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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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Die Seeräuber johlten vor Freude und sofort bildete sich ein Ring neugieriger Zuschauer um Broklas und Corin.
    Missmutig nahm der Alte das Schwert. »Da habe ich wohl noch eine ganze Menge zu tun«, murmelte er zu sich selber und auch wenn Corin ihn gehört hätte, wäre dem Jungen nicht im Traum eingefallen, dass Broklas nicht vom anstehenden Schwertkampf sprach.
    »Los geht’s, Broklas«, gluckste Corin freudig und drehte die Cinquedea mehrfach so schnell und kunstvoll in seiner Waffenhand, dass mehrere Zuschauer spontan applaudierten. »Wir fangen an mit der einfachen Parade«.
    Broklas nahm das Schwert aus der Scheide und seine erste Schulstunde seit sehr langer Zeit hatte begonnen.

28 Die vier Männer um Marschall Wells waren trotz der frühen Morgenstunde und der anstrengenden, langen Reise die hinter ihnen lag, hellwach. Nervös spazierten sie in der Empfangshalle des Schlosses umher und warteten auf ihre Gebieterin.
    Wells war ein hochgewachsener Mann in mittleren Jahren und trug auf seinem dunkelblauen Überrock klein die Insignien des Hauses Mecklenburg. Das Gesicht des Marschalls war trotz seiner schlanken Statur dick und rund, seine Mundwinkel hingen weit nach unten, so weit, dass man bei geöffneten Lippen nur das Zahnfleisch des unteren Kiefers zu sehen bekam. Seine Brauen hingen über die Augenhöhlen gelehnt, als wollten sie sich jeden Augenblick in die Tiefe stürzen und die unteren Lieder seiner Augen schienen vor Erschöpfung bereits abgestorben zu sein, so schlaff hingen sie herunter.
    Im Laufschritt erreichte Herzogin Sophia die Halle, zwei Hofdamen waren verzweifelt dabei, die eine oder andere Kleidungskatastrophe zu richten. Jonathan folgte in weiteren drei Schritten Abstand. Regierungsgespräche im Schloss gehörten zu den Momenten, bei denen Jonathan normalerweise nicht in unmittelbarer Nähe der Herzogin wachte.
    »Marschall Wells«, empfing Sophia ihren höchsten Militär und schickte die Hofdamen mit einer Handbewegung fort. Wells und seine drei Begleiter verbeugten sich tief. »Es muss sich wahrlich um eine dringende Nachricht handeln, Marschall, wenn ihr mich mitten in der Nacht wecken lasst«, fuhr Sophia besorgt fort und Jonathan bewunderte die Herzogin einmal mehr für ihre professionelle Beherrschung. Hätte ihn jemand um vier Uhr morgens geweckt und keinen guten Grund dafür gehabt, wäre Sühne für dieses schändliche Vergehen nur durch einen besonders großen Igel mit sadistischen Charakterzügen denkbar.
    Der Marschall richtete sich auf und sein Blick war von so erschütternder Traurigkeit, dass Sophia als auch Jonathan sofort begriffen: Etwas wirklich Schlimmes war passiert.
    »Dramatisch, Durchlaucht, und das ist leider noch untertrieben. Gleich zwei Schreckensnachrichten habe ich Euch zu überbringen«. Auch die drei Begleiter des Marschalls rangen mit der Fassung.
    »Was ist passiert?«, fragte Sophia monoton.
    »Durchlaucht. Unser Herzog, Euer Gatte, ist tot«.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben spürte Sophia, wie es war, vom Donner gerührt zu werden.
    Ein großer Waschkorb voll an bunten Gedankenfetzen und Gefühlen entleerte sich über ihr. Die meisten davon waren so widersprüchlich, dass sie für einen Moment fürchtete, ihre Brust könnte platzen und ihr Herz würde als Schlackeklumpen über den Marmorfußboden hopsen.
    Jonathans Waschkorb war deutlich kleiner. Und was auf ihn hinab fiel, war in erster Linie schmutzige Unterwäsche. Die wenigen konkreten Gefühle löschten sich gegenseitig aus und was neben der schmutzigen Unterwäsche dann noch blieb, war Leere.
    »Seine Durchlaucht ist am Fieber gestorben, jedenfalls soweit wir den Kurieren…«, setzte Wells zunächst fort, entschied sich dann aber gegen die Preisgabe unwichtiger Details. Der Marschall holte tief Luft. »Eure Durchlaucht, meine Herzogin«, leitete er den nächsten Abschnitt seines apokalyptischen Rapports 100 ein, »ich fürchte, das ist noch nicht alles«. »Sprecht«, genehmigte Sophia erschreckend sanft.
    »Aus einer anderen Quelle haben wir ebenfalls heute Nacht Kunde erhalten, dass die Liga der Kaufleute fest entschlossen ist, noch in diesem Sommer militärisch gegen die Piraten auf Gotland vorzugehen. Selbst wenn man Margarete oder den Ritterorden oder andere Städte nicht als Verbündete gewinnen kann, will man auf jeden Fall vor dem Herbst zuschlagen. Wann genau, wissen wir allerdings nicht«.
    Irgendetwas wahrhaft Fürchterliches drängelte sich an der schmutzigen Unterwäsche vorbei in

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