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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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Mann grinste. Der junge Giles stieß einen Fluch aus, den er vor kurzem von Claas gelernt hatte und der auf wahnwitzig unanständige Weise die Begriffe Satan, Früchtebrot, Weihwasser und Schnabeltasse mit den rasierten Fortpflanzungsorganen eines Paarhufers kombinierte. Dann machte er einen Satz über den toten Wachmann und stürzte zur Eingangstür des Kastells.
    Der enge, dunkle Korridor führte an mehreren Holztüren vorbei, die Corin hastig und in ständiger Erwartung eines Gegners aufstieß. Doch er fand nichts, was ihn interessierte und niemand, der sich für ihn interessierte, fand ihn.
    Entgegen der üblichen Aufteilung hatte der wichtigste Reisende an Bord offensichtlich keine Kabine auf dieser Ebene. Neben Lagerraum und Kombüse fand er vor allem Schlaflager aus Stroh für die Soldaten an Bord.
    Corin lief die Treppe herunter in den Bauch des Schiffes und gelangte in einen engen Korridor, der am Ende in einen großen Raum mündete und nur noch vom Rumpf des Schiffes begrenzt wurde.
    Corin stieß die erste Tür im Korridor auf und war sich sofort sicher, dass er hier richtig war. Die Kammer war zwar klein, aber mit einem einzelnen Bett und einem Schreibtisch eingerichtet. Eine Öllampe brannte auf so kleiner Stufe, dass die Dunkelheit sich keine nennenswerte Sorge um ihre Existenz zu machen hatte. Ein großes kostbares Tafelbild 110 mit einem Christusmotiv stand auf die Seite gedreht auf dem Tisch und lehnte an der Wand. Der junge Giles machte einen Satz in Richtung Schreibmöbel, versenkte die Cinquedea in der Lederscheide an seiner Hüfte und begann eilig die verschiedenen Schriftstücke zu inspizieren. Er fand einen privaten Brief, eine Art Tagebuchseite und mehrere Bücher, aber nichts, was auf einen –
    Es quietschte. Corin wirbelte herum und sah einen Schrank von Wachsoldat im Korridor stehen. Nicht die schiere Körpergröße des Gegners brachte Corins Nebenniere dazu, hektisch ein ganzes Fass voll frisch gezapftes Adrenalin umzutreten, sondern die Tatsache, dass der Mann eine kompakte Armbrust in den Händen hielt und nun Corin ins Visier nahm. Corin begriff instinktiv, dass es keine Deckung gab, die er hätte aufsuchen können. Er entschied sich deshalb dafür, die Deckung zu sich zu holen, während seine Nebenniere entschied, sich die Augen zuzuhalten, nachdem sie den letzten Tropfen Adrenalin mit einem unsanften Fußtritt in Corins Blutbahn befördert hatte.
    Giles Junior griff nach der Holzplatte des Tafelbildes und wirbelte herum, das Brett vor Kopf und Oberkörper haltend. Der Einschlag kam unmittelbar und mit einem gellenden Krachen. Der kleine Bolzen durchdrang das kostbare Bild an genau der Stelle, die selbst Jesus Christus niemals zu entblößen pflegte, und blieb glücklicherweise eine Handbreite weiter stecken. Dennoch fand die Spitze des Bolzens ihren Weg in Corins Brust, etwa eine Fingerbreite tief bohrte sich das Projektil genau zwischen zwei seiner Rippen. Die Wunde war nicht wirklich bedrohlich, der Bolzen war immer noch fest im Tafelbild verankert und ließ sich sofort entfernen. Corin warf Jesus Christus auf den Boden, murmelte etwas, das der Junge künftig als Dankschuldigung zu bezeichnen gedachte, zog seine Cinquedea und griff an.
    Der Schrank mochte ein guter Schütze gewesen sein, er war definitiv ein lausiger Nahkämpfer, zumindest mit der Blankwaffe. Schrank hatte ebenfalls ein Kurzschwert gezogen und schien Corin zunächst für leichte Beute zu halten. Drei Augenblicke später hatte er nicht nur reichlich seine Meinung geändert, sondern war auch reichlich tot. Der Soldat ging zu Boden.
    Corin ächzte schwer. Warmes Blut lief aus der Wunde und rann auf seiner Brust über seinen Bauch hinunter. Plötzlich begann die Verletzung zu schmerzen.
    Corin riss sich zusammen und konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Er durchwühlte nochmals die Papiere auf dem Schreibtisch, ohne neues Ergebnis. Wo mochte der Kurier die entscheidende Nachricht aufbewahrt haben? Und wo war der Kurier überhaupt?
    Corin hielt inne.
    Dann fluchte er in bereits gewohnter Manier, wobei er dieses Mal begrifflich die rasierten Fortpflanzungsorgane des Paarhufers gegen den unteren Verdauungstrakt eines beschwipsten Uhus ersetzte.
    Kurier! Wenn irgendjemand an Bord wie ein Schreiber oder Bote aussah, dann war es der Zitronenmann, dem er anfangs an Deck begegnet war. Corin stürmte auf den Korridor und zurück nach draußen.
    Der Kampf war bereits vorbei. Gerade sprangen noch zwei Soldaten desertierend von

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