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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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in die Tiefe, wie ein Krake, der mit seinen Fangarmen Jonathans Brust umklammert hielt.
    Das Kettenhemd, schoss es Jonathan durch den sehr, sehr kleinen Bereich im Gehirn, der nicht im Panikmodus war.
    Er sah sich um, versuchte etwas in der Dunkelheit zu erkennen, während er weiter hustete und spuckte und mit den Armen um sich schlug.
    Da war etwas. Irgendetwas. Es schwamm. Es war direkt neben ihm. Jonathan streckte die Hand aus und berührte eine Holzplatte. Eine Holzplatte! Eine wunderbare, gemütliche, bildschöne Holzplatte. Jonathan zog und stemmte, prustete und spie.
    Irgendwie, irgendwie hatte er es auf die Platte geschafft. Wenn die Platte jetzt Gegenleistungen fordern würde, Jonathan hätte das Stück Holz auch mit Goldstücken überhäuft, geheiratet und auf der Stelle geschwängert, wenn es denn wirklich nötig gewesen wäre.
    Er hustete immer noch ohne Unterlass und die Anstrengung trieb ihm die Tränen in die Augen. Er schluchzte.
    Es war so dunkel. Es war so kalt.
    Ein weiterer ganzer Luftzug schaffte die Hürdenstrecke in seine Lungen.
    Jonathan war entsetzlich müde. Er war entsetzlich traurig.
    Es war so entsetzlich kalt.
    Es wurde unendlich dunkel um Jonathan.
    *
    Es wurde heller. Ein hellgelber matschiger Fleck tanzte langsam vor einem hellroten matschigen Hintergrund. Ein bisschen zu viel Matsch und ein bisschen zu hell.
    »Seht Ihr, der Junge kommt zu sich«, flüsterte eine kratzende alte Frauenstimme.
    Mit einem Schlag spürte Jonathan seinen Körper. Eine Frostwelle durchschüttelte seine Glieder, beginnend an den Zehen und den Fingerspitzen fuhr sie durch Arme und Beine, lief über Schultern, Nacken und Bauch, und zerschmetterte schließlich an einem weichen Gegenstand, der wohlig warm und schwer auf seiner Brust lag.
    Jonathans Finger spürten weichen Stoff und ein feiner Lavendelgeruch belebte seine Nase.
    »Guten Morgen«, grüßte jemand freundlich. Jemand? Nur ein hellgelber Matschfleck. Matsch schien in dieser Gegend ungeheuer freundlich zu sein, aber bedeutete das möglicherweise, dass dieser Matsch im Gegenzug auch extrem ungehalten werden konnte? Jonathan konnte sich wahrhaftig etwas Schöneres vorstellen, als von misslaunigem Baggermatsch durch den Wald gejagt zu werden.
    »Aufwachen«, forderte die Unbekannte freundlich. Die Unbekannte? Es handelte sich also um weiblichen Baggermatsch. Das machte die Sache nochmals komplizierter und erheblich riskanter. Nichts war schlimmer, als die Gefahr, sich dem Zorn eines weiblichen Baggermatschmonsters auszusetzen. Wenn das Baggermatschmonster dann noch ihre Tage hatte, na, dann gute Nacht.
    Doch. Eins war schlimmer als ein weibliches Baggermatschmonster.
    Igel.
    »Wacht auf!«. Die Stimme der Unbekannten war frisch und klar und in jeder Silbe konnte Jonathan ein Lächeln hören. Als ob man die Sonne umarmen würde. Das war kein Monster!
    »Hört Ihr mich?«, fragte die Sonne und Jonathans Gedanken machten eine Kehrtwende, indem er nun überlegte, ob er den Matschflecken nicht einfach heiraten könnte. Er versuchte sich einen Matschfleck im Brautkleid vorzustellen und es gelang ihm. Er stand mit dem Matschfleck vor dem Altar und ein alter, schwarz… Matschfleckpfarrer… las… Buch… Willst…
    »Hey! Augen auf!«, machte die Sonne und Jonathan kam wieder zu sich. Das war es ein verdammt guter Tipp, den die Sonne da gegeben hatte. Die Effektivität seiner Augen konnte ganz erheblich gesteigert werden, wenn er die Lider öffnete.
    Jonathan öffnete die Augen entgegen dem Widerstand durch irgendwas schrecklich Verkrustetem und sah der über ihn gebeugten Sonne mitten ins Gesicht.
    Sein Atem stockte. Sie war wunder, wunder, wunder…
    »Ist der Stein zu schwer?«, fragte Sophia und ihr Lächeln war so umwerfend, dass Jonathan froh war, dass er bereits lag. Sie war absolut und makellos schön. Ihre blasse Haut war wie allerfeinster Puderzucker und ihre grünen Augen leuchteten wie… boah!
    »Ist der Stein zu schwer?«, fragte die Sonne noch einmal, jetzt mit einem hörbaren Unterton, den Jonathan als die perfekte, aber völlig unmögliche Mischung aus freundlicher Drohung und liebreizendster Fürsorge wahrnahm.
    Der Stein. Oh. Ja. Da war etwas Schweres, Warmes auf seiner Brust. Jonathan neigte den Kopf nach unten, soweit das überhaupt möglich war, lupfte die bis an sein Kinn gezogene Bettdecke ein Stück, und sah an seinem Körper herunter. Eingewickelt in einem Tuch, lag ein angenehm warmes Ding auf seinem Brustbein. Der Stein. Ansonsten

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