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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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nichts, aber auch gar nichts hören!«. Zur Unterstreichung seines Protestes hatte er bereits die Hände gehoben und in der Nähe seiner Ohren positioniert.
    Brid verstand sofort, dass sie kein Wort verstand. Sie begann den ersten Zinnbecher mit Wein zu füllen und war sehr, sehr gewissenhaft bei dieser Aufgabe.
    »Meiner Meinung nach«, eröffnete Clingenberg, »sollten wir Margarete um Unterstützung bitten. Sie leidet ebenso wie wir unter der Piratenplage«. Das war in der Tat nicht von der Hand zu weisen.
    »Was ist mit dem Ritterorden?«, fügte Holk hinzu. »Militärisch wäre das der weit bessere Partner für eine Strafexpedition gegen Gotland«. Auch da konnten die anderen nur zustimmen. »Also gut«, schlug Van Attendorn vor, »senden wir Boten nach Dänemark zu Frau König und in den Ordensstaat zu Hochmeister Von Jungingen«. Clingenberg brummte seine Zustimmung hervor, doch Holk hob mahnend den Finger. »Aber setzten wir ihnen und uns eine Frist«, gab der mächtige Ratsherr zu bedenken, »acht Wochen. Wir starten in acht Wochen«.
    Clingenberg freute sich plötzlich diebisch über diesen frischen Aktionismus und rieb sich die Hände. Van Attendorn war etwas skeptischer. »Und was, wenn niemand dabei ist?«, wollte der Vorsitzende von seinen Ratskollegen wissen. Clingenberg erklärte es ihm. »Dann, mein lieber Van Attendorn, werden wir die Sache eben alleine durchziehen«.
    Brid hatte den letzten Becher gefüllt und war lautlos Richtung Tür gehuscht.
    Es war, so fand Brid, dringend Zeit für ein kleines Geschäftchen hier und dort.
    Sie hatte nicht den blassesten Schimmer, dass sie dabei war über das Leben Tausender zu entscheiden. Nun, Brid war eben eine sehr einfache Frau.

27 Das Heck des Schiffes stieg bedrohlich empor und der Hauptmast mit dem zerrissenen Segel klatschte frontal auf die ruhige See. Der Segler drehte und wand sich, fast so, als wolle er sich in das Wasser hineinschrauben, mal etwas zur Seite taumelnd, dann kopfüber. Es gurgelte und knarrte in beängstigender Lautstärke und einmal mehr fühlte sich Corin an ein sterbendes, riesiges Monster erinnert, das nach letztem Aufbäumen seinen finalen Atemzug in die Welt hinausröchelte.
    Aber Corin hatte keine Angst. Im Gegenteil. Er hatte das Monster besiegt, alle, die dem Untier geholfen hatten, waren tot oder geflohen, und die sieben Seeleute, die sich rechtzeitig besonnen hatten, standen mit einem mulmigen Gesichtsausdruck an Deck des Roten Raben und sahen dem Schiff bei seinem Todeskampf zu.
    »Nieder mit den reichen Kaufmannssäcken!«, schrie einer der übergelaufenen Matrosen, doch man merkte ihm an, dass er es vor allem deswegen schrie, weil er hoffte damit einen besseren Eindruck zu hinterlassen. Corin lachte lauthals, reckte seine Cinquedea in die Luft und brüllte dann ein bestätigendes »Hey, hey!« in die Runde. Die Piraten, unter ihnen Claas, folgten lachend.
    Broklas kam aus seiner großen Holzkiste herausgeklettert und klopfte sich imaginären Staub von der langen roten Robe. Der Wissenschaftler sah gerade noch das Heck des fremden Schiffes in den Fluten verschwinden und kam langsam zu Corin herübergetrabt.
    »Mann, Broklas, was für ein Leben«, versuchte er den alten Mann mit seiner guten Laune anzustecken, »frei wie ein Vogel!«. »Vögel«, raunzte Broklas zurück, »bringen keine Menschen um, Corin«. »Gierige Großhändler, die nichts weiter wollen als die Armen zu bescheißen. Haben die was anderes verdient?«. Broklas war sich erstens zu schade und zweitens zu schlecht gelaunt, um eine Antwort auf diese Frage zu geben. Sein finsterer, stechender Blick war aber Auskunft genug.
    Was hatte der alte Mann nur, fragte sich Corin.
    Aber bevor sich so etwas wie die Idee einer Antwort durch sein Gehirn gearbeitet hatte, kam Corin schon eine neue und viel bessere Idee. »Du kannst nicht ewig in deiner Kiste hocken bleiben, Broklas«, fing er grinsend an und die Idee war wirklich so gut, dass er es gar nicht abwarten konnte, den Satz zu Ende zu sprechen, »darum habe ich ein verlockendes Angebot für dich. Ich werde dir ein paar Lehrstunden im Umgang mit dem Schwert geben. Du zeigst mir was, ich zeige dir was«.
    Broklas wusste einfach nicht, was gut für ihn ist, dachte Corin belustigt, als sich das grimmige Gesicht des Wissenschaftlers einfach nicht aufhellen wollte. Die Piratenmeute jedenfalls fand den Vorschlag großartig. »Hier, Corin!«, rief Ole von weiter hinten und warf ein Kurzschwert im hohen Bogen herüber.

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