Sorge dich nicht - lebe
Philadelphia aufgewachsen und stammte aus einer so genannten feinen Familie. «Die Tragödie meiner Kindheit und meiner Mädchenzeit», berichtete sie, «war unsere Armut. Wir konnten nie solche Feste geben wie die andern Mädchen aus der gleichen Gesellschaftsschicht. Meine Kleider waren nie besonders fein. Ich wuchs oft aus ihnen raus, sie passten nicht mehr und waren häufig altmodisch. Ich schämte mich so darüber, und es machte mich so verlegen, dass ich mich oft in den Schlaf weinte. Schließlich verfiel ich aus reiner Verzweiflung auf den Gedanken, meine Partner bei Dinnerpartys zu bitten, mir von ihren Wünschen, Erfahrungen und Plänen für die Zukunft zu erzählen. Ich stellte diese Fragen nicht, weil ich auf die Antworten besonders neugierig war. Ich tat es einzig und allein, damit meine Begleiter mein armseliges Kleid nicht bemerkten. Und etwas Seltsames geschah. Während ich diesen jungen Männern zuhörte und eine Menge über sie erfuhr, fing ich tatsächlich an, mich für das zu interessieren, was sie sagten. Ich war so sehr Feuer und Flamme, dass ich manchmal selbst nicht mehr an mein Kleid dachte. Was mich aber noch viel mehr verblüffte: Da ich eine gute Zuhörerin war und die jungen Männer dazu ermunterte, von sich selbst zu erzählen, gab ich ihnen ein glückliches Gefühl, und mit der Zeit wurde ich das beliebteste Mädchen in unseren Kreisen, und drei dieser jungen Männer machten mir einen Heiratsantrag.»
Einige Leserinnen werden jetzt denken: All dies Gerede, sich für andere Leute zu interessieren, ist ein Haufen Unsinn! Nichts als frommes Geschwätz! Davon will ich nichts hören! Ich möchte eine Menge Geld verdienen, so viel wie möglich, und zwar am besten sofort. Und zum Teufel mit den andern dummen Hühnern.
Nun, wenn das Ihre Meinung ist – es steht Ihnen frei. Doch wenn Sie Recht haben, dann haben alle großen Philosophen und Lehrer seit Beginn der Geschichte Unrecht – Jesus, Konfuzius, Buddha, Plato, Aristoteles, Sokrates, der heilige Franziskus. Doch da Sie über die Lehren großer religiöser Führer gering denken, wollen wir uns bei zwei Atheisten Rat holen. Nehmen wir zum Beispiel den verstorbenen A. E. Housman, Professor an der Cambridge-Universität und einer der gelehrtesten Männer seiner Generation. Einmal hielt er eine Vorlesung über das Thema «Dichter und ihre Sprache». In dieser Vorlesung erklärte er, dass die «größte jemals geäußerte Wahrheit und die tiefste ethische Offenbarung aller Zeiten» in folgenden Worten von Jesus enthalten seien: «Wer sein Leben suchet, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verlieret um meinetwillen, der wird es finden.»
Unser Leben lang haben wir das die Priester predigen gehört. Aber Housman war ein Atheist und Pessimist, ein Mann, der einmal an Selbstmord dachte. Und doch spürte er, dass ein Mensch, der nur an sich selbst denkt, im Leben nicht weit kommt. Er würde immer unglücklich sein. Aber ein Mensch, der im Dienst am Nächsten aufging, würde Lebensfreude finden.
Ein Mensch, der nur an sich selbst denkt, kommt im Leben nicht weit.
Wenn Sie A. E. Housmans Worte nicht beeindrucken, fragen wir den berühmtesten amerikanischen Atheisten des zwanzigsten Jahrhunderts um Rat: Theodore Dreiser. Dreiser verspottete die Religion als Märchen und sah das Leben an «als eine von einem Idioten erzählte Geschichte, voll Lärm und Zorn und ohne Sinn». Und doch trat Dreiser für den einen großen Leitgedanken ein, den auch Jesus predigte – den Dienst am Nächsten. «Wenn der Mensch der kurzen Spanne seines Lebens auch nur ein wenig Freude entlocken soll», sagte Dreiser, «muss er in Gedanken und Plänen die Dinge nicht nur für sich allein besser machen, sondern auch für seinen Nächsten, denn die Freude an ihm selbst hängt von seiner Freude an andern ab und von ihrer an ihm.»
Wenn wir «die Dinge auch für unseren Nächsten besser machen wollen», wie Dreiser sich ausdrückte, sollten wir uns beeilen und keine Zeit verlieren. «Diesen Weg gehe ich nur einmal. Wenn ich also etwas Gutes tun kann, wenn ich jemand meine Zuneigung zeigen kann – will ich es gleich tun. Ich will es nicht aufschieben noch unterlassen, denn ich komme diesen Weg nicht noch einmal vorbei.»
Wenn Sie also Ihre Sorgen und Ängste bekämpfen und Frieden und Glück finden wollen – hier Regel sieben:
Nehmen wir Anteil an unseren Mitmenschen und vergessen wir uns selbst. Tun wir jeden Tag eine gute Tat, die ein glückliches Lächeln auf ein
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