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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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Hand bewegte sich. Ein Finger nur?
    Jonathan spreizte vorsichtig seinen kleinen Finger ab. Die Fingerspitze suchte kreisend nach Halt. Aber sie fand nichts. Seine Augenmuskeln jaulten mittlerweile vor Schmerz, na ja, vielleicht war Jaulen das falsche Wort, dachte Jonathan, aber er würde ganz schön was zu hören kriegen, von seinen Augenmuskeln, wenn das hier zu Ende war. Und das Letzte was er wollte war eine weitere förmliche Protestnote eines schmollenden Körperteils.
    Jonathan schloss seine Augen.
    Die Fingerspitze traf auf etwas. Es war weich und warm und kam der Fingerspitze sehr bekannt vor, denn es war eine andere Fingerspitze. Es war Sophia. Irgendjemand ließ den Schauer in Jonathans Körper wieder von der Leine und in schneller Abfolge bekam jedes Körperhärchen auf Jonathans Leib einen wohligen Tritt in den Hintern. Die Glückshormone erreichten wieder kritische Höchstwerte und sein Herz begann wild zu flattern, hüpfte ein wenig umher, stieß sich dann aber den Kopf an Jonathans Schlüsselbein und beruhigte sich wieder.
    Mein Gott, dachte Jonathan. Mein Gott.
    Das große dunkle Loch in seiner Seele war geschlossen, die schwarze Wand war ihrerseits eingemauert worden.
    Es war der schönste Augenblick seines Lebens, aber was noch viel besser war – es würden noch sehr viel schönere Momente folgen.

    96 Gehalt, Verdienst
    97 Mitglied des Hofstaates mit eher negativen Charaktereigenschaften

24 »Es gibt so viel über die Sterne zu lernen«, setzte Broklas seinen Vortrag fort, mit dem er in seinem kleinen Arbeitszimmer in der Piratenstadt Visby begonnen hatte und mit dem er jetzt, auf dem Weg zu einem alten steinummauerten Brunnen vor den mächtigen Stadttoren, immer noch nicht fertig war.
    Corin war nur mäßig gut gelaunt. Seitdem der Rote Rabe wieder im Hafen der gotländischen Hauptstadt lag, hatte die Anzahl an Lehrstunden bei Broklas einen neuen Höchstwert erreicht. Nun machte es ihm ja Spaß zu lernen und besonders die Astronomie hatte es ihm angetan. Aber jetzt musste er zweimal täglich die riesige Instrumentenkiste zehntausend Meilen vor die dämlichen Stadttore schleppen. Die Kiste war etwa zehn mal zehn mal zehn Mannshöhen groß und wog etwa 100 Tonnen, jedenfalls hätte Corin das so beschwören können. Er war fix und fertig.
    »Und noch mehr über die Planeten, Corin«, dozierte Broklas unablässig weiter und schwang das kleine Kästchen mit Schreibutensilien entspannt in seiner Hand umher. »Die Bewegungen der Planeten am Himmel erscheinen höchst komplex, mein werter Assistent, aber in Wirklichkeit ist die zugrunde liegende Mechanik recht simpel«.
    Gerade hatten sie den großen runden Steinbrunnen auf der Wiese erreicht. Die Stadtmauern mochten eine halbe Meile weit entfernt sein, weiter weg als das Meer, das sich in unmittelbarer Nähe an der Tiefenlinie eines kleinen Kliffs brach. Corin stellte das Kistenmonster dreißig Fuß neben dem Brunnen ab und sank keuchend auf die Knie.
    »Hier kannst du bitte wieder das Dreibein aufstellen«, wies Broklas Corin einen Ort an, auf dem das Gras deutlich niedergetreten war. Corin verkniff sich eine zynische Bemerkung, nickte pflichtbewusst, kam wieder auf die Beine und öffnete die Kiste. »Wenn du die Kreisbahnen der Planeten auf ein Stück Pergament malst, mit der Erde in der Mitte, wirst du eine Überraschung erleben«, referierte Broklas weiter. Corin wuchtete das Dreibein-Stativ aus der Kiste und war gerade dabei es aufzustellen, als er sah, dass ein Reiter hinter dem Brunnen angekommen war und abstieg. Es war Charlotte.
    »Denn die Bewegungen der Gestirne lassen sich mit diesem Modell gar nicht erklären. Mars, Jupiter, Saturn, sie alle bewegen sich scheinbar in Schleifen relativ zu den Fixsternen«.
    Hochinteressant, fand Corin, wirklich. Aber jetzt hatte er gerade wahnsinnigen Durst.
    Charlotte beugte sich gerade über die Brunnenmauer und zog einen Holzeimer mit Wasser hinauf.
    »Stellt man jedoch die Sonne in die Mitte, dann ziehen alle Planeten die außerhalb der Erdbahn liegen tatsächlich scheinbar eine Schleife, wenn… die Erde sie… quasi…«. Corin war schon fast am Brunnen angekommen und Broklas rollte missmutig mit den Augen. »Überholt«, brachte der Wissenschaftler seinen Satz brüllend zu Ende.
    Charlotte hatte den Eimer auf der Brunnenmauer abgestellt, schöpfte mit einem kleinen Holzkelch eine Portion Wasser und trank. Als sie Corin auf der anderen Seite des Brunnens bemerkte, versuchte sie ihn so gut wie möglich

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