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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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Gut?
    Henry seufzte hörbar auf. »Adam, es kommt nicht in Frage, das Geld zu bezahlen. Die einzige Hoffnung ist doch, daß er dann einer anderen Marotte nachgeht und dich vergißt. Und daran glaubst du wohl nicht im Ernst?«
    Jetzt kommt's drauf an, Paps. Du oder ich!
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich. »Aber mir fällt keine andere … Unterstellung ein, von der man ausgehen kann. Dir?«
    »Du hast nicht das Recht dazu. Das Geld gehört ebenso Lydia, gleichgültig, wer es ursprünglich verdient hat. Und du kannst nicht ihr Geld ausgeben, um sie vor Kummer zu bewahren, nicht einmal, um ihr Leben zu schützen, sofern sie an dieser Entscheidung nicht beteiligt ist.« Wieder. Lydia. Immer Lydia. Die Dumpfheit nahm zu. Was schert es ihn, ob Lydia dahinterkommt? Er weiß, es würde das Ende zwischen Lydia und mir bedeuten. Dann –
    »Adam, wenn ich dein Anwalt wäre, müßte ich dir zu dem einzig möglichen Weg raten, nämlich Ephron. Unterschreib die verdammte Anzeige, bringe sie beide hinter schwedische Gardinen und nimm die unangenehmen Folgen auf dich.«
    Würde das Lydia Kummer ersparen? Konnte er Lydia das antun? Nicht, wenn er sie liebte. Nicht, wenn er an Lydia dachte, statt nur an sich selbst!
    »Du willst wohl um jeden Preis, daß Lydia die Wahrheit erfährt, was?« Henry wich zurück. »Langsam, Adam –«
    »Deshalb habe ich dich auch nicht früher eingeweiht. Ich wußte, wozu du mir raten würdest –«
    »Immer mit der Ruhe! Du verrennst dich schon wieder –«
    »Ich hätte auch jetzt den Mund halten sollen –«
    Er knirschte mit den Zähnen. »Großer Gott!«
    Ich erhob mich. »Wenn du es auf dich nehmen willst, in London anzurufen –«
    »Halt den Mund und hör zu!« Seine Stimme war leise und grimmig. »Wenn du es unbedingt so haben willst, bitte. Du hast gestern bestimmte Anschuldigungen erhoben. Ich begreife jetzt, wie du dich in einen solchen Zustand hineinsteigern konntest. Aber … du tust's schon wieder. Bei Gott, jetzt wirst du die Wahrheit erfahren, und ich hoffe, du kannst sie ertragen!«
    Er machte eine Pause, während ich zurückschreckte: Nein, keine Wahrheit mehr, ich will sie nicht, ich halte es nicht aus.
    »Zwischen Lydia und mir ist nichts. Nichts. War niemals etwas. Nicht einmal ein Blick, eine Berührung – nichts.«
    Er wartete, als wolle er sehen, ob ich ihm glaubte. Tat ich es?
    »Nichts«, fuhr er ruhiger fort, »von ihrer Seite aus. Warum, zum Teufel, konnte ich wohl Charlene nicht treu sein? Ich konnte nicht einmal die beiden Frauen im gleichen Zimmer ertragen.« Härter. »Ja, ich liebe Lydia. Schon seit Jahren. Bereits vor eurer Heirat.«
    Ich hatte mich also nicht geirrt! Mein Verdacht war keine Wahnvorstellung!
    »Manchmal war ich ganz krank vor Liebe. Charlene hatte keine Ahnung, und Lydia auch nicht. Ich habe mich sehr bemüht, daß sie es nie erfuhr.«
    Es erleichterte mich, daß ich es mir nicht eingebildet hatte. Aber gleichzeitig schwand mein Ressentiment, verwandelte sich in Mitgefühl: unvorstellbar, Lydia hoffnungslos lieben zu müssen.
    »Lydia weiß es«, sagte ich. Henry zog seine buschigen Augenbrauen hoch. Ach Henry – Henry gehört zu den Männern, die immer das wollen, was sie nicht haben, und die mit dem, was sie haben, nie zufrieden sind – »Sie weiß es schon seit einiger Zeit.«
    Ein Ausdruck von Trauer trat in Henrys Blick. »Na«, sagte er, »jetzt weißt du es auch.« Er fuhr fast ärgerlich fort: »Du hast das gestern aufrühren müssen! Mir hat es keine Ruhe gelassen; zwei Stunden Schlaf seit gestern nacht!« Er kam einen Schritt näher. »Und ich dachte, ich hätte eine Chance, wenigstens eine winzige –« Doch dann schüttelte er mutlos den Kopf. »Nein, verdammt, nicht einmal das. Ob du es glaubst oder nicht, du armer geschlagener Hund, ich stehe auf deiner Seite. Ich will ebensowenig wie du, daß Lydia verletzt wird, weil ich sie liebe, aber ich will auch nicht, daß du unter die Räder kommst, weil ich dich, verdammt, auch liebe.«
    Er zögerte einen Moment und drehte sich dann abrupt zum Fenster um.
    Ihm glauben? Wie konnte ich ihm nicht glauben? Ich setzte mich. Kamen mir schon wieder die Tränen? Diesmal aber nicht aus Selbstbemitleidung. Auch nicht aus Mitgefühl für Henry. Unsere Freundschaft war anders, als Wilby sich je vorstellen konnte: anständig und nicht beschmutzt. Selbst die Verlegenheit und Unbeholfenheit zwischen uns in diesem Augenblick lag, wie mir blitzartig klar wurde, an dem zersetzenden Einfluß von

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