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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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zu Lodehat gerannt, um Schutz zu suchen.
    Die Wollkugeln rollten in alle Himmelsrichtungen davon. Endlos lange Fäden in allen Farben des Regenbogens spannten ausgehend von Margaretes durchlöcherter Brust ein riesiges Netz auf. Die Königin stand noch immer, sterbend, mit ausgebreiteten Armen. Sie sah den Kanzler lange an, mit ausdruckslosem Gesicht. Dann endlich fing sie an zu lachen. Und wie sie lachte.
    Der Kanzler öffnete die Augen.
    Die dicke Kreuzspinne baumelte direkt vor seiner Nase. Das Monster zappelte wild mit den Beinen. Bevor Lodehat reagieren konnte, machte die ungefederte Kutsche einen weiteren heftigen Hopser und sein Oberkörper wurde nach vorne katapultiert.
    Die fette Spinne landete auf seiner schmalen Nase und begann sofort in Dankbarkeit für festen Boden unter den Füßen aus ihrem Hinterteil ein klebriges Sekret zum Weben eines Netzes abzusondern.
    Lodehat entschied sich dafür nicht ruhig zu bleiben. Er fuchtelte panisch mit den Armen, ohrfeigte sich selbst mehrere Male erfolgreich und mit Nachdruck, und schrie in Tonlagen, die Begräbnisgesängen in byzantinischen Mädchenklöstern alle Ehre gemacht hätten.
    *
    »Was macht Ihr hier in Schweden, mein lieber Lodehat?«. Der Kanzler verbeugte sich so tief er konnte und grinste, »Gotland, Eure Hoheit, Gotland«.
    Margarete war neugierig und mit einer Handbewegung bot sie ihrem Kanzler einen Sitzplatz an. Es war Mitternacht und stockdunkel draußen, durch die geöffneten Fenster drang warme trockene Sommerluft, die das Klima innerhalb der feuchten Mauern von Burg Kalmar merklich verbesserte. Das Feuer in einem großen Kamin tat sein übriges und trug neben ein paar wenigen Kerzen auch zur spärlichen Beleuchtung des großen Raumes bei.
    Lodehat setzte sich und rieb sich die Hände. »Ratsboten der Liga haben offiziell um Unterstützung für eine Expedition nach Gotland gebeten. Noch in diesem Sommer will die Hanse gegen Sture ziehen und der Piraterie ein Ende bereiten«.
    »Schick mich nach Gotland, meine Königin«, flüsterte Sven Stures Stimme unhörbar leise und blies sanft über Margaretes Nackenhaare, »und ich lege es dir zu Füßen«. Die Regentin schauderte.
    »Ein zugiger Kasten, nicht wahr, Hoheit?«, bemerkte Lodehat. »Wir sollten unsere Schweden anhalten, ein vernünftiges Schloss für Euch zu bauen«.
    Die Königin atmete tief durch, dann war sie wieder bei ihrem Kanzler. »Was habt ihr den Ratsboten geantwortet?«, fragte sie interessiert. »Oh. Gar nichts«, freute sich Lodehat, »Ich habe sie mitgebracht. Sie warten draußen und langweilen sich zu Tode«. Er beugte sich vor zu Margarete und sein Ton wurde verschwörerischer. »Etwas Besseres hätte uns doch kaum passieren können«, sagte der Bischof leise, »lassen wir die Kaufmannsliga losziehen und die schmutzige Arbeit für uns erledigen. Sollen die sich doch eine blutige Nase holen und Gotland befreien. Der geliebte Feind kämpft gegen den verfluchten Feind. Ist das nicht einfach zauberhaft?«.
    Margarete nickte nachdenklich. Die Aussicht Stures Gurgel zusammendrücken zu dürfen ohne dafür eigene Armeen in Bewegung zu setzen, war verlockend. Genauso, Gotland zu befreien und wieder ihrem Einflussbereich zu unterstellen. Ihre Hände öffneten und schlossen sich mehrmals, als wollte sie irgendetwas packen - was ja auch stimmte.
    Lodehat vermutete völlig zutreffend, woran seine Königin gerade dachte. Er lächelte. Vielleicht sollte er ihr ein tägliches Würgeübungsprogramm zusammenstellen, damit sich ihre Handmuskulatur bis zur Überstellung des Hochverräters Sture in Form gewürgt hätte. Es gab ja nichts Scheußlicheres als Muskelkater in den Händen.
    »Wir werden ein paar Schiffe zur Unterstützung schicken«, entschied die Königin, »bitte arrangiert das, Kanzler. Und seht zu, dass es vornehmlich schwedische Schiffe sind«.
    Kanzler Bischof Lodehat Lächeln wurde wieder zum Grinsen und er hob begeistert seine Hände. Dann stand er auf, verbeugte sich und rauschte davon.
    *
    »Nybur, mein aller lieblichster Freund!«, begrüßte Lodehat den schlanken Ligavertreter, der mit zwei Beamten in einer schlichten, aber großen Halle der Burg wartete.
    Trotz seines geringen Alters war jede Jugendlichkeit des Ratsherrn dahin. Die Ringe unter Nyburs Augen waren so beträchtlich gewachsen, dass man sich fragen mochte, ob der Gesandte der Kaufmannsliga sich vielleicht vom Menschen zum Beutelsäuger verwandelt hatte.
    Lodehat hegte die stille Hoffnung, er könne vielleicht

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