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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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Oberfläche sei mit Edelsteinen besetzt.
    Kaum eine halbe Stunde später hatte der Rabe an einer freien Stelle im Hafen festgemacht, unterstützt von knapp 50 Seeräubern, die das Schiff an langen Seilen und unter Einsatz aller Leibeskräfte an die gewünschte Landeposition bugsierten. Corin sah, dass die ersten Männer das Schiff mit einem Sprung auf die Landebrücke verließen, um andere Piraten an Land zu begrüßen, manchmal in überschäumender Freude, manchmal aber auch mit langen Gesichtern, offensichtlich dann, wenn vom Tod eines Kameraden berichtet wurde.
    Eine Fanfarensalve zog die Aufmerksamkeit der meisten Seeräuber auf sich. Eine auffällig organisiert wirkende Reiterschaft kam die teilgepflasterte Straße jenseits des Stadttores herunter geprescht und querte eines der Hafentore. Ein großer, leerer Wagen folgte. Die Pferde bewegten sich in sauberer Formation und die Kleidung der Männer stand schon aus der Distanz in scharfem Kontrast zu dem, was die meisten Piraten auf dem Leib trugen.
    Die Gruppe ritt in Zweierreihe in den Hafenbereich und setzte ihren Weg direkt zum Raben fort, die überall stehenden Menschen machten der Abteilung bereitwillig platz.
    Endlich wurde ein Stück Reling zur Seite gekippt und eine große, breite Planke vom Deck des Raben auf die Pier gelegt. Claas war mit wenigen Sätzen an Land, weitere Piraten strömten von Bord und auch Broklas und Corin machten sich bereit die schwere Kiste mit Broklas’ Apparat vom Schiff zu wuchten. Corin hob die Kiste an dem ihm zugewiesenen und natürlich viel schwereren Ende an und seine Trapezmuskeln spannten sich dermaßen, dass er sich vornahm, gleich nach dieser Schufterei ein weiteres Leben ohne Nackenfunktion zu planen.
    Claas baute sich breitbeinig auf und grinste dem Begrüßungstrupp entgegen, der soeben den Raben erreicht hatte. An der Spitze ritt Sven Sture höchstpersönlich, trotz seines Stoppelbartes passten sein jugendliches, braungebranntes Gesicht und die blitzenden Zähne irgendwie nicht so recht zum Klischeebild, das Corin von einem Seeräuber hatte.
    Die verdammte Kiste, mit der sich der junge Giles abpuckelte, war wirklich frech schwer. Sein Gesicht war puterrot geworden und Corin schätzte, dass seine Seite der Kiste ungefähr eine Million mal so viel wog, wie die Seite die Broklas trug. Inklusive Broklas.
    Gleich neben Sture saß ein kränklich wirkender Adliger auf seinem Pferd. Der schlanke junge Mann mochte Ende zwanzig sein und war nicht nur exzellent, sondern auch sichtbar teuer gekleidet. Unzählige Perlen waren in senkrechten Reihen auf einen schwarzen Samtrock genäht, ein weißer, großer, mehrfach gefalteter Kragen umschloss seinen Hals und er trug schwarze Lederschuhe mit kunstvoll verzierten Goldschnallen. Der Aristokrat mit dem feinen Bärtchen sah nicht nur wegen seiner weißen, feuchten Haut kränklich aus, auch die Augen waren seltsam stumpf und glanzlos. Um seinen Hals hing ein schweres Amulett auf dem zwei Stierköpfe und zwei Greife 82 abgebildet waren.
    »Das ist der Herzog«, ächzte Broklas in Richtung Corin, als sie das Ende der schwankenden Landungsplanke erreicht hatten. Broklas ließ die Kiste herunter, Corin tat es ihm nach und die Sehnen über seinen Schlüsselbeinen versuchten sich heulend daran zu erinnern, wo denn ihre Ruhepositionen lagen. »Erik von Mecklenburg«, hechelte Broklas weiter. »Und das neben ihm ist der Kopf der Bande, Kommandant Sven Sture. Er hat vor nicht mal zwei Monaten hier das Kommando übernommen. Ein schlauer Bursche, nimm dich in Acht vor ihm.«. »Wer sind die anderen Typen?«, wollte Corin wissen und streckte seinen Rücken nacheinander in alle Richtungen. Vergebens, sein Rücken hatte beschlossen bis auf Weiteres zu schmollen. »Otto. Otto Peccatel. Die rechte Hand Stures. Die anderen sind nicht wichtig«.
    Stures rechte Hand stieg gerade von seinem Pferd in der zweiten Reihe ab. Otto war ein gedrungener, kräftiger Mann in den Vierzigern, mit einer Glatze und der seltsamen Kombination aus hellen, gepflegten Zähnen und zwei sichtbaren Zahnlücken. Der Rest der Reiterschaft bestand aus fünf Piraten, die einen deutlich weniger gepflegten Eindruck als Sture und Otto machten, und einer Sechsergruppe herzoglicher Wachsoldaten, die auf der Brust dasselbe Wappen wie Erik auf seinem Amulett trugen. Aus der Nähe war nun deutlich zu erkennen, dass die Uniformen der sechs Männer keineswegs in hochherrschaftlichem Zustand waren. Flecken und kleine Risse in der Kleidung

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