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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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nächsten Auftrag.«
    Â»Ach, dann war sie das gar nicht?« Ich nickte in die Richtung, in die die tolle Frau verschwunden war.
    Â»Du bist die Letzte, die das fragen muss«, erwiderte Michael. »Du weißt, was ich tue, und das tue ich nicht mit Erwachsenen.« Er runzelte die Stirn. »Das habe ich ungeschickt ausgedrückt.«
    Â»Und du bist zufällig im Astor Court gelandet? An einem Sonntag? Und ich auch?«
    Er zuckte hilflos mit den Schultern und blickte mich genauso ratlos an, wie ich mich fühlte. »Sieht so aus, hm?«
    Auf eine Art war es ein Trost, ihn genauso verwirrt zu sehen, wie ich es war.
    Â»Jane.«
    Ich konnte nicht glauben, dass er es war, Michael, der meinen Namen sagte.
    Â»Wieso erinnerst du dich an mich? Das dürfte eigentlich nicht sein.«
    Â»Ich weiß nicht«, sagte ich. Ein seltsames Gefühl der Ruhe überkam mich. »Du hast gesagt, ich würde dich vergessen. Ich würde aufwachen und mich nicht mehr an dich erinnern. Aber am nächsten Tag bin ich aufgewacht und habe gemerkt, dass du wirklich gegangen bist. Ich hatte das Gefühl, ein dicker Stein wäre auf meine Brust gefallen. Ich konnte nicht aufstehen. Tagelang habe ich geweint.«
    Michael blickte mich entsetzt an.
    Â»Ich habe dich … nie vergessen. Dreiundzwanzig Jahre lang habe ich jeden Tag an dich gedacht. Und jetzt bist du wieder da. Das ist … unglaublich.« Gelinde gesagt.

    Â»Es tut mir leid, Jane. Normalerweise vergessen mich die Kinder immer. Ich hätte dir nie solche Schmerzen bereitet, wenn ich etwas dagegen hätte tun können.«
    Mit der Hoffnung einer Achtjährigen blickte ich in seine Augen. »Hm, ich glaube, du kannst es wiedergutmachen.«

SIEBENUNDDREISSIG
    K lar im Kopf war ich erst wieder, als Michael und ich an diesem sonnenverwöhnten Sonntagnachmittag die Fifth Avenue entlanggingen. Ich kam mir wie in einem Wachtraum vor. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall war es unglaublich und belebend und verwirrend.
    Im Alter von sechs Jahren hatte ich Michael als lustig, klug und als wirklich netten Kerl erlebt. Doch jetzt, wo ich als erwachsene Frau mit ihm redete, wurde mir klar, dass er noch viel mehr Eigenschaften hatte. Auf jeden Fall war er ein hervorragender Zuhörer, was ihn an die Spitze all jener stellte, mit denen ich je was gehabt hatte.
    Â»Erzähl mir alles«, verlangte er. »Alles, was ab deinem neunten Geburtstag passiert ist.«
    Also erzählte ich und versuchte, mein Leben interessanter und aufregender klingen zu lassen, als es tatsächlich gewesen war. Es gefiel mir, ihn zum Lachen zu bringen, was mir während unseres Spaziergangs ziemlich oft gelang. Sobald wir ins Freie getreten waren, war er sehr locker und entspannt gewesen. Mir war es genauso ergangen. Mehr oder weniger.
    Mit dem Bewusstsein einer Erwachsenen merkte ich, dass Michael das Leben und die Menschen liebte. Er konnte allem etwas Lustiges abgewinnen, und er akzeptierte
es. Er konnte über sich selbst lachen, und er zählte sich selbst zu den Lachhaften. Er lachte mit den Menschen, nicht über sie.
    Â»Wer war sie denn?«, erkundigte ich mich über die Brünette im St. Regis.
    Â»Ich erinnere mich an keine andere Frau. Welche andere Frau?«, fragte Michael lächelnd. »Sie ist nur eine Freundin, Jane. Sie heißt Claire.«
    Â»Nur eine Freundin?«
    Â»Nicht so eine Freundin … auch keine andere.«
    Â»Und was bedeutet der rote Fleck an deinem Hals? Ein Vampirbiss?«, wollte ich wissen. »Will ich das überhaupt wissen?« Nicht, dass ich eifersüchtig gewesen wäre. Wegen meines imaginären Kinderfreundes. Gott, ich denke, ich war echt – ganz echt – übergeschnappt. Nun, damit würde ich wohl leben müssen.
    Â»Ich boxe ein bisschen«, erklärte er.
    Â»Oh.« Ich versuchte ihn mir vorzustellen. »Ich trete täglich gegen meine Mutter im Ring an, also haben wir noch eine Gemeinsamkeit.« Er warf lachend seinen Kopf zurück. Auch ich musste lachen – die Freude war kaum auszuhalten.
    Dies war eindeutig mein Michael, der Michael aus meiner Kindheit, doch jetzt, als Erwachsene, konnte ich ihn auf eine ganz andere Art genießen. Seine Intelligenz, sein Witz und sein Aussehen … mein Gott! Boxen und der Fleck an seinem Hals hatten auf unpolitisch korrekte Weise sogar etwas völlig Unmodernes. Sein Lächeln war immer ansteckend gewesen, hatte mich mit

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