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Sophies Kurs

Titel: Sophies Kurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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monströsen Tanz. Der große Raum war voller Schatten, diese Kreatur alt und ungelenk, aber ich konnte mich nicht ewig unter seinen Schlägen wegducken. Ich wollte mich auf die Couch setzen und den Geschichten der ernstblickenden Männer mit den schwarzen Bärten und den Kompaßscheiben über uns an den Wänden lauschen.
    Mit seiner falschen Hand schlug mir der Alte hart gegen den Kopf. Ich taumelte, und meine Beine versagten mir einen Augenblick lang den Dienst. Und diesen Moment nutzte der Alte, um mich zu packen. Seine richtigen Hände umklammerten meine Ellbogen, während sein Teleskop-Arm mir mühelos das Messer entwand und ausholte, um mir damit die Eingeweide zu durchbohren.
    »Genug, Fortescue!« dröhnte eine tiefe Stimme hinter ihm. »Hörst du, Mann – genug, habe ich gesagt!«
    Wie eine plötzlich abgestellte Maschine hielt der Leibdiener inne. Sein Kopf glitt auf den Nacken wie der einer Schildkröte aus ihrem Panzer und drehte sich ruckartig, um zu sehen, wer ihm da Einhalt gebot.
    Es war Bruno, kein anderer als Bruno, der da den Befehl mit einer älteren, strengeren, autoritären Stimme gegeben hatte – eine Stimme, die Fortescue kannte. Es war die Stimme seines Herrn. Ich nutzte seine Unaufmerksamkeit und trat Fortescue gegen das Schienbein; und im nächsten Moment war Bruno über ihm und brachte ihn zu Fall – und mich mit ihm. Ich fühlte, wie er den eisenbewehrten Körper mit den Armen umklammerte und ihn von meinem Rücken herunterzog. Ich strampelte mich frei, hob das Messer – und sah, daß Bruno auf Fortescues Rücken kniete, wobei seine Knie die künstlichen Arme hart in ihre Achselhöhlen drückten und seine rechte Hand den schwarzen Schaft des Messers seines Vaters gegen den haarlosen, runzligen Schädel des Dieners preßte.
    »Denken Sie nach, Sir!« sagte Fortescue. Er sagte nicht, worüber Bruno nachdenken sollte, doch seine Arme fuhren ziellos durch die Luft, und seine Hände kratzten wie Krabbenscheren über den Boden. Er wölbte den Rücken, um sich aufzurichten, und hob Bruno hoch.
    Ein scharfes Geräusch wie reißendes Papier ertönte in der leeren Galerie, und über die Gesichter der alten Hochmeister aller Raumfahrer zuckte ein blauer Lichtblitz. Fortescue kreischte wie ein Raubvogel und brach vor meinen Füßen zusammen – Arme und Beine und Schwerter fielen übereinander wie Billard-Stöcke. Kleine Messingräder und Federn sprangen aus seinen offenen Achselhöhlen. Es roch plötzlich nach verbranntem Fleisch, nach Hydraulik-Öl und Dung.
    Ich sank in Brunos Arme. Er fing mich auf und drückte mich an sich. Wir hielten uns umfangen –schwitzend, erschöpft und blutend, aber noch am Leben. Er hatte nur leichte Verletzungen, die er nicht beachtete. Er küßte meine Hand, wobei mein Blut sein Kinn verschmierte, und berührte vorsichtig eine andere Schnittwunde über meiner Braue, die ich nicht einmal bemerkt hatte. Dann klopfte er mir kameradschaftlich auf die Schulter. »Sie sind eine Tigerin«, sagte er leise, und ich brach in Tränen aus.
    Er drückte mich fest an sich. »Nicht weinen«, murmelte er und streichelte sanft meinen Rücken. »Schon gar nicht um ihn.« Er drehte meinen Kopf zur Seite, damit ich den toten Mann auf dem Boden nicht mehr sehen mußte. »Fortescue ist schon vor langer Zeit gestorben«, klärte er mich auf und versetzte einem herausgebrochenen künstlichen Gelenk einen Tritt, daß es quer durch den Raum flog. Dann ließ er mich los und hob die Schwerter und den Dolch auf. Er gab mir die Waffe zurück und streichelte meine Schulter. »Nur Mut!« flüsterte er. »Jetzt haben wir ein wenig Zeit.«
    Wir verließen die entweihte Bildergalerie und liefen den Gang hinauf. In tödlicher Anspannung wartete ich, daß Bruno das Schloß öffnete. Es dauerte nur drei Sekunden, dann waren wir im Arbeitszimmer. Er schloß die Tür hinter uns, riß ein Streichholz an und entzündete die Gaslampe. Die Flamme beruhigte sich, und wir sahen uns im Studier- und Arbeitszimmer des schrecklichen Herrn um. Die bequemen Ledermöbel in Burgunderrot trugen alle das eingestanzte Wappen der Lychworthys – das Auge und den Pfeil. Jeder Gegenstand in diesem Raum trug dieses Wappen. Ein großer Glasbehälter mit Alkohol enthielt zahllose konservierte Giftschlangen, und eine Bilderreihe an den Wänden zeigte Jagdszenen von den verschiedensten Welten. Ebenso wie in der Galerie verströmte der Kamin Wärme, ohne daß ein Feuer in ihm brannte. Die Hitze kam aus einem Schacht in der

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