Sophia oder Krieg auf See
Attentäter mit seiner Waffe die Turmmauer gestreift.
Das Knirschen wurde lauter und lauter. Jonathan wagte kaum zu atmen.
Das mahlende Geräusch unter den Stiefelsohlen veränderte sich. Der Hall war verschwunden und das Knirschen kam eindeutig nicht mehr von unten, sondern von der Seite. Der Fremde hatte also die Plattform erreicht und musste nun nur noch an zwei Fingern abzählen, dass sich seine Opfer hinter der obersten Mauer des Treppenhauses versteckt haben mussten, denn einen anderen Schlupfwinkel gab es auf der Plattform nicht.
Doch erst einmal hielten die Stiefel inne.
Jonathan reckte den Kopf ein wenig vor und hoffte, er könne so den Attentäter noch ein wenig früher bemerken – wenn dieser um die Mauer herumgeschlichen kam. Sophia reckte ihren Kopf ebenfalls ein wenig vor, in die andere Richtung. Plötzlich hörte sie wieder das Knirschen der Stiefel. Die schweren Sohlen mahlten und das Mahlen wurde lauter.
Das Herz in Sophias Brust begann nun doch Amok zu laufen.
Ja, es war eindeutig, das Kratzen und Schlurfen kam näher, genau in ihre Richtung. Sie wich vorsichtig zurück, wagte nicht den Kopf zu drehen, erwartete jeden Augenblick Jonathan zu ertasten.
Unerbittlich kam das Knirschen näher und da, dort war ein Stiefel zu sehen. Und die Spitze eines Schwertes. Sophia versuchte die aufsteigende Panik an der Gurgel zu packen, aber sie fand keine Gurgel. Der Fremde kam näher, noch einen Schritt und er musste sie sehen. Sie wich zurück, aber nun waren ihre eigenen Schritte nicht zu überhören, der Angreifer musste sie wahrgenommen haben. Der Mann machte einen schnellen Satz vor und nun sah er Sophia, die sich auf dem Absatz umdrehte und versuchte seiner Klinge zu entkommen.
Der Fremde sah den Schatten aus den Augenwinkeln und wirbelte herum. Jonathan war um die Treppenhausmauer herumgeschlichen und hinter dem Angreifer selbst zum Angriff übergegangen.
Jonathan warf sich mit seinem ganzen Körpergewicht auf den Maskierten, der zum Glück sein Schwert nicht rechtzeitig in eine günstige Angriffsposition bringen konnte.
Der Fremde taumelte zurück, mit Jonathans Rechter an seiner Kehle und Jonathans Linker am Handgelenk seines Waffenarms. Doch der Maskierte drehte sich geschickt um die eigene Achse und schnell war Jonathans Vorteil vertan. Jonathan ließ den Hals des Mannes gezwungenermaßen los und der eigene Impuls schleuderte ihn an die Außenmauer der Plattform, die an dieser Stelle glücklicherweise vollständig und stabil war. Das Handgelenk des Fremden hatte Jonathan nicht losgelassen, aber das Schwert schabte gefährlich über den Boden und zeigte gen Jonathans Bauch.
Der Attentäter setzte seine ganze Kraft ein und zwang sein Schwert entgegen Jonathans Widerstand voran. Jonathan prustete und seine Muskeln zitterten vor Anstrengung. Der Fremde war leider stärker als er, soviel stand fest. Die Schwertspitze berührte nun fast seinen Bauch, Jonathan musste was tun, schnell, sonst würde er den Rest seines Lebens mit einer Stahlklinge im Körper verbringen müssen und dieser Lebensrest würde gleichzeitig eine äußerst überschaubare Zeitspanne abdecken.
Jonathan winkelte sein Bein an und trat kräftig zu, genau in die Stelle, wo bei männlichen Hominiden 95 jenes Körperteil mit der größten Freud-Leid-Differenz zu finden ist. Der Kraftakt verfehlte seine Wirkung, zumindest die beabsichtigte. Stattdessen konnte der Angreifer die Verlagerung der Kräfte nutzen, Jonathan die Klinge in den Bauch zu treiben. Das Schwert drang einen Finger breit in Jonathans Unterleib, glücklicherweise ganz am Rand und ohne Bedrohung seiner inneren Organe. Der junge Giles spürte den kalten Stahl in seinem Körper und fühlte wie warmes Blut über seinen Bauch lief. Panik kroch auf eiskalten Pfoten langsam seinen Rücken herauf.
Es war zum Verzweifeln. Der Angreifer war einfach stärker als er. Jonathans Bizeps zitterten und er war sich sicher, dass er jeden Moment würde nachgeben müssen.
Ein schwerer Stein sauste gegen den Kopf des Maskierten und Jonathan kniff reflexartig die Augen zusammen. Als er die Augen einen Moment später wieder öffnete, sah er Sophia, die mit einem Stein bewaffnet seitlich auf den Kopf des Angreifers einprügelte.
Sofort ließ der Druck merklich nach, Jonathan konnte die Arme des Angreifers nach oben von sich weg drücken. Er sah, wie das Schwert mit der blutigen Spitze vor seinem Gesicht vorbeifauchte und bemühte sich die eigenen Arme ganz durchzustrecken, um die
Weitere Kostenlose Bücher