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Sophies Kurs

Titel: Sophies Kurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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schon vor langer Zeit ausgebleicht und zeigte nun ein schmutziges Grau.
    Jemand klopfte an die Kabinentür. Es war Bruno. Er trug einen engen Anzug aus irgendeinem schimmernden Stoff, dazu Halskrause und Lederhandschuhe.
    »Oh, Sie sind schon auf. Das freut mich. Haben Sie gut geschlafen,
signorina?«
    Benommen nickte ich.
    »Ich wollte nachsehen, ob Sie bereit sind fürs Frühstück.«
    Wieder nickte ich. Vermutlich wirkte ich so verloren, daß er sich neben mich auf die Koje hockte. Er wußte nicht, was er mit seinen Händen anfangen sollte, und legte sie einfach in den Schoß. »Wie fühlen Sie sich,
signorina?«
fragte er.
    »Schrecklich.«
    Da nahm er meine Hand und redete besänftigend auf mich ein. Ich fühlte mich so schwach und er schöpft, als bestünden meine Knochen aus Marzipan. Ich ließ mich gegen ihn sinken und legte ihm die Wange an die Schulter. Sanft glitt sein Arm um mich.
    Doch ich wollte seinen Trost nicht annehmen. Ich öffnete den Haken des Anschnallgurtes und schwebte zum anderen Ende der Kabine, wo ein Seil von der Decke herabhing. Ich packte es und drehte mich zu Bruno um, wobei ich das Seil zwischen die überkreuzten Beine schlang.
    Er sagte nur: »Das ist ein alter Matrosen-Trick. Wo haben Sie ihn gelernt?«
    Meine Haare schwebten wie schwarze Tentakel um meinen Kopf herum. »Auf der
Unco Stratagem.«
    Ich hatte damit gerechnet, daß er diese Einzelheit noch nicht kannte, und gehofft, daß er darüber schockiert sein würde.
    Oh, liebe Leser, ich kann Ihnen sagen, er war es. Zwar verbarg er seine Überraschung geschickt, aber an seinem betretenen Schweigen konnte ich feststellen, daß ihn diese Tatsache doch getroffen hatte. Und dann fragte er mit einer Stimme so eisig wie der marsianische Wind: »Und was haben Sie auf der
Unco Stratagem
gemacht?«
    Jetzt war an mir, anstelle einer Antwort nur rätselhaft zu lächeln.
    Statt dessen fragte ich glatt: »Wer bin ich, Sir?«
    Doch wieder schüttelte er nur den Kopf, nahm den Pferdeschwanz zwischen die Finger und strich darüber hinweg. »Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht sagen.« Er schenkte mir ein seltsam schmerzliches Lächeln.
»Alora,
ich glaube, es gab nichts, das ich mich nicht zu tun getraute. Aber ich wage es nicht, Ihnen weh zu tun. Kommen Sie wieder her, Miss Clare. Sophie. Setzen Sie sich zu mir.«
    Ich ignorierte seine Aufforderung. »Werden Sie mir dann vielleicht verraten, wer Sie sind, Sir?«
    Er gab ein hartes, verzweifeltes Lachen von sich.
    »Zum tausendsten Mal bitte ich Sie, Miss Clare, stellen Sie mir keine Fragen mehr ...«
    »Miss Farthing«, korrigierte ich ihn. »Den Namen meiner Mutter, bitte.« Und ich sah ihn so eindringlich mit gerunzelter Stirn an, daß auch er die Stirn runzelte und zu Boden schaute.
    »Nun denn, Sir, lassen Sie mich einmal aufzählen, was ich von Ihnen weiß. Sie sind Maler, behaupten Sie. Sie segeln von Ort zu Ort und malen, was Sie dort finden. Sie sind Mitglied einer geheimen Bruderschaft, die ihren Sitz auf Deimos hat ...« In meiner Vorstellung sah der Ort aus wie S. Sébastien, nur viele Jahrhunderte älter: eine bedrohliche Zitadelle, in der Mönche mit Kutten aus schwarzem Leder Körper aufschnitten und Bilder von dem malten, was sie darin fanden. »Und Sie sind sehr reich. Sie besitzen einen eigenen Kreuzer plus Mannschaft. All Ihr Besitz stammt von Ihrem Vater – der seine Geschäfte mit Welten machte, die weit jenseits derer liegen, die wir kennen.«
    »Warum betonen Sie das Letztere so?« fragte er mißtrauisch.
    »Ihr magisches Messer. Es ist kein menschliches Gerät. Nicht einmal einer der Ingenieure aus Schottland könnte ein solches Messer anfertigen.«
    Über uns an Deck waren die vertrauten Geräusche hastender kleiner Füße zu hören. »Und Ihre tüchtige Mannschaft«, fuhr ich fort, »ist auch nicht von Captain Andreas ausgebildet worden.«
    Er zog eine mißmutige Miene. Offenbar mochte er es nicht, daß jemand sich zu sehr für seine Erbschaft interessierte. Er suchte nach Ausflüchten. »Das Messer stammt von unserem Patron. Auch das Schiff gehört ihm«, sagte er in einem Ton, als läge ihm nicht das mindeste daran. »Es ist ein Schiff seiner Gilde.«
    Erneut zog ich die Brauen hoch. Allmählich verlor ich den Faden durch diese verwirrenden Details. »Jemand hat Sie bezahlt, um das zu tun?« fragte ich. „ Uni mich zu entführen?«
    Er sah mir direkt in die Augen und schüttelte leicht den Kopf, sagte aber nichts.
    »Wer? Wer ist es?«
    Er schob das Kinn vor.

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