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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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wackelte gönnerhaft mit dem Kopf.
    »Hallo Broklas«, freute sich Corin und kam an die vordere Reihe Käfigstangen gekrochen. »Das ist aber nett«, versuchte er so dankbar wie irgend möglich zu klingen, »aber erstens ist das nicht mein Wasser-, sondern mein Kloeimer«, setzte Corin ohne eine Miene zu verziehen fort, während Broklas die Augen zusammenkniff und seiner Vorstellungskraft befahl, mal eben mit den Fingern in den Ohren eine Runde spazieren zu gehen, »und zweitens…äh…«.
    »Du auch?«, knarzte Thore in Richtung Broklas und kam aus einer nochmals dunkleren Ecke hinter dem Käfig direkt an der Reling hervor. Corin zeigte seinen Zinnbecher, den er von Thore bekommen hatte, zuckte mit den Schultern und prostete Broklas zu. »Aber danke, Broklas«.
    Broklas lächelte. Es gefiel ihm, dass es Corin besser ging. Er nahm den Holzkrug, der eigentlich für Corin bestimmt war, prostete zurück und nahm einen kräftigen Zug. »Absolut widerlich«, sagte er, schüttelte sich und lachte.
    »Broklas!«, donnerte es über das Deck und die Fiedel Johans kam ungefähr mit demselben Geräusch zur Ruhe, wie das, welches man von einer Katze zu hören bekam, wenn man sie über eine Klippe warf.
    Thore zog sich wimmernd in sein schwarzes Nichts hinter dem Käfig zurück.
    Broklas drehte sich um, in Richtung Feuerstelle. »Äh, ja, Kapitän?«, machte er sich ziemlich kleinlaut bemerkbar und reckte und drehte seinen Hals in einer Lockerungsübung, die aussah, als bereite er sich auf drei gemütliche Stunden baumeln am Galgen vor.
    Claas reckte sich ebenfalls schnaufend, streckte die Brust heraus und wischte mit dem Handrücken über Mund und Bart. Da war ein leichtes Grinsen auf seinem Gesicht, dachte Broklas und nahm sich fest vor, keinerlei Angst zu haben. Einen Herzschlag später gab er bereits auf.
    Claas stampfte langsam, aber zielstrebig von der Feuerstelle Richtung Käfig. Dabei legte er so viel Gewicht in seine Schritte, dass der Rote Rabe bei jedem Bodenkontakt hörbar dröhnte. Die Männer, die ihrem Kapitän im Weg standen, machten ohne weiteren Kommentar Platz.
    Der blonde Hüne hatte die zwei Truhen, die noch an Deck verblieben waren, erreicht. Er beugte sich hinunter zur ersten Truhe, öffnete den Deckel, und nahm einen mit Perlen geschmückten langen Scheibendolch heraus, der seinen Namen dem verzierten Goldteller schuldete, der zwischen Klinge und Griff als Parierelement angebracht war.
    Claas stampfte weiter. Broklas schluckte. Thore wimmerte. Corin verstand gar nichts.
    Der Kapitän stoppte vor dem Käfig und nur Broklas stand noch zwischen ihm und Corins Gefängnis. »Broklas«, brummte Claas los und fixierte den Wissenschaftler mit seinem Blick, »vielleicht ist es jetzt Zeit, uns eine deiner Geschichten vorzutragen«.
    Was soll das jetzt wieder bedeuten, dachte Broklas. »Nun, ja, ich meine…«, war seine glorreiche Antwort und er war beinahe froh, dass Claas sein Gestammel unterbrach. »Broklas. Glaubst du, ich würde nicht merken, wie du und Thore um den Jungen herumscharwenzeln und ihn mit Bier und Essen versorgen?«. »Nun, äh, nein, äh, ja, äh, nein«, brachte Broklas scharfzüngig hervor, sah dann den Scheibendolch, den Claas spielerisch in die Höhe hielt, und ihm fiel ein, dass er ja noch einen ganz wichtigen Termin am anderen Ende des Schiffes hatte. Am ganz anderen Ende des Schiffes.
    »Geh zur Seite, Broklas«, brummte Claas, und Broklas wusste, es würde nie wieder etwas in seinem Leben geben, das man ihm so sehr nicht zweimal würde sagen müssen. Der Wissenschaftler riskierte eine schnelle Kopfbewegung zu Corin, lächelte verkrampft, hob die Hand zum Abschied und machte sich schleunigst davon.
    Claas machte den letzten Schritt direkt an den Käfig, aber Corin dachte gar nicht daran, dem Blick und der Präsenz des Hünen auszuweichen.
    Claas und Corin sahen sich lange an.
    »Du machst mich verantwortlich für den Tod deiner Familie, richtig?«, brachte es Claas sehr schmerzhaft und ohne Umschweife auf den Punkt. Corins Unterkiefer fing an zu mahlen und seine Augen blitzten. Dem Blick des Kapitäns hielt er stand.
    »Hmm«, brummelte Claas schließlich und trat gemächlich einen halben Schritt zurück, ohne jedoch Corin aus den Augen zu lassen. Er nahm wieder den Scheibendolch hoch und zog ihn bedächtig aus der Scheide.
    Broklas, in der Ferne, schluckte. Thore, in der Dunkelheit, wimmerte. Corin schnürte sich der Hals zu.
    Mit einem kurzen Satz hatte sich Claas wieder direkt an die

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