Sonntags bei Tiffany
Ich gehe lieber zu FuÃ.«
Zur Abwechslung wollte ich mich mal sehen lassen.
DREIUNDZWANZIG
I ch ging Richtung Westen zur 75th Street und von dort nach Norden. Endlich hatte ich einmal das Gefühl, tatsächlich auf die Fifth Avenue zu gehören. Als ich mit kla ckernden Absätzen die Stufen zum Metropolitan Museum hinaufstieg, kam ich mir eindeutig anders vor â exotisch, glamourös und weiblich. Aber nicht wie Jane.
Hugh lehnte oben gegen eine Säule, als posierte er für eine Ralph-Lauren-Werbung. Seine Jacke hatte er salopp über die Schulter gehängt und tat so, als bemerkte er die vielen bewundernden Blicke nicht. Sobald er mich sah, richtete er sich auf und riss die Augen weit auf.
»Mein Gott«, begrüÃte er mich. »Was hast du mit Jane gemacht?«
Ich lachte, erfreut, dass er es bemerkt hatte. Er küsste mich auf die Wange und auf die Lippen. Dann trat er einen Schritt zurück und begutachtete mich erneut.
»Also, was hast du mit dir angestellt?«
»Ich war es satt, dass nur du immer der Hübsche bist«, antwortete ich kokett. Ich wollte nicht nur anders aussehen, sondern auch anders auftreten.
»Du meinst, der einzige Hübsche«, erwiderte Hugh und versetzte meinem Glück einen kleinen Dämpfer. Er lachte, um seine Bemerkung abzumildern, doch er hatte
sie sich nicht verkneifen können. Kein Wunder, dass er und Vivienne sich so gut verstanden.
Er nahm meine Hand in seine und führte mich zu den hohen Museumstüren. Wir gaben ein gutes Paar ab, und ich passte perfekt in dieses Bild gut gekleideter Männer und glanzvoller Frauen, die zur Rezeption stolzierten.
Ich war glücklich, und ich sah gut aus, doch eine Frage ging mir nicht aus dem Kopf: Wollte ich mir für den Rest meines Lebens diesen Stress antun?
VIERUNDZWANZIG
J a, diese Jackie Kennedy wusste sich anzuziehen. Jedes gezeigte Kleidungsstück war unglaublicher als das vorhergehende. Und mit jedem Schluck von meinem Apfelmartini wurden die Kleider noch unglaublicher. Das himmelblaue Halston. Das gediegene, goldfarbene Cassini. Der beigefarbene, zeitlos modische Chanel-Anzug.
Das Beste, was mir an diesem Abend passierte â au Ãer dass sich Hugh wunderte, wie gut ich aussah -, war, von Anna Wintour, der Vogue -Redakteurin, mit steinernem Gesicht begrüÃt zu werden. »Sie sehen gesund aus, Jane«, sagte sie. Ein hohes Lob, echt.
»Mein Knie tut vom Tennis heute Morgen total weh. Setzen wir uns«, bat Hugh schlieÃlich.
Also setzten wir uns an einen winzigen Cocktailtisch in der GroÃen Halle des Museums. Ich wäre lieber stehen geblieben, um einmal in meinem Leben gesehen zu werden, doch auch meine FüÃe konnten eine kleine Pause vertragen.
»Ich werde eine Zigarette rauchen, bis jemand einen Eimer Wasser über mich kippt«, verkündete Hugh.
Noch bevor er sie angezündet hatte, blickte ich auf und sah Felicia Weinstien, Hughs kriecherische, aufdringliche Agentin, Arm in Arm mit Ronnie Morgen auf uns zukommen,
Hughs gleichermaÃen mafiösem Finanzmanager. Ich riss die Augen weit auf.
»Jane, schau mal.« Hugh war freudig überrascht. »Felicia und Ronnie! Was für ein Zufall. Hey, kommt doch zu uns. Das ist doch in Ordnung, Schatz, oder?«
Ich war sprachlos, doch Hugh hatte sich bereits erhoben, um Platz für seine Agentin und seinen Finanzmanager zu machen.
Erniedrigt musste ich feststellen, dass ich an der Nase herumgeführt worden war.
Das war ein Schlag ins Gesicht, die Sache mit Hughs Agentin und seinem Finanzmanager. Unglaublich! Ich hätte den Braten eigentlich riechen müssen, nachdem Hugh ausnahmsweise mal pünktlich gewesen war.
»Was machen die denn hier?«, fragte ich. Der Apfelmartini lag mir schwer wie Blei im Magen.
»Felicia hatte schon angekündigt, sie kämen vielleicht vorbei«, erklärte Hugh.
Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. Felicia war zu viel ⦠zu viele Haare, zu viel Make-up. Und sie lieà Kaugummiblasen knallen.
»Hä?«, murmelte ich angewidert. »Hat die ihren Zuhälter drauÃen gelassen?«
Hugh warf mir einen strengen Blick zu, antwortete aber nicht.
Ronnie trug eine Kombi aus Miami-Vice-T-Shirt und -Jacke, passend für eine Besprechung im Chateau Marmont in Hollywood â Mitte der Achtziger.
»Fantastisch, euch beide hier zu treffen«, sagte Ronnie, während er mir einen Kuss auf die Wange
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