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Sonst kommt dich der Jäger holen

Sonst kommt dich der Jäger holen

Titel: Sonst kommt dich der Jäger holen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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sorgen. Immer zielführend und lösungsoptimiert.
    »Sie können hier nicht weiter!« Ein kleiner grüner Mann mit zwei Sternen stellte sich mir in den Weg.
    »Aber ich muss da durch!«
    »Gehen Sie zurück, dies ist ein Polizeieinsatz.«
    »Mein Hund ist irgendwo innerhalb Ihrer Absperrung. Ich muss zu meinem Hund!«
    Ich machte einen Schritt nach vorne, da drängte mich ein großer Grüner mit drei Sternen ab. Ich gab sofort auf. Sie mussten mich als harmlos einstufen. Sie mussten mich loslassen. Wenn ich mich wehrte und sie mich überwältigten, mir womöglich Handschellen anlegten, würde ich Flipper niemals finden.
    »So ein Scheißdreck«, schimpfte ein Jäger, der auch durch die Absperrung wollte.
    »Sie gelangen ohne Probleme außen rum zu Ihren Kollegen«, sagte der größere Beamte freundlich. »Die Jagd ist vorerst abgeblasen. Sie können erst weitermachen, wenn wir hier fertig sind.«
    »Wehe, ihr schießt uns die Leitsau weg!«
    »Darum geht es hier wahrscheinlich«, stellte ich trocken fest.
    »Schmarrn, die Leitsau bestimmt, wer wann rauschig ist, und wenn die jetzt da was durcheinanderbringen, ist die ganze natürliche Geburtenkontrolle beim Teufel«, entrüstete sich der Jäger.
    »Guter Mann«, begann der Polizist seinen Platzverweis mit einer Belehrung, und ich trat den Rückzug an, ein Stück weiter nach oben, um einen anderen Durchlass zu finden. Irgendwo musste es eine Möglichkeit für mich geben, reinzukommen.

83
    Irgendwo muss es eine Möglichkeit geben, hier rauszukommen, dachte Felix. Nur durch einen schmalen Spalt drang Licht in den Raum. Felix inspizierte ihn. Im Grunde genommen hatten sie ihn in eine Zelle gesperrt, wenn auch komfortabel ausgestattet, ähnlich einer billigen Pension. Minibar, Fernsehen und Telefon fehlten. Nachdem er systematisch nach einer Fluchtmöglichkeit gesucht und keine gefunden hatte, setzte er sich aufs Bett. Wenn sie ihn beobachteten, und er hatte auch einen Verdacht, von wo aus das geschah, mussten sie den Eindruck gewinnen, er wäre die Entspannung in Person. So war das immer. Je enger und gefährlicher es wurde, desto ruhiger wurde er. Er analysierte seine Lage. Erstens, er war nicht in Lebensgefahr. Einen Polizistenmord würden sie niemals begehen. Viel zu riskant für ihre Organisation. Sie würden ihn hier festhalten, bis dieses Treffen beendet war und dann von einem Versehen sprechen. Da er auf eigene Faust ermittelte, hatten sie sogar die Chance, damit durchzukommen. Er hatte schließlich Hausfriedensbruch begangen. Zweitens Franza. Sie war keine Polizistin, bei ihr würden sie wohl kaum dieselbe Vorsicht walten lassen, jedoch würden sie ihr Hauptquartier sauber halten. Felix hatte mehrere Räume im Erdgeschoß durchquert und war überraschend weit vorgedrungen in dem allgemeinen Herumgeräume. Das Mittagessen wurde abgetragen, die Cateringfirma war mit schmutzigem Geschirr beschäftigt, ein VW Bus mit fünf Stripperinnen war eingetroffen, zwei davon in billige Leopardenmantelimitationen über Strapsen, eine andere im Tigermini trug das hässlichste Tattoo auf dem Dekolleté, das Felix jemals gesehen hatte: einen Pferdekopf. In dem begeisterten Gejohle, das die Ankunft der Stripperinnen begleitete, hatte Felix es immerhin bis zum Keller geschafft. Drittens Flipper. Saß im Auto. Das hintere Fenster war offen. Der BMW stand im Schatten, natürlich hatte Felix das kontrolliert, doch er konnte sich nicht erinnern, wie lange das Auto im Schatten bleiben würde, sicher, ein zwei Stunden – aber dann? Er bekam kein Bild rein. Das war schlecht. Wenn es wirklich zu heiß würde, konnte er nur hoffen, dass Flipper durch das Fenster passte. Aber würde er das wagen? Oder gehörte das zu den Dingen, die ihm Franza als streng verboten anerzogen hatte? Viertens die Jäger, die Russen. Nicht gut, gar nicht gut. Großes Problem sogar. Wie sollte er das dem Chefbauer erklären? Es war überhaupt nicht besser mit ihm geworden, es wurde immer schlimmer. Immerhin konnte er einen Bericht schreiben über die Russen. Er konnte es kaum glauben, dass er der einzige Verdeckte sein sollte, wenn auch ohne Auftrag … Ein bisschen was hatte er durchaus gesehen, doch ob sie das nicht längst selber wussten? Dieser kleine, dicke Kerl, der so unscheinbar aussah, aber doch eine Ausstrahlung von Macht hatte. Er hatte den Bodyguards befohlen, nach draußen zu gehen. An der Art und Weise wie sie sich zu ihm stellten, hatte Felix deutlich erkannt, dass er einer war, der hier ein Sagen

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