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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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eine ganze Menge blechen.«
    »Aber, aber. Kein Grund, ausfallend zu werden, Mr. Wyatt. Schließlich haben Sie sich in diese Klemme hineingeritten, oder nicht?«
    Ist doch wirklich übel, daß die Leute immer das Schlimmste annehmen – »Nichts für ungut, Mr. Wyatt. Ich werde mein möglichstes tun.« Dann redete er in gedämpftem Verschwörerton, damit der Fahrer nicht mithören konnte. »Ich kann Ihnen auch ein langsam wirkendes Gift besorgen, das können Sie ihm in einem Getränk verabreichen und ihn dann auf die Straße abschieben. Ich berechne Ihnen nur den Selbstkostenpreis, weil es auf einen Homo mehr oder weniger nicht ankommt. Können Sie mir folgen?«
    Ich mußte fast lachen: unbeherrscht, hysterisch. Aber ich unterdrückte es.
    »Halten Sie hier«, bat ich den Taxifahrer, und als er nicht reagierte, schrie ich: »Fahrer, halten Sie hier!«
    Bremsen quietschten. Ich wurde nach vorn geschleudert, als der Wagen am Bordstein hielt. Chenery murmelte überrascht vor sich hin, und der Fahrer fluchte.
    Ich öffnete den Wagenschlag. »Der Eingang ist um die Ecke herum.« Ich stieg aus und fragte mich, ob Wilby mich wohl von der Terrasse aus beobachtete.
    Beging ich schon wieder einen Fehler? Den entscheidenden vielleicht. Hatte ich meine beste Chance verspielt? So ist es nun mal im Dschungel. Wenn du im Dschungel lebst, mußt du dich behaupten. Mann, ich hätte dich ebensogut töten können. Wenn ich nun inzwischen begriffen hatte, daß es ein Dschungel war, wenn ich es wirklich glaubte, warum hatte ich dann Chenerys Vorschlag abgelehnt! Warum schreckte ich sogar jetzt noch, mit der Pistole in der Tasche, vor einem Mord zurück?
    Hoffentlich hatte nicht Geoffrey Dienst. Oder hatte Terence mir heute früh das Taxi besorgt? Ich entsann mich nicht mehr.
    »Guten Morgen, Mr. Wyatt.«
    Es war Geoffrey. Wahrscheinlich erstaunt, mich um diese Tageszeit hier zu sehen. Ja, Geoffrey, ich habe mit meinen Gewohnheiten gebrochen, schon zum zweitenmal in einer Woche. Schrecklich!
    Er folgte mir zum Aufzug. »Mr. Wyatt, ich hoffe, daß Sie mir meine Worte von gestern abend nicht übelgenommen haben. Sie verstehen?« Ich drehte mich zu ihm um. War es denn möglich, daß ich ihn mißverstanden hatte? Schließlich hatte sich Wilby den Schlüssel von Minnie und nicht durch Geoffrey beschafft.
    »Ich glaube nicht«, erwiderte ich freundlich. »Sie erpressen von mir dreihundert Dollar monatlich Schweigegeld.«
    »Schweigegeld?« Sein langes englisches Gesicht wurde noch länger. »Nein, Sir, dieser Gedanke liegt mir absolut fern –«
    »Erpressung, Sie Mistkerl«, fuhr ich mit der gleichen Höflichkeit fort. »Sie haben keine kranke Frau. Ich bezweifle, daß Sie überhaupt verheiratet sind. Sie wollten's nur probieren. Ganz einleuchtend, daß man die Gelegenheit beim Schopf ergreift, das meinen Sie doch'?« Ich drückte auf den Knopf zum fünften Stock, nicht zum sechsten. »Aber von mir kriegen Sie nicht das Schwarze unter dem Nagel, und wenn Sie vor mir verrecken.«
    Die Tür schob sich zwischen mich und Geoffreys verblüfftes Gesicht. Ich redete schon wieder wie Wilby. Weil er es wußte und ich es gelernt hatte – was? Die Wirklichkeit? War Chenery wirklich? Wie die Wachen in Buchenwald oder Auschwitz, die nach einem heißen Tag an den Öfen ihre freisten Kinder zu Hause in den Schlaf wiegten. War Geoffrey wirklich? Geoffrey mit seinem verbindlichen Auftreten und seiner nicht existenten Frau und ihrer angeblichen Nervenkrankheit. 607. D. Abbott.
    Ich klingelte. Keine Antwort. Keine Musik.
    Als ich mich gegen den Klingelknopf lehnte, hörte ich es innen schrillen, und da fiel mir ein, wie ich erst gestern abend die gleiche Tür eingetreten hatte. Ich drückte mit der Hand gegen das Türblatt – und es gab nach. Das Läuten hallte in der Stille noch nach. Ließ ich mich schon wieder von Unterstellungen leiten?
    Nein. Donalds normalerweise penibel ordentlich aufgeräumtes viktorianisches Wohnzimmer glich einem Wartesaal: überquellendeAschenbecher, Tassen mit Lippenstiftspuren, unabgewaschene Teller und Gläser, und auf einem niederen Marmortischchen zwei leere Champagnerflaschen. Mein Blick schwenkte zur Treppe hin. Am Fuß lag zusammengeknüllt ein Kleid in schreienden Farben. Diesmal hatte mich meine Annahme nicht getrogen,
    »Donald!« Ich warf die Tür zu und rief nach ihm. »Donald!«
    Ich trat die Stufe von der Diele hinunter. Beide Schlafzimmertüren zur Galerie waren geschlossen. Stille, in der mein Ruf verebbte. Von

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