Sophies größte Sehnsucht
schutzlos.“
Schon der Anblick des pinkfarbenen Gipses an ihrem Arm war fast zu viel für ihn.
„Hier wird gut für sie gesorgt. Ich brauche dir nicht zu sagen, du sollst dir keine Gedanken um sie zu machen, das tust du sowieso. Aber du solltest auf den Arzt hören, nach Hause fahren und sie heute Nacht hier lassen. Morgen früh kannst du sie dann abholen.“
Das wollte Lark auf keinen Fall. Wieso konnte er nicht hier im Krankenhaus schlafen? Weil er sich um die Pferde kümmern musste. Vielleicht schaffte er es bis zur Farm und wieder zurück, bevor sie aufwachte.
„Sie bekommt eine eigene Krankenschwester. Sobald sie aufwacht, wird jemand an ihrem Bett sitzen. Und sie rufen dich sofort an, wenn sich irgendwas ändert.“
Trotzdem …
„Ich will nicht, dass sie denkt, ich hätte sie verlassen“, stieß er hervor.
Sophies mitfühlender Blick zeigte ihm, dass sie ihn verstand.
„Sie weiß, wie sehr du sie liebst“, sagte sie leise. „Und sie weiß auch, dass sie das Wichtigste auf der Welt für dich ist. Sie wird nicht denken, du hättest sie im Stich gelassen. Und sie würde wollen, dass du dich um Cleo kümmerst.“
Das gab den Ausschlag. Lucy würde ihm nicht verzeihen, wenn Cleo die Nacht im Transporter verbringen musste.
„Danke für alles, was du heute getan hast“, sagte er.
„Das ist mein Job“, erwiderte sie nur.
„Ach ja, richtig. Auf die Erklärung bin ich wirklich gespannt.“
Jetzt wirkte sie verlegen, aber wenigstens lief sie nicht davon. Überhaupt wirkte sie anders als sonst. Viel selbstbewusster, stärker.
„Ich bin Ärztin, Lark. Im Moment habe ich mir freigenommen, aber normalerweise verdiene ich mein Geld in einem Krankenhaus.“
Er seufzte. „Hast du heute Abend schon was vor?“
Sofort wirkte sie alarmiert. „Warum?“
„Weil ich jetzt im Schneetreiben nach Hause fahren muss. Und da du kein Auto hier hast, sollte ich dich vielleicht mitnehmen. Dann kannst du mir auf dem Weg alles erzählen.“
Sie schluckte schwer.
„Okay?“
Die selbstbewusste Ärztin war schon wieder auf dem Rückzug, die unsichere und schüchterne Sophie blitzte durch. Er merkte es daran, dass sie rot wurde.
„Okay“, murmelte sie.
Nervös ging Sophie neben ihm den Krankenhausflur entlang.
Er haderte immer noch damit, Lucy allein zurücklassen zu müssen, und war genug abgelenkt, um sie nicht sofort mit Fragen zu löchern. Aber irgendwann auf dem Weg musste sie ihm wohl erklären, was sie ihm bisher verschwiegen hatte.
„Ob’s dem Pony wohl gut geht?“, fragte sie, um ein unverfängliches Thema bemüht.
„Ja, keine Sorge. Sie wird nicht begeistert sein, dass sie die ganze Zeit im Transporter stehen musste, aber schaden tut es ihr nicht.“
Als Lark die Ausgangstür öffnete, zuckte er zurück. „Liebe Güte, was für eine Kälte!“
Er griff nach ihrem Arm und hielt sie auf den glitschigen Stufen fest. „Vorsicht, damit du nicht auch noch hinfällst.“
Der Schnee fiel in dichten Flocken. Sie trug nur Jeans und Pullover, nicht mal eine Jacke. Als sie zum Turnier aufgebrochen war, hatte noch die Sonne geschienen.
Da, wo Lark sie berührte, breitete sich Wärme aus, auch wenn sie ziemlich fror. Doch er blickte sie nicht an, achtete nur auf den Weg und brachte sie sicher zum Wagen, wo er ihr die Beifahrertür öffnete.
Eilig stieg sie ein, und er setzte sich hinters Steuer. Die Situation kam ihr nicht so intim vor wie die vor einigen Tagen, aber trotzdem war sie auf ziemlich engem Raum mit ihm allein.
„Du bist also Ärztin.“ Er sagte es ohne besondere Betonung.
Unwillkürlich rückte Sophie so weit es ging in Richtung Tür. Jetzt musste sie Farbe bekennen, und es fiel ihr nicht leicht.
„Ich bin nur auf Urlaub hier“, sagte sie und schaute dabei aus dem Fenster. „Ein etwas längerer Urlaub, um genau zu sein. Ich brauchte mal Abstand von meinem Job.“ Sie lachte leise und ein wenig bitter. „Von meinem Leben, um genau zu sein.“
Erfreulicherweise schwieg er erstmal, ließ ihre Worte auf sich wirken. Draußen wurde das Schneetreiben immer dichter und die Scheibenwischer schafften es kaum noch, die Schneeflocken schnell genug zu beseitigen.
„Okay. Fang doch noch mal mit dem Teil an, wo du Ärztin bist.“ Es klang ein wenig ironisch, aber das konnte sie ihm wohl kaum übel nehmen.
Sie seufzte. Er hatte wirklich die lange Fassung verdient.
„Ich bin Kinderchirurgin“, sagte sie und wartete gespannt auf seine Reaktion.
„Chirurgin“, sagte er, wieder in
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