Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sorge dich nicht - lebe

Sorge dich nicht - lebe

Titel: Sorge dich nicht - lebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Carnegie
Vom Netzwerk:
außer natürlich, um jede Nacht acht Stunden zu schlafen. Heute ist mir klar, dass ich wahrscheinlich mein ganzes Leben lang gekränkelt haben würde, wenn die Japaner Pearl Harbor nicht überfallen hätten. Man hatte mich so liebevoll betreut und mir alle Sorgen abgenommen, dass ich unbewusst jeden Willen zum Gesundwerden verlor.
Ich half andern, die viel schlimmer dran waren als ich, und vergaß mich dadurch völlig.
    Der Angriff auf Pearl Harbor war eine der größten Tragödien in der amerikanischen Geschichte, doch soweit es mich persönlich betrifft, war er eines der besten Dinge, die mir je passiert sind. Jenes entsetzliche Erlebnis gab mir eine Kraft, die ich bis dahin nicht gekannt hatte. Es lenkte mich von mir ab und hin zu anderen Menschen. Plötzlich hatte ich eine große, wichtige Aufgabe. Ich hatte keine Zeit mehr, an mich selbst zu denken und mir Sorgen um mich zu machen.»
    Ein Drittel aller Leute, die zum Psychiater laufen, könnte sich wahrscheinlich selbst heilen, wenn es sich verhalten würde wie Margaret Tayler Yates: interessiert daran zu sein, dem Mitmenschen zu helfen. Ob das ein Einfall von mir ist? Nein. C. G. Jung hat das ungefähr so gesagt. Und wenn einer Bescheid weiß, dann er! «Ungefähr ein Drittel meiner Patienten», schrieb er, «leidet an keiner klinisch feststellbaren Neurose, sondern an der Sinnlosigkeit und Leere seines Lebens.» In andern Worten, sie versuchen, per Anhalter durchs Leben zu fahren – und die Wagenkolonne rauscht vorbei, ohne anzuhalten. Deshalb laufen sie mit ihrem kleinen, sinnlosen, unnützen Leben zum Psychiater. Sie stehen am Kai und geben allen andern, nur nicht sich selbst die Schuld, dass sie ihr Schiff versäumt haben, und verlangen, dass sich die ganze Welt nach ihren egozentrischen Wünschen richtet.
    Vielleicht sagen Sie jetzt zu sich: «Also mich beeindrucken diese Geschichten nicht! Ich hätte mich an Weihnachten auch für Waisen interessiert. Und wenn ich in Pearl Harbor gewesen wäre, würde ich mit Freuden getan haben, was Margaret Tayler Yates tat. Aber bei mir liegen die Dinge anders. Mein Leben ist durchschnittlich und uninteressant. Ich habe einen normalen Beruf, arbeite acht Stunden am Tag, und nie passiert irgendetwas Aufregendes. Wie könnte ich anfangen, mich dafür zu interessieren, anderen Menschen zu helfen? Und warum sollte ich? Was ist dabei für mich drin?»
    Das sind gute Fragen. Ich werde versuchen, sie zu beantworten. Gleichgültig, wie durchschnittlich Ihr Leben ist, Sie treffen bestimmt jeden Tag irgendwelche Menschen. Wie verhalten Sie sich ihnen gegenüber? Behandeln Sie sie wie Luft, oder versuchen Sie herauszufinden, was sie bewegt? Wie steht’s zum Beispiel mit dem Briefträger – er macht so viele Wege, um Ihnen die Post zu bringen, aber haben Sie sich schon einmal die Mühe gemacht, ihn zu fragen, wo er wohnt oder ob er ein Foto seiner Frau und seiner Kinder bei sich hat? Haben Sie ihn schon einmal gefragt, ob er müde ist oder die Arbeit ihn langweilt?
    Wie steht’s mit dem Lebensmittelhändler oder dem Zeitungsverkäufer an der Ecke? Diese Leute sind auch Menschen – voll von Problemen, Träumen und ehrgeizigen Hoffnungen. Sie warten nur darauf, mit jemand darüber zu sprechen. Aber lassen Sie das je zu? Zeigen Sie sich jemals an ihnen oder ihrem Leben ehrlich interessiert? Diese Art von Hilfe meine ich. Sie müssen nicht gleich wie Florence Nightingale die Krankenpflege revolutionieren oder als Sozialreformer die Welt verbessern wollen. Ich spreche von Ihrer eigenen kleinen Welt. Sie können gleich morgen Vormittag bei den Leuten anfangen, die Ihnen begegnen!
«Wenn du andern Gutes tust, tust du dir das Beste.»
    Was für Sie dabei drin ist? Mehr Glück! Größere Befriedigung und Stolz auf sich selbst! Aristoteles nannte diese Lebenseinstellung «großgesinnt». Zarathustra sagte: «Anderen Menschen Gutes zu tun, ist keine Pflicht. Es ist eine Freude, denn damit wächst unsere eigene Gesundheit und Glückseligkeit.» Benjamin Franklin fasste es knapp und einleuchtend so zusammen: «Wenn du andern Gutes tust, tust du dir das Beste.»
    «Keine Entdeckung der modernen Psychologie ist meiner Meinung nach so bedeutend», schrieb Henry C. Link, Direktor des Psychologischen Hilfszentrums in New York, «wie der wissenschaftliche Nachweis, dass Selbstaufopferung und Disziplin für Selbstverwirklichung und Glück notwendig sind.»
    An andere zu denken, hält einen nicht nur von den eigenen Sorgen und Nöten ab,

Weitere Kostenlose Bücher