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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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paar Schritte weiter, verdrehte zusammen mit einer interessanten Kombination aus Stöhnen und Händefuchteln die Augen.
    Thore war plötzlich hinter Corin erschienen und hielt ihm ein Schwert hin. Es war Corins Cinquedea. »Mach dir keine Sorgen, Junge«, flüsterte Thore krächzend und zwinkerte das linke blaue Auge. Thore stupste Corin mit seinem dünnen Ärmchen und mischte sich unter die rasch wachsende Zuschauermenge.
    Sture zog sein Schwert und begann mit einer Reihe schneller Attacken, die Corin mit Leichtigkeit parierte. Der Kommandant pausierte und fand bereits Gefallen an dem, was er erlebt hatte. Doch viel Zeit zum Nachdenken hatte er nicht. Corin begann seinerseits mit einer Sequenz von Angriffen, die Sture ebenfalls sicher parieren konnte. Die Geschwindigkeit, in der Corin die Waffe in der Hand in eine neue Lage drehen konnte, war jedoch imponierend und Sture hatte nie zuvor ein so breites Spektrum an Angriffspositionen in so kurzer Zeit blocken und parieren müssen. Er war Corin durchaus gewachsen – aber für einen Jungen in seinem Alter war Corins Talent und Können beispiellos.
    Direkt nach einem Block steckte Sture seine Waffe plötzlich weg. Corin musste sich ernsthaft bremsen, dem grinsenden Kommandanten nicht einfach eins überzuziehen. »Bemerkenswert«, murmelte Sture, und lauter »wie heißt du?«. »Corin«. »Corin. Gut. Also, ich bin Sven Sture und ich bin der Anführer hier. Wenn du willst, kannst du uns zur Ratssitzung begleiten«.
    Corin sah den Kommandanten an und war merklich verunsichert. Zur Ratssitzung? Er sollte an einer Sitzung der Piraten teilnehmen? Das gefiel ihm nicht. Hauptsächlich gefiel ihm daran nicht, dass es ihm nicht gefallen durfte, er aber tief in seinem Inneren Jubelchöre hörte, und das heiße Öl, mit denen Corin den blöden Chören das dämliche Jubeln austreiben wollte, einfach nicht zum Sieden kam. Er pustete wie verrückt um die Glut unter dem Ölkessel anzufachen.
    »Na, komm schon, Corin«, lachte Sture. Das Zögern des Jungen amüsierte ihn prächtig, »kein Grund scheu zu sein«.
    *
    Der Wettstreit in Selbstbemitleidung lief auf Hochtouren. Vom obersten Stockwerk des Rathauses von Visby hatte man einen wunderbaren Blick über die Stadt und es war eines der letzten Refugien, in denen sich Magistrat Jagger, seine Tochter und der Ratsherr Franck noch unbehelligt von Piraten aufhalten konnten. Das Problem war nur, dass die Stadt im Gegensatz zu dem Blick alles andere als wunderbar war, mit all den marodierenden Seeräubern. Und Jagger war nicht mehr Magistrat und Franck auch kein Ratsherr, obwohl sie ihre Titel niemals offiziell abgelegt hatten.
    Jagger war in Wirklichkeit ein alter, gebrochener Mann mit spärlichem Haar und die Sorgenfalten auf seiner Stirn waren tiefer und welliger als seine wulstigen Lippen. Er stand am offenen Fenster in der prächtigen Schreibstube und schaute auf die Meute, die unten durch die Straßen seiner Stadt zog.
    Sture und der Herzog kamen gerade mit einem ganzen Tross die Hauptstraße herauf, gefolgt von einem großen Wagen, in dem neben einem Jungen und einem alten Mann in einer lächerlichen roten Robe haufenweise Beutegut gestapelt war, ehrbaren Kaufleuten wie ihm geraubt. Seine Mundwinkel sanken noch ein wenig tiefer.
    »Gefangen«, piepste Ex-oder-auch-nicht-Ex-Ratsherr Franck weinerlich, und sein runder kleiner Körper bebte nervös. »Wir sind Gefangene in unserer eigenen Stadt!«. »Es ist eine Schande«, stimmte ihm Jagger zu und seine tiefe, melodielose Stimme war das genaue Gegenteil von Francks Pieporgan, »das Pack ist Herr über die ganze Stadt«.
    Jaggers Tochter, Charlotte, schlug mit der flachen Hand auf den Tisch an dem sie saß, und während ihr Vater weiter teilnahmslos aus dem Fenster sah, machte Franck vor Schreck einen Hüpfer.
    Es war immer das gleiche Spiel. Mehr als ein paar Augenblicke konnte Charlotte das Gezeter der alten Männer nie ertragen, dann platzte ihr der Kragen. »Würdet ihr bitte aufhören wie Waschweiber die Tränen Christi zu flennen?«, mahnte sie. »Keine Lästerung des Herren«, fiepte Franck, warf die dicken Ärmchen nach oben und hielt es für angemessen, auch gleich noch beim Herrgott eine Entschuldigung vorzutragen, »du hast nichts gehört, oh Gott, ich habe auch nichts gehö…«. Charlotte schlug nochmals auf den Tisch. »Denkt lieber darüber nach, wie wir die Meute wieder loswerden«, fauchte sie und auf ihrem hübschen, runden Gesicht erschien in Stirnhöhe eine

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