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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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gut, um darüber zu reden? Zu heilig? Und wenn sie so heilig und rein ist, wie kann sie dann solche Briefe schreiben? Nicht die süßen Bemerkungen, die Lügen – aber zwischen den Zeilen, zwischen den Lügen!«
    Was für Briefe? Wovon sprach das Nuttchen?
    »Glaubste, sie ist anders als andere Leute?« Ihr Gesicht nahe vor meinem, verzerrt, häßlich. »Du! Ist sie anders als du?«
    Haß. Unverkennbar. Bitterkeit. Aas!
    »Was meinste, was sie da drüben tut? Ich kenne den Typ. Wie meine Mutter!« Immer schriller, wie ein kreischender Dschungelvogel. »Ich habe sie mit dem Klempner im Bett gefunden! Als ich zehn war! Mit zehn Jahren, als ich noch keine Ahnung von so was hatte!«
    Zuviel. Karussell. Grotesk. Unwirklich. Muß aufhören. Ich gehe in die Bibliothek, stolpere, schlage fast hin, torkele weiter. Zimmer dreht sich. Fernseher läuft noch. Schalte ihn ab. Alles verschwommen. Was, wenn er gesucht wird? Von der Armee, der Polizei, der Heilanstalt? Schauspielergewerkschaft Equity. Ich durchwühle seine Kleider, durchsuche seine Taschen. Nichts.
    »Riecht hier nach Wilby, was?« Sie im Türrahmen. Beobachtet mich. »Aah. So hat er schon als Kind gestunken.«
    Kind? Kannte sie ihn damals schon?
    »Ich weiß schon, was du vorhast, Adam.« Heisere Stimme, schon bekannt. Jenny. Bedaure. »Mich quälen. Mich warten lassen.« Sie lacht, ein frauliches Lachen. »Mir gefällt's, wenn du mich quälst … so. Weil du's bist. Weil ich dich liebe.« Liebe? Sie war so verrückt wie ihr Mann. »Hast du gesehen, wie ich saubergemacht habe. Und ich hab' gesagt, ich wär' im Bad gewesen, als du angerufen hast. Um Wilby zu ärgern. Ich stehe auf deiner Seite. Schon die ganze Zeit wußte ich, daß du's warst.« Ein kindliches Kichern. »Ach, Adam, Liebling, ich wollte mich schon immer verlieben. Du hast einen sitzen, was? Soll ich dir was kochen … einen Kaffee? Vorher oder nachher? Wir haben ja die ganze Nacht. Ganz, wie du willst.« Nahe vor mir, Gesicht, Körper, Beine. Keine Begierde, nicht der mindeste Anflug. Und doch, wenn ich einen Keil zwischen die beiden treiben könnte? »Auch wenn du blau bist, Liebling. Ich kenne ein Mittelchen dagegen.« Ihre Stimme, ihre Haltung, Sinnlichkeit, greifbar. Wie konnte ich einen Keil … wenn ich nicht – »Komm, Liebling, komm nach oben. Oder hier, wenn du willst, wie gestern nacht.« Aber die Versuchung kann nicht existieren, wenn wir nicht eine freie, bewußte Wahl treffen. – Wieder Vater. Laß mich in Ruhe, Vater. Laß mich in Frieden, jetzt.
    »Geh zum Teufel.«
    Ich gehe an ihr vorbei, halte mich krampfhaft aufrecht. Taumle an sie hin. Weiche Brust. Gestern Nacht. Nie wieder, Jenny. Einmal ist genug. Für immer.
    »Adam –«
    Beine geben fast nach. Wie viele Kilometer zur Treppe?
    »Adam, ich weiß, was du gesucht hast. Du wolltest Wilbys Namen erfahren, nicht wahr?«
    Ich stocke, halte mich an der Couch fest. Warte.
    »Ich sag's dir … hinterher.«
    Ich sehe sie vor mir: ein bebender Leib in dem hauchdünnen Kleid. Vielleicht noch ein Drink. Dann unmöglich –
    »Jetzt.« Wieder an die Bar.
    »Was sagst du, Liebling?«
    »Jetzt!«
    Ich gieße mir ein. Rückversicherung.
    »Versprichst du mir's?«
    Warum nicht. »Ja.«
    »Birchard. Wilbur Birchard.«
    Birchard. Und Columbus. Und Schauspielergewerkschaft. Mochte ausreichen. Ich trinke, würge, trinke weiter.
    »Und ich bin Mrs. Birchard.« Kichern, näher. »Und da wir jetzt einander vorgestellt sind –«
    Ich zwinge mir den Whisky hinunter. Bitter. Brechreiz. Aber ich gehe an ihr vorbei. Zur Treppe. Die Stufen schweben über mir.
    »Adam, Liebling, ich helfe dir.«
    Halte mich am Geländer fest. Sie steht unten, ein nebliger, heller Schatten in einem wolkigen Zimmer. Ich erklimme die Galerie. Schiff bei Seegang. Ich betrete das Schlafzimmer, schließe die Tür, drehe den Schlüssel. Dunkelheit. Ich lehne mich gegen den Türrahmen. Warte, Wissend. Und empfinde einen grausamen Triumph, Stolz.
    »versprochen! Du hast gelogen.« Sie kommt herauf. »Mach die Tür auf.« Steht jetzt draußen, rüttelt an der Klinke: wild und wütend. Ihr Zorn ist wirklich belustigend. Zum Schießen. Sie spazieren aus der Wohnung, lungern auf der Terrasse herum, spielen diese verdammte Musik, gehen an das Telephon, verstoßen gegen jede meiner Anweisungen, und nun – »Du hast es versprochen! Ich schreie, du hinterhältiger, besoffener – ehrlich, ich brülle!« Der Portier unten, Donald in der darunterliegenden Wohnung, die anderen

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