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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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hunderten am mondlosen Himmel.
    Corin war ganz nahe an der Reling beschäftigt mit dem Astrolab die Höhe einiger Sterne und Planeten zu messen, ganz so, wie Broklas es ihm aufgetragen hatte. Die Tatsache, dass der Horizont kaum noch erkennbar war, dieser aber zur Messung des Höhenwinkels als Marke dringend benötigt wurde, sägte massiv an seiner Laune. Abgesehen davon wollte Corin auch wissen, wie die blöde Geschichte ausging.
    »Ich bin nur gekommen um dich zu warnen, weiser Drache«, sagte der Müller zittrig und kratzte seinen, äh, Hintern.
    Broklas kniff die Augen zusammen um die Worte im Schein der Öllampe zu entziffern. »Der Müller hat dem Drachen den Hintern gekratzt?«, wollte sich Thore, der zu den Stammzuhörern zählte, vergewissern.
    »Blödsinn«, erwiderte Johan und wischte sich eine Strähne seiner roten Haare aus dem Gesicht. »Glaubt mir«, murrte Broklas und blickte die beiden Störer mahnend an, »Drachenhintern haben keinerlei Relevanz für diese Geschichte«.
    »Ich habe von den Rittern gehört, die ausgezogen sind uns Drachen zu vernichten«, murmelte das magische Tier nachdenklich, »und danke dir für deine Warnung«. Der Drache wusste, die Lage war bedrohlich, denn trotz seiner ungeheuren Macht, Weisheit und Erfahrung – gegen die Menschen konnte seine Art nicht auf Dauer bestehen.
    »Ich bin zwar nicht so weise wie mein Bruder der Eisdrache, aber vielleicht kann ich dir zum Dank dennoch einen Wunsch erfüllen«, bot der grüne Koloss sein Wissen an. Der Müller kratzte sich verlegen am, äh, Kopf. »Mir fällt nichts ein, denn ich bin ein wunschlos glücklicher Mann«, erwiderte der junge Müller schließlich achselzuckend und das Ungeheuer schnaubte vergnüglich.
    »Dein Glück erfreut mich, kleiner Mensch«, gluckste der Drache und eine kleine Rauchwolke kroch aus seinen Nasenlöchern, »dann lass mich trotzdem etwas für dich tun. Schau einmal nach oben und sag mir, was du siehst«. Der Müller blickte hoch in den dunklen Nachthimmel.
    Corin sah hinauf in das Sternenmeer.
    »Sterne, sehe ich. Viele Lichtpunkte«. »Mehr nicht?«, hakte der Drache nach. Der junge Müller kratzte sich wieder verlegen am Kopf und wieder schnaubte der schuppige Gigant amüsiert. »Siehst du nicht die unendlich vielen Fragen die dort oben stehen?«, wollte der Drache wissen und beugte den langen Hals ein wenig mehr in Richtung seines winzigen Gegenübers.
    Der Müller sah die vielen Sterne und der Drache folgte seinem Blick in den Himmel. »Wo die Sterne herkommen, was sie sind, wie alt, wie weit, wie groß, wie« – »Hör auf, hör auf«, rief der Müller entsetzt aus, als die Fragen ihn überrollten, »kennst du denn die Antworten? Dann sag sie mir!«.
    Der Drache schmunzelte. »Nein, kleiner Mensch, ich kenne die Antworten auch nicht«, erwiderte das weise Reptil und der Müller sah für einen kurzen Augenblick ziemlich dämlich aus der Wäsche. »Aber die Antworten stehen alle dort oben«, offenbarte der Drache, »und ist es nicht das schönste Streben nach ihnen zu suchen?«.
    Der junge Müller vermochte seinen Blick kaum mehr von den Sternen zu lösen. Von diesem Tage an sah er keine simplen Lichtpunkte mehr, wenn er in einer klaren Nacht nach oben spähte. Myriaden Fragen standen dort am nachtschwarzen Himmel geschrieben, eine spannender als die andere, und auch wenn er die allermeisten Antworten niemals entdecken oder gar verstehen würde – ein paar wenige Geheimnisse würde er der Dunkelheit schon entreißen. Da war sich der junge Müller ganz sicher.
    Broklas schlug das Buch zu. Nur langsam kam Bewegung in die Gruppe der Zuhörer.
    »Mir wär’s lieber gewesen, der Drache hätte den Müller gefressen«, murmelte Johan, aber dieser Meinung wollte sich nicht so recht jemand anschließen. Broklas kicherte leise und war zufrieden. Er liebte es neue Enden zu erfinden, die keiner so recht verstand.
    Corin stand an der Reling und sah immer noch in den Nachthimmel.
    »Schiff Steuerbord voraus«, brüllte es aus dem Krähennest und Broklas fluchte leise. Corin wirbelte herum, drückte dem Wissenschaftler das Astrolab in die Hand und machte einen Satz auf das Achterdeck, wo sich bereits Claas, Ole und ein paar andere Piraten sammelten.
    Das fremde Schiff war noch weit entfernt und gar nicht so recht zu erkennen. Aber die Zahl an Öllampen ließ auf ein großes Fahrzeug schließen.
    »Das sieht nach fetter Beute aus«, murmelte Claas zufrieden. »Sollen wir die Lampen löschen?«, fragte Corin

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