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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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Vater und meinen Bruder -«. Jonathan fand den Begriff Rache abscheulich und zutiefst unchristlich, auch wenn viele Gläubige das ganz anders sahen. Aber da gab es einen Schwur in ihm, einen Schwur, den er niemals ausgesprochen hatte und der dennoch mächtiger war, als jede Verwünschung, die man bei Vollmond auf zwölf toten, schwarzen Katzen tanzend dem Teufel entgegenbrüllen konnte.
    Jonathan würde die Piraten zur Strecke bringen für das, was sie ihm angetan hatten. Er würde das gesamte Pack -
    Giles sah etwas graues, nebulöses vor seinen Augen vorbeifetzen und glaubte einen Windzug im Gesicht zu spüren, begleitet von einem gellen Sirren, ohrenbetäubend, das mit dem grollenden Hämmern eines Einschlags schon wieder beendet wurde. Der schwere Metallbolzen, der genau zwischen Jonathan und Sophia hindurchgejagt war, bohrte sich mit brutaler Gewalt tief in die Steinmauer und trieb explosionsartig eine Wolke aus Staub und Steinchen auf.
    Jonathan hatte glücklicherweise keine Zeit sich auszumalen, was der Bolzen mit Sophias Kopf gemacht hätte, wäre das Geschoss ein Stück von seinem Kurs abgewichen. Sophia zog ihn hinab und beide gingen in Deckung, indem sie sich bäuchlings auf die steinerne Plattform warfen. Jonathans Herz begann zu rasen. Er drehte sein Gesicht zu Sophia und sah eine Herzogin, die offenbar nicht nur unverletzt, sondern auch bemerkenswert ruhig geblieben war.
    Ein paar schnelle Atemzüge lang trauten sie sich dennoch keine weitere Regung zu.
    Langsam robbte Jonathan auf dem Bauch zum Rand der Plattform, zu der Stelle, aus deren Richtung der Bolzen ungefähr gekommen war. Die Brüstungsmauer war dort nahezu intakt, nur eine größere Scharte war vor längerer Zeit durch einen heraus gelösten schmalen Sandstein entstanden. Sophia robbte hinterher.
    Dicht an die Brüstung gepresst, kam Jonathan langsam auf die Knie und versuchte einen Blick durch die Scharte auf das Gelände unter ihm zu erhaschen. »Irgendwas zu sehen?«, flüsterte Sophia.
    In der Ferne war nicht viel zu erkennen. Jonathan riskierte eine etwas höhere Position, um auch den Boden in näherer Umgebung beobachten zu können. »Nein«, flüsterte er zurück und musste sich sogleich korrigieren, »doch!«. Eine dunkelbraun gekleidete Gestalt kam auf einem Pferd aus einem angrenzenden Wäldchen geritten. »Ein Reiter! Er kommt hierher«. »Was jetzt?«.
    Der Mann – jedenfalls vermutete Jonathan der Statur nach einen Mann – stieg von seinem Pferd ab. Jonathan sah eine Schabracke 94 aus Leder oder Stoff, die unter dem Sattel des Reittieres hervorschaute und sich fast bis zum Bauch des Pferdes zog. In einer Lasche auf der Schabracke stecke die Armbrust, deren Bekanntschaft sie wohl soeben indirekt gemacht hatten.
    »Er hat seine Armbrust nicht wieder geladen«, flüsterte Jonathan mit einem Hauch von Zuversicht, die etwas zu unbedarft in der Luft umherflatterte und prompt von einem Raubvogel gepackt und in einem Stück hinuntergewürgt wurde: »Hat allerdings gerade sein Schwert gezogen«. »Na wunderbar, dann sind wir ja in Sicherheit«, stöhnte Sophia und Jonathan nahm sich vor, Ihre Hoheit bei Gelegenheit mal mit seinem einbändigen Gedichtepos »Sarkasmus – Nein, danke« zu beehren, welches allerdings zurzeit noch in Arbeit war und vermutlich nur aus dem einzigen Vers »Heute nicht, morgen auch (nicht). Danke schön« bestehen würde. Da war noch eine Menge zu tun.
    Der Fremde kam mit gezücktem Einhänder langsam auf den Turm zu. Er trug einen Kürass, einen kräftigen Lederpanzer, der guten Schutz im Kampf mit hoher Beweglichkeit kombinierte. Das Gesicht des Angreifers war zur Hälfte mit einer Maske verdeckt.
    »Er kommt«, zischte Jonathan. Der Mann wählte den direkten Weg zum Turmeingang und war nun so nahe gekommen, dass Jonathan ihn nicht mehr zu sehen vermochte. »Verdammt noch eins«, schimpfte Jonathan leise und richtete sich vorsichtig auf. »Schnell, hinter den Ausgang, bleib hinter mir«, wies er Sophia an und die folgte ihm prompt. Sie liefen auf der Plattform um den oberen Ausgang herum und gingen hinter der Mauer des Treppenhauses in Deckung.
    Sophia und Jonathan drückten sich flach an die Mauer des Treppenhauses. Nur unweit von Jonathans Kopf fehlte ein kleinerer Stein in der Wand. Er traute sich nicht, hindurchzulugen, aber er hörte die Stiefel, die knirschend Staub und Unrat auf den Treppenstufen zermahlten.
    Schritt für Schritt kam der Angreifer die Wendeltreppe hinauf.
    Klank. Offenbar hatte der

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