Sorge dich nicht - lebe
als dazubleiben und zu kämpfen!› Ich wehrte mich also nicht, bis mir eines Tages ein anderes Kind Hühnerdreck ins Gesicht warf, den es im Schulhof aufgehoben hatte. Ich verprügelte es, und damit erwarb ich ein paar Freunde. Sie fanden, dass der Junge mich herausgefordert habe.
‹Denk immer dran, dass es mehr Stärke braucht, einer Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen, als dazubleiben und zu kämpfen!›
Ich war stolz auf eine neue Mütze, die Mrs.Loftin mir gekauft hatte. Eines Tages riss sie mir eines der großen Mädchen vom Kopf und machte sie voll Wasser, und da war sie nicht mehr zu gebrauchen. Das Mädchen sagte, sie habe sie voll Wasser gefüllt, damit ‹das Wasser meinen dicken Schädel anfeuchte und mein Spatzengehirn nicht zerplatze›.
In der Schule weinte ich nie, aber zu Hause heulte ich mich aus. Dann gab mir Mrs.Loftin einmal einen Rat, der mir half, alle meine Sorgen und Ängste loszuwerden. Meine Gegner wurden zu Freunden. ‹Ralph›, sagte sie, ‹sie werden dich nicht mehr hänseln und einen Waisenbalg nennen, wenn du anfängst, dich für sie zu interessieren, und dir überlegst, was du für sie tun kannst.› Ich beherzigte ihre Worte. Ich war ein fleißiger Schüler, aber obwohl ich bald Klassenbester war, gönnte man es mir, weil ich andern half, was nicht üblich war.
Ich half mehreren Jungen bei ihren Hausaufsätzen, und für ein paar andere schrieb ich die Vorträge, die sie halten sollten. Ein Schüler schämte sich, seinen Leuten zu erzählen, dass ich ihm Nachhilfeunterricht gab. Er behauptete gegenüber seiner Mutter immer, er ginge auf Opossumjagd. Er kam zur Farm und band seine Hunde in der Scheune an. Dann arbeiteten wir zusammen. Ich schrieb auch Buchzusammenfassungen für einen Schüler und half abends einem Mädchen bei seinen Mathematikaufgaben.
In unserer Nachbarschaft gab es zwei Todesfälle. Zwei ältere Farmer waren gestorben. Eine Frau hatte ihr Mann verlassen. Ich war das einzige männliche Wesen in vier Familien. Zwei Jahre lang half ich den beiden Witwen. Auf meinem Schulweg ging ich auch zu ihnen, molk ihre Kühe und fütterte und tränkte das Vieh und hackte Holz. Überall wurde ich jetzt geliebt statt verspottet. Jeder sah in mir einen Freund. Ihre wahren Gefühle zeigten sie mir, als ich von der Marine nach Hause kam. Schon am ersten Tag besuchten mich mehr als zweihundert Farmer, manche mussten über hundert Kilometer weit fahren. Ihre Anteilnahme war wirklich echt. Weil ich andern Menschen so viel wie möglich helfe und es mich glücklich macht, habe ich kaum noch Sorgen, kaum noch Angst, und ‹Waisenbalg› bin ich seit mehr als dreißig Jahren nicht mehr genannt worden.»
«Weil ich andern Menschen so viel wie möglich helfe und es mich glücklich macht, habe ich kaum noch Sorgen, kaum noch Angst.»
C. R. Burton soll hochleben! Er weiß, wie man Freunde gewinnt! Und er weiß auch, wie man mit seinen Sorgen und Ängsten fertig wird und Freude am Leben haben kann.
Auch der verstorbene Dr.Frank Loope aus Seattle wusste das. Er war 23 Jahre krank: Arthritis. Trotzdem schrieb mir Stuart Whithouse vom Seattle Star : «Ich habe häufig mit Dr.Loope gesprochen. Ich kenne keinen Menschen, der selbstloser wäre als er oder mehr aus seinem Leben gemacht hätte als er.»
Wie schaffte der bettlägerige Mann dies? Zweimal dürfen Sie raten. Beklagte er sich und nörgelte? Nein. Suhlte er sich in Selbstmitleid und wollte immer der Mittelpunkt sein, jemand, um den sich alle immer kümmern mussten? Nein – auch falsch geraten. Er hatte sich für sein Leben denselben Wahlspruch gewählt wie der Prinz von Wales: «Ich dien.» Er sammelte Namen und Adressen anderer kranker Leute und schrieb ihnen fröhliche, aufmunternde Briefe, die ihn und die andern trösteten. Er organisierte sogar einen Briefklub für chronisch Kranke, so dass sie sich untereinander schreiben konnten. Schließlich gründete er sogar einen Verein für Kranke. Er nannte ihn «The Shut-in Society» – die Gesellschaft für Eingeschlossene, die heute in allen Ländern der Vereinigten Staaten Mitglieder hat.
Vom Bett aus schrieb er durchschnittlich 1400 Briefe jährlich und brachte Tausenden von Kranken Freude ins Haus, indem er Bücher und Radios für sie besorgte.
Was ist nun der hauptsächliche Unterschied zwischen Dr. Loope und vielen anderen Menschen? Einfach der: Dr.Loope besaß etwas, das ihn innerlich wärmte, er hatte eine Aufgabe zu erfüllen, sein Leben hatte einen Sinn. Er besaß die
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