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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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Geschäftchen hier und dort zu tätigen. Aber es reichte eben auch nur zum Überleben. Am Wohlstand der Großkaufleute sollte sie nicht teilhaben.
    Seit knapp einem Jahr hatte Brid nun die Anstellung als Bedienstete im Rathaus. Zugegeben, die Bezahlung war lausig und Brid hatte ausgerechnet, dass wenn sie zwölf Jahre geduldig und eisern sparen würde, sie auf knapp zehn Goldgulden kommen würde. Auf zehn Goldgulden. Zehn.
    Dann rechnete sie nach und kam auf hundert Goldgulden. Ihre Laune wurde besser. Sie rechnete zur Kontrolle noch einmal nach und kam auf einen Gulden. Sie gab es schließlich auf. Brid hielt es für besser, nicht darüber nachzudenken und Gott dafür zu danken, dass sie hier bei freier Kost und Logis in einem der prächtigsten Bauten des Nordens arbeiten durfte.
    »Wein für die hohen Herren«, brüllte Lynhart und entblößte seine verfaulten Zähne. Lynhart Rath war ein alter, schmieriger, dicker Mann und hatte die Aufsicht über die Küche. Damit zählte Lynhart zu den vielen Herren über Brid, welche so ziemlich jedes atmende Wesen als Herren zu achten hatte, das mit weniger als vier Beinen über das Erdenrund lief.
    Apropos vier Beine. Einmal hatte Brid in der Bibliothek des Rathauses ein offenes Buch mit prächtigen Zeichnungen von Kreaturen aus anderen Welten gesehen. Sie war sich sicher dort die Großmutter von Lynhart entdeckt zu haben, die damals aber noch Warzenschwein hieß und in einem mysteriösen Land namens Afrika lebte. Brid würde Lynhart ihren Fund bei Gelegenheit mal zeigen und der würde ihr unglaublich dankbar sein.
    »Wein für drei hohe Herren«, grunzte Lynhart schärfer und spuckte dabei durch die halbe Küche. Gut ein dutzend Köche und Knechte waren in der Küche mit der Zubereitung von Speisen beschäftigt, die nun zum großen Teil feuchter waren als noch einen Augenblick zuvor. Von anderen Bediensteten und Boten war niemand anwesend. Außer Brid.
    »Ich geh’ schon«, erwiderte sie, hetzte zum Weinfass, füllte schleunigst einen Tonkrug und brauste mit vier Zinnbechern und dem Krug auf einem Tablett davon. Lynhart brüllte ihr noch hinterher, wohin sie überhaupt zu gehen hatte und dass es drei Zinnbecher auch getan hätten. Nun, Brid war eben eine einfache Frau.
    Brid huschte die mächtige Treppe hinauf und passierte die Galerie mit den Portraits der Ratsherren. Vor einer großen Holztür mit kunstvollen Schnitzereien blieb sie stehen. Die Verzierungen zeigten allerlei seltsame Tiere, die, da war sich Brid sicher, allerlei wirklich unanständige Dinge miteinander trieben. Zwei Wachen posierten links und rechts der Tür, nahmen von Brid aber keinerlei Notiz. Brid klopfte. »Ja«, raunzte eine Stimme von innen und Brid trat ein.
    Die hohen Herren Van Attendorn, Clingenberg und Holk saßen um einen Konferenztisch herum und schmollten vor sich hin. Mehrere Papiere und Pergamente lagen verstreut vor den Ratsherren. Das prächtige Ratszimmer war rundum mit schmucken Motiven aus der Seefahrt bemalt, ein goldener, mehrarmiger Kerzenleuchter hing in der Mitte des Raumes und die Außenseite des Zimmers bestand aus einer großen Buntglasfront.
    »Was für ein Desaster«, heulte Van Attendorn und war so angeschlagen, dass er die Stirn seines zerfurchten Gesichtes mit der Hand abstützen musste. »Was für ein De-sa-ster! Der Nordhandel ist nahezu am Ende, meine Herren«.
    Clingenberg streifte mit der Hand durch seine verbliebenen weißen Haare. »Das ist doch alles lächerlich«, schimpfte er, »wir können nicht mehr darauf warten, dass sich alle Städte der Liga auf eine gemeinsame Aktion gegen die Piraten einigen. Mir steht es bis hier!«. »Was schlägst du denn vor?«, wollte der alte Holk wissen, ohne eine sinnvolle Antwort zu erwarten.
    Brid verteilte derweil die Zinnbecher.
    »Tja, viele Möglichkeiten haben wir nicht«, stöhnte sich Clingenberg in Laune. »Die Mecklenburger weiter unter Druck zu setzen scheint mir keinen Sinn zu machen. So wie es aussieht, haben Herzog Erik und Sophia die Piraten tatsächlich nicht mehr unter Kontrolle«. Holk warf wütend seine alten Arme in die Luft und hätte Brid aus Versehen fast eine gelangt. Hätte er sie erwischt, wäre es Holk allerdings vollkommen wurscht gewesen.
    »Warum bitte«, wollte Holk mit verschwörerischem Unterton wissen, »sind wir dann das Risiko mit Sophia überhaupt eingegangen?«. »Na, na, na!«, machte Van Attendorn in seiner Rolle als Vorsitzender seinen Einspruch geltend, »von dieser Sache möchte ich

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