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Sonst kommt dich der Jäger holen

Sonst kommt dich der Jäger holen

Titel: Sonst kommt dich der Jäger holen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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reden, alle müssen in den Räumen bleiben, in denen sie vorgefunden wurden, aber das kontrolliert das SEK .«
    »Klar, das SEK , weiß ich schon.« Johannes Adamsapfel hüpfte. »Und der Felix, kommt der mit?«
    »Was fragst du mich das? Wende dich an den Chefbauer, Bert hat mir gesagt, dass der Chef ihn direkt eingeteilt hat. Keine Ahnung, was der gerade im Detail macht.«
    »Du warst ja auch im Urlaub«, sagte Johannes versöhnlich.
    »Umzug«, knurrte Claudia.
    *
    Die Gesichtsfarbe des Häuptlings erinnerte an Pflaumen. So sah es aus, wenn sich Alkoholmissbrauch und Bluthochdruck zu einer Orgie trafen. Doch der Häuptling trank kein Feuerwasser mehr. Schon seit Jahren. Sagte er, und man sah ihn auch nicht mehr damit, was seinen Stand nicht leichter machte auf den Empfängen in den Ministerien, wo die Gelder flossen.
    »Wieso wissen wir nicht, dass heute zur Jagd geblasen wird! Wer hat das zu verantworten?«
    »Entschuldigung, aber da hat keiner von uns dran gedacht und …«
    »Keiner hat gedacht, ja, das sehe ich. Obwohl ihr mit der Nase drauf gestoßen worden seid durch den toten Jäger! Das ist nicht zu fassen!«
    »Wenn unsere Russen das Treffen nicht schon am Mittag begonnen hätten, wären auch keine Jäger da gewesen, oder wir hätten mehr Zeit gehabt, die …«, der Redner stockte, schwieg, denn das Schnaufen des Chefs war so laut geworden, dass die Blätter in den Bäumen hinter den Fenstern des abhörsicheren Raums rauschten und sich verzweifelt an ihre Äste klammerten. Dieser Bilderbuch-Altweibersommertag war keiner zum Fallen. Der Häuptling schaute auf seine Uhr.
    »Noch neunzig Minuten.«
    Seine Mitarbeiter nickten, als habe er damit den Nullmeridian neu definiert. Sie würden sich danach richten.

79
    »Wo soll sie jetzt noch sein, wenn sie nicht hier ist?«, fragte Felix Flipper als er Richtung Andechs abbog, und hoffte gleichermaßen, er habe recht und täuschte sich. Wo würde sie ansetzen, wenn sie aberwitziger Weise glaubte, den Fall lösen zu können, im Alleingang womöglich, diese Wahnsinnige. Franza Fischer gegen die Russenmafia. Und davon war er mittlerweile überzeugt. Sonst hätte sie den Hund nicht bei der Psychologin gelassen. »Wo ist sie, Flipper?«
    Der Hund, nur noch ein Schatten seiner selbst ohne seine Chefin, spitzte die Ohren, was seinem traurigen Gesicht einen komischen Ausdruck verlieh. Es tat Felix weh, den Flipper so leiden zu sehen. Nur wenn er die Frisbee warf und Flipper sie hoch in der Luft fing, vergaß der Hund sein Unglück, ein bisschen wenigstens. Flippers Welt war aus den Fugen. Alles hing nach unten. Die Lefzen, die Ohren, die Backen, selbst sein federnder Gang hatte sich in ein schleppendes Schlurfen verwandelt, und das abenteuerlustige Funkeln in seinem Blick war einer müden, trüben Traurigkeit gewichen.
    Felix parkte seinen BMW am Weiher vom Wilden Hund, zehn Fußminuten von der Russenvilla entfernt, öffnete die hintere Tür für Flipper und leinte ihn sofort an. Obwohl Flipper ihm – wenn auch nicht geschmiert wie Franza – folgte, wollte er kein Risiko eingehen. Auf dem kurzen Weg bis zum Wald begegneten ihm drei Jäger mit rotweißen Flatterleinen in den Händen.
    »Grüß Gott«, erwiderte Felix ihren Gruß.
    Zu seiner Überraschung fuhren auch mehrere Lieferwagen an ihm vorbei sowie ein Maybach, ein Jaguar und ein Ferrari.
    »Da geht’s ja zu wie am Stachus«, murmelte er verblüfft.
    Das Tor zur Villa der Russen stand offen, und innen und außen wimmelte es von Leuten. Ein halbes Blumengeschäft wurde aus einem weißen Mercedes Sprinter ausgeladen, ein Dutzend Männer und Frauen in schwarz-weißen Kellneruniformen trug Geschirr, am Haupteingang standen zwei rauchende Bodyguards, die die jungen Frauen nicht aus den Augen ließen. Es gab keine Kontrollen. Wenigstens nicht hier am Tor. Vielleicht weiter innen. Felix suchte Deckung hinter den Bäumen, gut, dass er Flipper an der Leine führte, wer flüchtig durch die Gegend blickte, würde ihn als harmlosen Spaziergänger einschätzen. Hoffte Felix. Aber der Hund half ihm nicht, er würde ihn verraten. Sich selbst konnte er sehr wohl verstellen. Flipper würde nicht als Eichhörnchen durchgehen. Konzentriert beobachtete Felix die Cateringmitarbeiter.
    *
    Mit ausgestrecktem Arm, an dem ein Zeigefinger hektisch wippte, wies er auf den Monitor von Kamera drei, die in einer Fichte platziert war. »Da! Schau mal!«
    »Ach du meine Scheiße!«
    »Des ist doch der Hund von der Tennislehrerin?«
    »Ja. Ich

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