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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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beliebt, bei unseren Nachbarn, weißt du«, sagte die Herzogin schließlich.
    »Warum nicht?«, hakte Jonathan nach. Sie sah ihn an, an ihm herunter, und bemerkte die Bauchwunde, die sie sofort zu untersuchen begann. »Meine Güte, das blutet ja wie verrückt!«, rief sie mit ehrlicher Besorgnis aus, nahm einen Seidenschal von ihrem Hals und drückte das wertvolle Kleidungsstück auf die Wunde.
    »Eure Hoheit!«, hörten sie jemanden rufen und zwei Pferde stampften um den Turm herum. Die zwei Wachleute erkannten die Situation sofort und reagierten schnell. Der erste nahm sein Horn und blies drei Mal hinein, während der zweite schon von seinem Pferd gesprungen war und auf die Herzogin zulief. »Ein Attentat«, setzte Sophia ihre Wachen konkreter ins Bild, »schon wieder. Dieser mutige Herr Ritter hier hat mir das Leben gerettet«.
    Herr Ritter? Jonathan hatte wohl nicht recht gehört. Die blutende Wunde da unten in seinem Bauch. Pah. Nur ein kleiner Kratzer. Er stemmte sich hoch.
    »Seid Ihr verletzt worden, Eure Hoheit?«, wollte der Garde wissen. »Nein. Alles in Ordnung. Wir werden zum Schloss zurückkehren«, beruhigte Sophia den Mann. »Nicht ohne Eskorte, Eure Hoheit. Es könnten noch mehr Attentäter in der Nähe sein«.
    Jonathan war auf die Beine gekommen und ging die drei Schritte hinüber zur Leiche des Attentäters. Er zog das Schwert aus dessen Brust und betrachtete die blutige und verbogene Klinge im Licht der Abendsonne, während er mit der Linken die Wunde im Unterleib zudrückte.
    »Ich bin in besten Händen«, beruhigte Sophia den Garden, »der Herr Ritter Giles ist ab sofort mein persönlicher Leibwächter«. Der Garde verbeugte sich und nahm die Ankündigung beruhigt zur Kenntnis. Vier weitere Wachleute kamen eiligst angeritten.
    Jonathan wandte sich wieder Sophia zu, gleichzeitig versuchte er seine zwei Hände irgendwie so zu organisieren, dass er die Bauchwunde zudrücken, das Schwert halten und dazu noch der Herzogin eine freie Hand zum Aufstehen anbieten konnte. Sanft legt sie ihre Hand in die seine und kam auf die Beine, ohne jedoch Jonathan den geringsten Kraftaufwand abzufordern.
    Der junge Giles, der in einem Nebensatz geadelt und in den Ritterstand befördert worden war, verbeugte sich. Das war alles ein bisschen viel für ihn. Was da zwischen ihm und der Herzogin wuchs, konnte offensichtlich gar nicht sein. Sie war verheiratet und eine Herzogin. Er war ein Fremder. Das mit dem Ritter war ja eine nette Geste, aber das konnte doch unmöglich so funktionieren. Oder doch?
    »Mein Leben und mein Schwert gehören Euch, Hoheit«, erwiderte Jonathan endlich. Dann fiel sein Blick auf die verbogene Waffe in der Hand, der gleichen Hand, die auch seinen Körper am Ausbluten hinderte. Er warf die nutzlose Klinge weg und verbeugte sich erneut. »Zumindest mein Leben gehört Euch, Eure Hoheit«, korrigierte er sich schließlich und war froh, dass sein Körper an so vielen Orten und in dermaßen vielen Ausprägungen schmerzte, dass ihm nach grinsen nicht zu Mute war, und der frischgebackene Vielleicht-Ritter somit angemessene Ernsthaftigkeit an den Tag legen konnte.
    Das änderte nichts daran, dass sich Jonathan absolut großartig fühlte.

    93 Abgewandelter Text eines Lieds des mittelalterlichen Dichters Walther von der Vogelweide
    94 Decke unter dem Sattel
    95 Die Primatengruppe der großen Menschenaffen, inklusive der Menschen

21 Eine kräftige Morgenbrise blies durch Corins kurzes, dunkles Haar. Die Sonne wärmte sein Gesicht und hier oben, im Krähennest des Roten Raben, schien es ihm, er könne bis an das Ende der Welt sehen. Am liebsten hätte er es dem Himmel entgegengebrüllt, wie großartig es hier oben war. Das wollte er dem Himmel nicht antun und darum grinste er nur breit.
    »Hallo«, rief Corin der Elfenbeinmöwe zu, die sich soeben auf den Rand des Krähennestes gesetzt hatte und ihn nun anstarrte. »Kennen wir uns?«, fragte er den Vogel und sein Grinsen wurde noch ein bisschen breiter. »Kiah«, antwortete die Möwe und stieg von einem Fuß auf den anderen. »Oh, ja, ganz meinerseits«, gab Corin lachend zurück und wollte gerade die nächste Frage stellen, als er das fremde Schiff am Horizont sah. Er kniff die Augen zusammen. Ein Zweimaster. Auf ihrem Kurs.
    »Schiff Steuerbord voraus«, brüllte Corin vom Krähennest herunter und sah, wie sich die Piraten umgehend an der Steuerbord-Reling sammelten.
    »Kiah«, brüllte die Möwe, aber das nutzte nichts.
    Corin kraxelte in heller

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