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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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störte ihn etwas: Ich sollte nach seinem Kater Ausschau halten. Er würde meine Auslagen bezahlen, wenn ich das Tier in der Zwischenzeit pflegte.«
    »So«, sagte ich, als Chenery auftauchte und abwartend in der Tür stehenblieb. So war es also: Obgleich sie Cheetah mochte, konnte Jenny der Versuchung nicht widerstehen – wütend auf die Welt und weil sie die Treppe hinuntergeworfen worden war –, den Kater für Wilby zurückzulassen. Eine letzte Grausamkeit: ihr Abschiedsgeschenk für Wilby, der sie in allem unterwiesen und immer für sie gesorgt hatte. »Und ihr Bruder?«
    »Der junge Mann ist ihr Bruder? Na, das erklärt alles. Mr. Abbott hat vergessen zu erwähnen, daß jemand in seiner Abwesenheit die Wohnung benützen würde. Aber der junge Mann – ihr Bruder, also – kam vor ungefähr zwei Stunden zurück und fuhr nach oben. Er kam mir, ehrlich gesagt, betrunken oder irgendwie verändert vor. Er grüßte nicht einmal, wo er doch sonst so höflich ist.«
    »Er ist wirklich ein sehr höflicher junger Mann«, sagte ich und ging zur Tür, wo mir Chenery kurz zunickte und mir die Tür aufhielt.
    »Um die Ecke ist eine Bar, nennt sich Pub«, schlug Chenery vor. »Nicht, daß ich etwas trinken möchte.«
    Wir bogen um die Ecke und gingen nebeneinander her. Es war fast neun Uhr, aber noch immer nicht ganz dunkel.
    Erleuchtete Fenster.
    Wilby in der Wohnung. Allein. Allein mit dem Kater. Jenny ausgeflogen.
    »Mr. Wyatt, ich weiß, daß Sie einiges um die Ohren haben, aber ich bin es nicht gewohnt, daß meine Kunden mitten im Gespräch auflegen.«
    »Entschuldigung.«
    Wir betraten Pat's Pub. Wenig Betrieb. Leere Nische in der Ecke. Muß es hinter mich bringen. Schnell.
    »Das übliche, Mr. Wyatt?« erkundigte sich Pat und schaute mit seinem rosigen Gesicht auf mich herab.
    »Pat«, sagte ich und fragte mich, warum ich mir überhaupt die Mühe machte, wo die Zeit so drängte. »Pat, es wundert mich, daß Sie noch mit mir sprechen.«
    Pat winkte wegwerfend mit der Hand. »Ach was, jeder trinkt mal einen über den Durst. Was Sie mir da vorgeworfen haben, da kam ich nicht dahinter. Aber ich denk' mir: Jeder hat seine Schwierigkeiten. Stimmt’s?« Pat lachte. »Was darf ich bringen?«
    »Kaffee, bitte.«
    »Das«, sagte Chenery, »ist eine glänzende Idee. Zweimal.«
    »Gern, Mr. Wyatt.«
    Und als Pat sich zurückgezogen hatte, stemmte Chenery die Ellbogen auf den Tisch. »Also, hier bin ich und warte auf Ihre Befehle.«
    »Haben Sie verstanden, worum ich am Telephon gebeten hatte?«
    »Mr. Wyatt«, antwortete Chenery fast beleidigt, aber mit betonter Nachsicht. »Selbstverständlich hab' ich den Sinn begriffen. Sie waren sehr diskret, aber ich bin ja nicht von gestern.« Ein Zögern trat in seine Augen hinter der randlosen Brille, als könne er den Vorschlag nicht gutheißen, da er nicht von ihm stammte. »Ich halte es aber für meine Pflicht –«
    Er brach ab, als Pat zwei dampfende Tassen vor uns stellte. »Zweimal Kaffee, die Herren, Zucker is auf'm Tisch. Wenn Sie noch was brauch'n, rufen Sie, ja?«
    Chenery griff in die Tasche und warf zwei Zuckerstückchen wie Würfel auf die Tischplatte. »Hatten Sie sich was in dieser Richtung vorgestellt?«
    Ich starrte die weißen Würfel an.
    »Reicht für 'ne lange Reise. Ich würde sie aber an Ihrer Stelle nicht in den Kaffee tun, Mr. Wyatt.« Er lächelte verhalten, während er einen Schluck trank. »Hm, die kochen hier einen guten Kaffee.« Er nahm die beiden Würfel in die Hand, schüttelte sie und ließ sie über den Tisch rollen. »Geruchlos, geschmacklos. Jeder zweihundertfünfzig Mikrogramm.«
    Ich sammelte die beiden Würfel ein und steckte sie in die Kleingeldtasche im Rock – und stieß an den Revolver. Meine Hand kam mir unförmig und gefühllos vor.
    Ist unter unheilbarer Psychose … Wahnsinn zu verstehen?
    »Aber, aber«, ermahnte mich Chenery, »nicht so hastig. In dieser Branche ist immer zu empfehlen, erst das Wasser zu untersuchen, ehe man hineinspringt. Können Sie mir folgen?« Er lehnte sich zu mir. »Wie wollen Sie die verwenden?«
    »Ich werde meinem Freund einen Old-fashioned mixen«, erklärte ich. »In der Hoffnung, daß er davon überschnappt.«
    Chenery schüttelte den schmalen Kopf. »Riskant!«
    »Was ist nicht riskant? Wie lange dauert es, bis sie wirken?«
    »Beide?«
    »Eines oder beide – wie, zum Teufel, soll ich das wissen?«
    »Ein Würfel ist – na, so etwas wie eine normale Dosis gibt es nicht. Aber man sagt, daß

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