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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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sah in die sanften Züge seines Kameraden. Seines Kameraden? Seines Freundes? Er zog den Ärmel wieder über die Tätowierung und dann die Decke hoch bis zu Toms Kinn.
    Möglicherweise war diese Begegnung eine gewichtige Prüfung. Nur das Jonathan nicht die geringste Ahnung hatte, wie die Antwort auf die Prüfung lautete. Er hatte nicht mal die geringste Ahnung, wie die Frage lautete.
    »Gute Nacht, Tom«, flüsterte Jonathan und machte sich dann daran, die Kerzen zu löschen.

39 Admiral Bester war ein griesgrämiger alter Haudegen, dessen Flüche bekannt dafür waren, Jungfrauen auf akustischem Wege zu deflorieren und somit die Unschuld zu nehmen.
    In einem Lästerwettstreit mit Kapitän Claas hätte es wahrscheinlich keinen Sieger gegeben, nur sehr viele Zuhörer mit sehr schweren Hirnschäden und, aufgrund schierer Publikumsanwesenheit, einem Sündenregister, das Ablasszahlungen an die Heilige Kirche in Höhe der Baukosten einer großen Provinzkathedrale erfordert hätte.
    Was Größe und Masse betraf, war der Admiral von beeindruckender Gestalt. Daran änderte auch sein fortgeschrittenes Alter nichts. Das rechte Bein zog er nach, als Folge einer Jahre zurückliegenden Auseinandersetzung mit einem Eisbären, mit dem der Admiral auf Grönland in Streit über die Reste eines soeben von Bester tot geknüppelten Robbenbabys gekommen war. Der Eisbär war jung und das blieb er auch, allerdings ohne sein Fell. Aber Besters rechte Wade hatte eine schlimme Bissverletzung davon getragen, was Bester zu der Unverfrorenheit brachte, das sehr wertvolle Fell des Raubtiers nicht zu verkaufen, sondern über die Monate hinweg in kleinen Stückchen als Toilettenpapier zu nutzen, was nicht nur Besters Ego, sondern auch seinem Allerwertesten schmeichelte.
    Die Armada, die Bester befehligte, war beeindruckend. Fünfzig große und mittlere Einheiten waren in wenigen Wochen zusammengezogen worden. Dreitausend Garden und Söldner standen zusätzlich zu den Matrosen im Kampf Mann gegen Mann bereit. Bester war sich sicher, die Piraten mit ihren eigenen Waffen schlagen zu können. Schiff um Schiff würde man kapern, die Teufelsbrut abmurksen und die Rädelsführer in Ketten gelegt für eine lustige Hinrichtung nach Hause bringen. Bester liebte Hinrichtungen, besonders die wirklich lustigen, und er war sich verdammt sicher, dass die laufende Strafexpedition zur einer ganzen Reihe wirklich verdammt lustiger Hinrichtungen führen würde. Und damit sollte er auch recht behalten.
    »Seit zwei Stunden sehen wir Land, Admiral«, ging Ratsherr Holk Bester auf die Nerven, »aber wo sind die Piratenschiffe?«. Bester schnaubte. »Wurscht«, blaffte er Holk in Überschätzung seiner Kompetenzen an, »wir werden die Flotte wie geplant aufteilen und uns vor Visby vereinigen«. Bester hielt kurz inne und musterte den Ratsherrn. Da Bester grundsätzlich immer nur das Schlechteste und Schmutzigste dachte, musste der Admiral sicherstellen, dass Holk ihn nicht missverstanden hatte. Bester hatte natürlich nicht vor, sich vor Visby mit Holk körperlich zu vereinigen, dafür war ihm der Ratsherr zu alt, hatte viel zu wenige Haare und konnte sicherlich auch nicht überzeugend genug blöken.
    Aber Holk hatte ihn nicht missverstanden. Bester brummte. »Wahrscheinlich liegt der Feind vor Visby und wir können ihn in Ruhe in die Zange nehmen«. Bester drehte den Kopf zur Seite und gab seinem Adjutanten ein Zeichen mit der Hand. »Gebt das Signal für die Flottenteilung!«.
    Holk sah einen Matrosen Flaggensignale geben, die kurz darauf zur Abspaltung eines Flottenteils führte. Die rund 20 Schiffe nahmen Kurs Nordost, um Gotland herum.
    Der Ratsherr hob eine Augenbraue und sog frische Seeluft in seine Lungen. Er mochte Admiral Bester nicht, eine Einstellung die er mit allen ein bis achtbeinigen Individuen des Universums teilte. Besters Fähigkeiten als Seefahrer waren jedoch legendär und Holk war sich ziemlich sicher, dass man mit einem kleinen Quäntchen Glück die Piraten vernichtend schlagen würde.
    *
    Auf der breiten Plattform des großen Wachturms im Westen der Stadt hatte sich alles versammelt, was Rang und Namen hatte. Sven Sture, der glatzköpfige Otto Peccatel, Herzogin Sophia, Corin, Claas, Ole und ein dutzend weiterer Piratenkapitäne.
    Auch Broklas hatte man dank Corins Zuspruch auf die Plattform gelassen. Der alte Wissenschaftler stand etwas abseits an der Brüstungsmauer und blickte auf das Meer hinaus.
    Wind kam auf und zupfte an Broklas’ weißem

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