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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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soweit, daß du es verfluchst?« Zum ersten Mal fällt mir auf, daß er nicht mehr diesen schlampigen Halbstarkenjargon benutzt, der mir schon immer angelernt und als Pose erschienen war. »Bist du bereit, das Leben zu verfluchen?«
    Was er immer wieder verlangt hat. Was ihm ein Bedürfnis bedeutet, mehr als Geld, das Gemälde, Jenny. Was er, bei Gott, nicht von mir erwarten kann. »Ich bin soweit, Sie zu verfluchen, Sie Bastard.« Ein bösartiges Knurren. »Aber Sie sind nicht das Leben.«
    Wenn die Polizei kommt, ist alles, was ich versucht und unternommen habe, umsonst, ein totaler Verlust: ich bin nicht weiter als am Sonntagabend. Die Nachforschungen, der Skandal, seine Verhaftung – nur ist jetzt alles schlimmer: Was wird er machen, wenn er entlassen wird? »Du haßt mich, nicht wahr?« Ein schriller Aufschrei, unerwartet vehement. »Du hast mich von Anfang an gehaßt!« Seine Augen haben sich wieder verändert: riesengroße, dunkle Pupillen, ein gekränkter, verschwommener Blick. »Du hast mir das angetan! Alles!«
    Der Revolver liegt ruhig in seiner Hand. Und plötzlich weiß ich, was zu tun ist. Ganz einfach. Und endgültig. Sobald ich die Polizei im Korridor höre, werfe ich mich auf ihn, er wird abdrücken und entweder wegen Mord verhaftet oder erschossen werden. Wenn sie ihn verhaften, werden Henry und Ephron es erfahren; sie werden dafür sorgen, daß er nicht mehr entkommt. Und Lydia und Anne befinden sich in Sicherheit. So einfach ist es.
    Er tritt einen Schritt vor, sein Gesicht von Wut verzerrt. »Jenny ist fort! Weißt du das? Sie hat alle Kleider mitgenommen. Jenny ist weg, und das ist deine Schuld!«
    Was nun auch kommen soll, es darf nicht vor dem Erscheinen der Polizei geschehen. »Damit hatte ich nichts zu tun.«
    »Sie eine Hure zu schimpfen! Sie so zu beleidigen. Ihr mit deinen verdrehten Vorstellungen in den Ohren zu liegen!« Er kommt näher, aber nicht so nahe, daß ich einen Griff nach dem Revolver riskieren kann. »Wenn du sie nicht zurückgewiesen hättest, wäre sie noch da! Du wolltest dich nur an mir rächen!«
    Er fällt immer wieder in seine neurotische Selbstüberheblichkeit zurück. »Die ganze Welt hat nur einen Wunsch – mit Ihnen quitt zu werden.«
    »Du hast auch die Katze hergeschleppt, was?«
    Wie, wenn niemand aufmerksam geworden war? Wie, wenn ich nicht mit der Polizei rechnen konnte?
    »Antworte mir, verdammt! Du hast doch die Katze hergebracht, nicht wahr?«
    Wenn niemand etwas gehört hat, muß ich alles allein tun. Doch wie verfahren? Ich kenne nur einen Ausweg, eine Hoffnung, sofern diese Hoffnung nicht trügt – »Von welcher Katze reden Sie überhaupt?« Unsicherheit flackert in seinem Gesicht auf. Die Augen blinzeln, das Kinn sackt herab, und er hebt die geschwollene rechte Hand, als wolle er sich über das zerkratzte Gesicht streichen, doch dann stöhnt er vor Schmerz auf. »Welche Katze?« Ein Flüstern voll entsetzlicher Ungläubigkeit. Dann brüllt er auf: »Welche Katze? Schau! Schau mich an.« Er tritt zurück und breitet die Arme aus – was bei mir die Versuchung verstärkt, mich auf die Pistole zu stürzen, während ich noch immer gespannt auf das Heulen der Sirene lausche. »Das Biest wollte mich umbringen!« Er ist wieder den Tränen nahe. »Schau, wie es mich zugerichtet hat!« Beschwörend, mitleiderregend. »Schau doch!«
    Ich starre eiskalt auf seine von Prankenhieben zerfleischten, blutverschmierten Arme. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Dann warte ich ab.
    Er bewegt stirnrunzelnd seine Arme. Heftige Überraschung malt sich in seinen Zügen. Dann wirbelt er auf dem Absatz herum, rennt zur Terrasse, verschwindet.
    Ist dies meine Chance? Geoffrey anrufen. Damit die Polizei erscheint. Dafür sorgen, daß er im richtigen Moment schießt. Was geschieht mit Lydia, wenn dich der Ganove umbringt? Ja, aber was passiert, wenn er es nicht tut und noch immer in der Wohnung ist, wenn Lydia kommt? »Jemand hat sie fortgeschafft.« Zu spät: ich habe zu lange gezögert. Er ist zurückgekehrt. Aber etwas in seiner Stimme, etwas in seiner zusammengesunkenen Haltung und seinem unsteten Blick läßt mich neue Hoffnung schöpfen. »Ich habe sie getötet. Ich habe ihr das Genick umgedreht.« – Ein Schaudern – »Ich habe sie zu Tode gewürgt. Gespürt, wie das Leben sie verließ. Katzen haben doch keine Seelen?« Seine Stimme träumerisch, schwach. »Habe gespürt, wie es zerronnen ist.«
    Unvermittelt dreht sich Wilby um und geht wieder auf die

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