bin dir keine große Hilfe, was?« Es betrübte ihn sehr. Doch dann schnalzte er mit den Fingern und fuhr fort: »Halt mal. Um mit so einem Geisteskranken fertig zu werden, brauchen wir jemand – ich habe noch eine Idee. Weit hergeholt vielleicht, aber was ist weit hergeholt? Ich weiß von einem Privatdetektiv – kenne ihn allerdings nicht persönlich; er ist nicht so gut beleumundet, daß wir ihn für unsere offiziellen Nachforschungen verwenden könnten. Aber er kann – gegen entsprechendes Honorar, versteht sich – auch außerhalb des Gesetzes operieren. Sein Büro ist, meine ich, ganz in der Nähe. Adam, glaub mir, ich würde dir jemand wie Chenery nicht vorschlagen, wenn ich nicht ebenso ratlos wäre wie du. Soll ich ihn anrufen?«
    »Ja, Hank. Bitte.«
    Ich griff nach dem Hörer, als der Summer ertönte. Mechanisch drückte ich den Knopf. »Ja?«
    »Mr. Wyatt – Mr. Gray hat Mr. Colin Welch in seinem Büro und erkundigt sich, ob Sie jetzt zu sprechen sind.«
    Henry schüttelte den Kopf. »Sag ab. Ich kümmere –«
    Doch ich fragte: »Haben Sie die Krawatte und den Rasierapparat?«
    »Ja-ah.«
    »Dann bringen Sie sie bitte herein, sobald Mr. Brant geht, und richten Sie Mr. Gray aus, er könne in fünfzehn Minuten kommen.« Ich unterbrach die Verbindung und wandte mich an Henry. »Was, zum Teufel, soll ich denn mit mir anfangen, bis Harkness das Geld hat?«
    Henry nickte und schlenderte zur Tür, stockte und drehte sich noch einmal um. »Du hast einen Revolver erwähnt. Aber nicht, wo er jetzt ist.«
    »In meiner Tasche.«
    »Ich frage nur, weil du vorhin Pläne geäußert hast, die mir … selbstmörderisch vorkamen. Jetzt hör zu. Wenn du eine solche Wahnsinnstat vollbringst, dann verzeihe ich dir nie. Niemals. Und Lydia auch nicht.«
    Er durchbohrte mich mit seinen Blicken. Daran hatte ich nicht gedacht.
    Ich schüttelte den Kopf. »Kommt nicht in Frage, Hank.«
    »Außerdem, Adam – du hast genug dafür gelitten, daß du zweimal mit einer Hure geschlafen hast. Du hast dafür bezahlt. Lydia mag es vielleicht nicht verstehen, aber ich schon. Also geh nicht mehr in Sack und Asche.«
    Er verließ das Büro.
    Phoebe trat ein und legte einen elektrischen Rasierapparat und eine schmale Schachtel auf den Schreibtisch, die sie mit einer fließenden Bewegung öffnete.
    »Ich hoffe, sie gefällt ihnen. Diese … Art tragen Sie doch am liebsten?«
    Ich betrachtete die Krawatte: ein Zeichen ihrer Liebe, ein Unterpfand. Und mit einem wehmütigen Gefühl dachte ich an ihre Handtasche, die Beruhigungspillen. Sie vertreiben etwas die Einsamkeit. Wenigstens ein bißchen.
    »Wunderbar«, sagte ich. »Vielen Dank, Phoebe.«
    Sie versuchte zu lächeln, aber es gelang ihr nicht ganz. »Brauchen Sie einen Spiegel?«
    »Nein, danke. Es geht schon so.«
    Nachdem

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