Sorge dich nicht - lebe
immer vom Rollstuhl aus. Als ich sie fragte, warum sie das mache, antwortete sie: «Weil ich dann keine Zeit habe, nachzudenken.»
Osa Johnson hatte für sich die alte Wahrheit entdeckt, die Tennyson schon hundert Jahre früher besang: «Ich muss mich durch Beschäftigung betäuben, oder ich sterbe an Verzweiflung.»
«Ich muss mich durch Beschäftigung betäuben, oder ich sterbe an Verzweiflung.»
Admiral Byrd machte die gleiche Erfahrung, während er fünf Monate allein in einer Hütte lebte, die buchstäblich unter der riesigen Gletscherdecke des Südpols begraben war, einer Decke aus ewigem Eis, die die ältesten Geheimnisse der Natur enthält, einer Eisdecke, die einen unbekannten Kontinent bedeckt, der größer ist als die Vereinigten Staaten und Europa zusammen. Dort lebte Admiral Byrd fünf Monate lang völlig allein. Im Umkreis von hundert Kilometern existierte kein anderes Lebewesen. Die Kälte war so groß, dass er hörte, wie sein Atem gefror und in feinen Körnern vom Wind an seinen Ohren vorbeigeblasen wurde. In seinem Buch Allein beschreibt er genau, wie er diese fünfmonatige Furcht erregende Dunkelheit ertrug. Die Tage waren so schwarz wie die Nächte. Er musste sich ständig beschäftigen, um nicht verrückt zu werden.
«Abends», berichtet er, «ehe ich die Laterne ausmachte, legte ich die Arbeit für den folgenden Tag fest. Das wurde zu einer guten Gewohnheit. Ich teilte meine Zeit zum Beispiel so ein: eine Stunde im Nottunnel arbeiten, eine halbe Stunde Schneewehen abtragen, eine Stunde Brennstofftonnen aufstellen, eine Stunde Bücherregalbretter für die Wände im Lebensmitteltunnel zurechtschneiden, und zwei Stunden einen gebrochenen Steg am Passagierschlitten reparieren.
Es war herrlich», schreibt er, «die Zeit auf diese Weise verteilen zu können. Es verschaffte mir ein großartiges Gefühl der Selbstbeherrschung … » Und er fügt hinzu: «Ohne dieses oder etwas Ähnliches wären die Tage ohne Sinn gewesen. Und ohne Sinn hätten sie geendet, wie solche Tage immer enden, in Auflösung.»
Merken Sie es sich gut: «Ohne Sinn hätten die Tage geendet, wie solche Tage immer enden, in Auflösung.»
Wenn Sie oder ich Sorgen haben, wollen wir uns daran erinnern, dass wir die gute altmodische Arbeit als Heilmittel gebrauchen können. Das sagte kein geringerer als der verstorbene Dr.Richard C. Cabot, ehemaliger Professor für klinische Medizin in Harvard. In seinem Buch Wovon der Mensch lebt schreibt Cabot: «Als Arzt hatte ich das Glück, zu beobachten, wie Arbeit viele Menschen heilte, die an Schüttellähmung litten, verursacht durch tiefen Zweifel, Unentschlossenheit, Unsicherheit und Angst … Der Mut, den uns unsere Arbeit gibt, gleicht dem Selbstvertrauen, das Emerson für alle Ewigkeit verherrlicht hat.»
Wenn Sie und ich uns nicht beschäftigen, wenn wir dasitzen und brüten, erzeugen wir eine ganze Schar von «Wibbergibbern», wie Charles Darwin sie nannte. Und Wibbergibber sind nichts anderes als die Kobolde von einst, die uns aushöhlen und unsere Tatkraft, unseren Willen zerstören.
Ich kannte einmal in New York einen Geschäftsmann, der gegen die Wibbergibber ankämpfte und so beschäftigt war, dass er keine Zeit zum Grübeln hatte. Er hieß Tremper Longman und war ein Student von mir. Seine Geschichte war so interessant, so beeindruckend, dass ich ihn einmal nach dem Abendkurs zum Essen einlud. Wir saßen bis weit nach Mitternacht in einem Restaurant und sprachen über seine Erfahrungen. Doch lassen wir ihn selbst zu Wort kommen: «Vor achtzehn Jahren hatte ich solche Sorgen, dass ich an Schlaflosigkeit litt. Ich war nervös, gereizt, fahrig. Ich hatte das Gefühl, kurz vor einem Nervenzusammenbruch zu stehen.
Ich hatte auch Grund, mir Sorgen zu machen. Damals war ich kaufmännischer Direktor bei Crown Fruit and Extract, also für die Finanzen zuständig. Wir hatten eine halbe Million Dollar in Erdbeerkonserven investiert. Zwanzig Jahre lang hatten wir diese Vierliterdosen an Speiseeishersteller verkauft. Plötzlich stagnierte der Absatz, weil die großen Eisfirmen ihre Produktion stark erweiterten und nur noch Erdbeeren in Fässern kauften, um Zeit und Geld zu sparen.
Da saßen wir nicht nur mit einer halben Million unverkäuflicher Konserven da, sondern wir hatten uns auch verpflichtet, innerhalb der nächsten zwölf Monate noch mehr Erdbeeren zu kaufen, für eine Million Dollar. Von den Banken war uns ein Kredit von 350 000 Dollar gegeben worden. Wir konnten weder die
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