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Sonst kommt dich der Jäger holen

Sonst kommt dich der Jäger holen

Titel: Sonst kommt dich der Jäger holen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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Beispiel.«
    Ich schoss einen Blitz ab.
    Er trat einen Schritt zurück. »Nein, es gibt nur Waffen für kleinere Menschen. Aber eine solche würden Sie nicht brauchen, Sie sind locker über eins siebzig.«
    Geistesabwesend nickte ich. Eine Waffenfirma in der Nähe!
    »Kürzlich sind wir mit der Firma Bittermann & Sohn aus Kiel fusioniert, die auch Behördenwaffen herstellt. Wir haben aber nur die jagdlichen Komponenten integriert. Waffen, Zubehör, Bekleidung.«
    »Was für eine Waffe benutzt eigentlich die Polizei?«
    »Weit verbreitetet ist die P7 von Heckler & Koch, neun mal neunzehn Millimeter.«
    Ich erinnerte mich an das schwarze Ding, das Felix auf die Garderobe gelegt hatte, kaum dass wir in seiner Wohnung waren. Er hatte mir das T-Shirt vom Leib geküsst, ich hatte ihm seine Jeansjacke heruntergerissen. Wenn ich es mir recht überlegte, war er zu Beginn meistens zärtlicher als ich. Mein Hunger war größer, ich hatte auch mal an einer Essstörung gelitten in der Pubertät.
    »Ist das eine gute Waffe?«
    Sepp Friesenegger zuckte mit den Schultern. »Na ja. Mir geht der Schlitten zu schwer. Aber treffsicher ist sie schon und leicht zu sichern, das muss man ihr lassen. Sie ist allerdings keine Schönheit, nein, das kann man nicht behaupten.«
    »Schön fand ich daran gar nichts«, entfuhr es mir. Ich räusperte mich. »Ich hab mal eine wo liegen sehen.«
    »Das dürfte eigentlich nicht passieren, dass man eine wo liegen sieht«, sagte Sepp Friesenegger. »Eine Waffe muss weggesperrt sein. Immer.«
    »Und wenn nicht?«
    »Verstoßen Sie, beziehungsweise der Besitzer, gegen das Gesetz.«
    »Man könnte also denjenigen anzeigen, der die Waffe einfach so rumliegen lässt, auch in seiner eigenen Wohnung?«
    »Wer Waffen oder Munition besitzt, hat die erforderlichen Vorkehrungen zu treffen, um zu verhindern, dass diese Gegenstände abhandenkommen oder Dritte sie unbefugt an sich nehmen.« Die Einladung kam plötzlich: »Besuchen Sie mich halt mal.«
    Überrascht starrte ich ihn an.
    »Im Schießkino meine ich. Wenn Sie sich für die Materie interessieren.«
    »Kann ich auch mal schießen?«
    »Schau ma mal.« Er grinste. »Aber ich sag’s Ihnen gleich: Wenn Sie es einmal getan haben, wollen Sie es immer wieder tun. Es ist Adrenalin pur.«
    Ich verstand sehr gut, wovon er sprach.
    »Haben Sie eine Heckler & Koch in Ihrem Kino?«
    »Nein. Aber viele andere viel schönere Waffen, elegantere. Büchsen, Flinten, Revolver. Und einen 45er-Colt. Den müssen Sie mit beiden Händen festhalten, sonst fliegt er Ihnen glatt davon. Also, was ich sagen will: Bei uns gibt es alles, was das Herz begehrt«, er machte eine Kunstpause, »fast alles. Ich bin nicht nur Hobbyjäger, sondern hauptberuflich Büchsenmacher. Und das ist kein Job. Das ist eine Passion.«
    Bedeutet das nicht dasselbe wie Leidenschaft, dachte ich, während ich mich erkundigte: »Haben Sie den toten Jäger gekannt?«
    »Ich kenne hier alle. Warum fragen Sie das?«
    »Es interessiert mich eben. Wenn man wo spazieren geht, und es schaut so unberührt, so unschuldig aus, und dann erfährt man, dass das gar nicht stimmt. Die Gefahren lauern überall.«
    »Zum Beispiel, wenn man in eine Mündung blickt«, sagte Sepp Friesenegger und schaute viel zu lange auf meinen Mund.
    »Und wie war der so, der tote Jäger?«, fragte ich.
    »Es gibt manche, um die es schad ist. Und andere.«
    Ich nickte.
    »Vergönnen mag man’s ja keinem«, Sepp Friesenegger zögerte, »aber es gibt halt Leut, die auf der Jagd mehr Feinde ham als wie die Sauen.«

13
    »Tom Stiefel«, stellte Tom Stiefel sich am Freitag um 14:28 Uhr auf dem Flur der Kripo Fürstenfeldbruck vor. Sein Händedruck war kühl und kräftig.
    »Leopold Chefbauer«, sagte Leopold Chefbauer.
    »Christian Wagner«, sagte der Kollege von Tom Stiefel.
    »Leopold Chefbauer«, sagte Leopold Chefbauer.
    »Und wo ist der Tixel?«, fragte Tom Stiefel.
    Das wüsste ich auch gern, dachte Leopold Chefbauer und sagte: »Er ist leider aufgehalten worden.«
    Christian Wagner schaute auf seine Uhr.
    »Nun, wir haben uns ja schon kennengelernt«, sagte Tom Stiefel. »Im Wald, beim Fundort der Waffe.«
    »Und wir haben es eilig«, ergänzte Christian Wagner.
    »Ja, sicher«, murmelte Leopold Chefbauer.
    »Also wir haben eure Protokolle gelesen und entnehmen den Akten, dass ihr euch bei euren Ermittlungen bislang nicht auf dieses Gebiet beschränkt habt«, eröffnete Tom Stiefel die Unterredung.
    »Das ist nicht in unserem Sinne und muss

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