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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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eine »Miss« war? Sah er es in meinen Augen? An der Art, wie ich mich gab?
    Ich musste mich wieder unter Kontrolle bekommen. »Nein, nur einen Eistee, bitte«, bestellte ich tugendhaft.
    Â»Gerne.«
    Dann kehrte meine Zurechnungsfähigkeit zurück. Mit
Pauken und Trompeten – aber zu spät. Ich trug einen riesigen Diamantring, den ich mir selbst gekauft hatte.
    Â»Moment! Warten Sie!«, rief ich den Kellner zurück. »Wissen Sie, was? Ich nehme den Früchteeisbecher mit Karamellsoße. Und mit Kaffeeeis.«
    Â»Eine weit bessere Entscheidung.«
    Ich sandte Diamantlaserstrahlen durchs ganze Astor Court, als der Kellner mit meinem Früchtebecher zurückkehrte. Der Silberteller war größer als Hughs Kopf. Ich würde ihn auf keinen Fall schaffen, jedenfalls nicht, wenn ich mich noch einmal erhobenen Hauptes in der Öffentlichkeit sehen lassen wollte. Wie hatte ich so ein Ding als Achtjährige nur geschafft? Vielleicht war ich doch etwas fülliger gewesen als in meiner Erinnerung. Quatsch, der Becher war damals nicht so groß gewesen. Ja. Das war die Erklärung.
    Der erste köstliche Löffel voll Eis brachte alles zurück. Alles war sehr »proustisch«. Auf der Suche nach den verlorenen schuldbewussten Freuden und so.
    Wie hatte ich diese Sonntagnachmittage hier mit Michael und bei Tiffany geliebt, egal, wo, Hauptsache, Vivienne hatte mich mitgenommen.
    Meine Mutter und ihre Freunde hatten sich unterhalten oder Geschäfte abgeschlossen, und Michael und ich hatten uns in unsere eigene imaginäre Welt begeben. War dies der letzte Glücksmoment in meinem Leben gewesen? Wenn ja, dann war ich bedauernswerter, als ich zugeben wollte.
    Ich nahm noch einen Löffel voll, diesmal aber die richtige Mischung aus Eis mit Karamellsoße. Das war genau
das, was ich brauchte. Das, und den großkotzigen Ring an meiner rechten Hand. Ich bewegte die Finger und ließ den Stein im Licht funkeln.
    Apropos bemitleidenswert, ich musste mir eingestehen, dass ich immer noch an meinen imaginären Freund aus der Kindheit dachte. Was könnte mir das über mich selbst verraten?
    Und dann …
    Ich blinzelte, blickte zur Seite, blinzelte wieder.
    Was, zum …
    Ich hatte ein Paar entdeckt, das nur ein paar Tische entfernt saß. Ein gut aussehendes Paar. Eigentlich die perfekte Wahl für das Jane-und-Michael-Spiel.
    Aber das war gar nicht so schockierend.
    Ich legte meinen Löffel ab, wischte mir langsam mit der Serviette über den Mund und starrte hinüber.
    Plötzlich zitterten meine Hände, meine Knie und meine Unterlippe.
    Der Mann …? Das konnte nicht sein …
    Michael?
    Wieder blinzelte ich rasch wie eine Katze im Zeichentrickfilm und begann zu schwitzen.
    Â»Michael« war mit einer sehr hübschen Frau mit seidigem, schwarzem Haar zusammen. Sie sah wunderbar aus. Eine dieser Frauen, die schön wie Models waren, eine Missbildung der Natur, aber im positiven Sinn. Michael hatte immer erzählt, er könne nur für Kinder den imaginären Freund spielen. Achtjährige waren die Grenze. Deswegen hatte er mich an meinem neunten Geburtstag verlassen. War er jetzt befördert worden? Konnten Erwachsene
auch imaginäre Freunde haben? Wenn ja, wo war meiner?
    Vielleicht war er auch gar nicht Michael. Ich meine, natürlich war er nicht Michael. Der war schließlich nur eine Imagination.
    Aber dieses unverwechselbare Lächeln. Die wunderbaren grünen Augen. Er sah so gut aus wie immer, wenn nicht gar besser.
    Ich könnte ja auch verrückt sein, kam mir in den Sinn.
    Hm, gut, das könnte ich gelten lassen. Was sollte ich jetzt damit anfangen? Die 911 anrufen? Da fiel mir ein: Wenn ich wirklich durchgedreht war, wäre ich für mein Handeln nicht verantwortlich. Auf eine Art machte mich das frei.
    Ich erhob mich und ging auf die beiden zu.
    Wenn dieser Mann nicht Michael war … nun, dann würde ich trotzdem meine Arme um ihn legen. Ihn vielleicht sogar küssen und ihn bitten, mich zu heiraten.
    An dem Tag, als Michael mich verlassen hatte, hatte er gesagt, ich werde mich nicht mehr an ihn erinnern. Damit hatte er völlig unrecht gehabt. Ich erinnerte mich an jede kleine Kleinigkeit von ihm. Und das hier war eindeutig Michael …
    Sofern ich nicht völlig irre war.
    Beides war möglich.

FÜNFUNDDREISSIG
    W enn ich diesen ganzen Früchtebecher esse, ist das, erstens, ausschließlich dein Fehler.

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