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Sophies Kurs

Titel: Sophies Kurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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»Ich hatte einen Herrn und war stolz, ihm zu dienen.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das ist alles.«
    Das verblüffte mich. »Sie wollen sagen, Sie hatten den Auftrag, zum Mars zu gehen?«
    Er schenkte mir das traurigste Lächeln, das ich je gesehen hatte.
    Ich versuchte es erneut. »Sie wollen sagen, Signor Pontorbo hatte diesen Herrn.«
    Zu spät bemerkte ich, daß ich ihm damit einen Ausweg eröffnet hatte. Sofort sprang er darauf an wie ein Hund, der hinter einem Hasen herhetzt.
    »Signorina«,
rief er großartig, »es hat nie einen Signor Pontorbo gegeben.« Dabei lächelte er aalglatt. »Signor Pontorbo war nur eine Illusion, eine Rolle, die ich spielte, verstehen Sie? Sie wollen wissen, wer ich bin? Ich bin niemand, und ich bin jedermann. Ein Schiffskapitän? Ein Scholar? Ein Spion? Nun, ich bin alles. Sie müssen in mir einen Schauspieler sehen.« Er legte sich die Hand aufs Herz. »Ich weiß, Sie werden mir nicht glauben, aber ich schwöre es Ihnen.«
    Ich mußte lachen, doch das ermutigte ihn eher. »Ein Schauspieler ist die Personifizierung aller Menschen, aller Charaktere, ebenso wie alle Männer Schauspieler und alle Frauen Schauspielerinnen sind. Sagt nicht sogar Ihr William Shakespeare in übertragenem Sinn, daß jeder Mensch mehrere Gesichter hat?«
    Ich hatte nicht die geringste Vorstellung, was William Shakespeare gesagt hatte. Meine Beine schmerzten in der Seilschlinge, aber ich wollte verdammt sein, wenn ich jetzt aufgab. »Sie behaupteten, ein Maler zu sein«, hielt ich ihm entgegen. »Und nun sind Sie plötzlich Schauspieler?«
    »Der vielversprechendste in der ganzen Galaxis«, erwiderte er, und ich bemerkte einen spöttischen Schimmer in seinem Blick. Er nahm mich auf den Arm, wollte mich nochmals zum Lachen bringen. Man konnte erkennen, daß es ihm nicht ernst damit war, sich selbst und seine Künste zu rühmen.
    Ich breitete die Arme aus und lehnte mich gegen die Wand. »Wirklich, Sie waren sehr gut als Signor Pontorbo, Sir. Ich hätte das nie für möglich gehalten.«
    »Es ist das größte, das einzige, das älteste Spiel in der Galaxis«, meinte er. »Seit den Tagen der Schöpfung läuft es schon, und trotzdem wird das Publikum seiner nie müde. Aber genug jetzt. Ich verabschiede mich.« Er ballte die Faust und betrachtete seinen Ring. Man konnte spüren, daß er mit seinem Stolz kämpfte. Am liebsten würde er mir alles erzählen. Es drängte förmlich aus ihm heraus.
    »Wissen Sie, Sir, es ist so, wie Sie sagen. Auch ich habe etwas von einer Schauspielerin in mir, auf meine eigene unbedeutende Weise.« Ich sah, wie er wieder den Kopf schüttelte und den Mund öffnete, um etwas zu sagen. Schnell fuhr ich fort: »Ich habe die Rolle von Ben Rodney, dem Schiffsjungen, gespielt – auf diesem schönen Schiff
Unco Stratagem.
Von Wache zu Wache, von der Erde bis zum Mars, den ganzen langen Turn. Niemand hat mein Doppelspiel durchschaut, außer ...« – und hier zögerte ich für einen Moment –»... Mr. Cox!«
    Dies nahm Bruno nun völlig den Wind aus den Segeln. Er hob die Brauen und spitzte die Lippen, als wolle er einen Pfiff von sich geben. Statt dessen sagte er: »Wie hat er darauf reagiert?«
    »Er lieferte mich den Priestern aus, damit sie mich dem Schwarzen Gott zum Fraß vorwarfen.«
    Zuerst wirkte er überrascht und wütend, und dann nur noch angeekelt. »Das hat Mr. Cox getan?«
    Ich nickte.
    Er überlegte und wirkte ziemlich verwirrt. »Wie ordinär. Grotesk. Und dabei hat er so viel dem Zufall überlassen. Das hätte ich nie von ihm gedacht, er ist sonst so pingelig. Aber dem Himmel sei Dank, daß er sein Ziel nicht erreicht hat«, fügte er schnell hinzu und streckte mir die Hand entgegen, lud mich erneut ein, mich neben ihn zu setzen.
    »Er hatte es eilig«, erklärte ich und nahm von der Hand keine Notiz. »Er schien vor irgend etwas Angst zu haben. Ich denke, auch er ist ein Mitglied in Ihrer Bruderschaft.«
    »Keineswegs«, erwiderte er bestimmt. »Er ist nur ein Offizier der Gilde. Aber wie kam es, daß Sie auf der
Unco Stratagem
mitsegelten?«
    Ich zuckte die Achseln und schwankte leicht hin und her, als ich meinen Haltegriff am Seil änderte. Ich hatte genug erzählt. Er war jetzt an der Reihe. »Es war eben meine Bestimmung«, antwortete ich und dachte an die Mohammedaner. Wahrscheinlich war eine solche Antwort ganz nach seinem Geschmack.
    »Sie sind von zu Hause weggelaufen und haben Ihren Papa allein gelassen.«
    »Ich habe nach meiner Mutter

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