Sorge dich nicht - lebe
Versicherungsvertreter, begann seinen Vortrag über den besten Weg, seine Sorgen und Ängste zu bekämpfen, wie folgt: «Vor acht Jahren schloss ich meine Haustür ab, wie ich dachte, zum letzten Mal in meinem Leben. Dann kletterte ich in meinen Wagen und fuhr zum Fluss. Ich war ein Versager», sagte er. «Vor einem Monat war meine ganze kleine Welt über mir zusammengestürzt. Ich hatte mit meinem Elektrogeschäft Pleite gemacht. Meine Mutter lag bei mir zu Hause im Sterben, meine Frau erwartete ihr zweites Kind. Die Arztrechnungen häuften sich. Um das Geschäft eröffnen zu können, hatten wir beliehen, was wir besaßen – den Wagen, die Möbel. Sogar auf meine Lebensversicherung hatte ich Geld aufgenommen. Jetzt war alles weg. Ich hielt es nicht mehr aus. Deshalb kletterte ich in meinen Wagen und fuhr zum Fluss – entschlossen, dem traurigen Durcheinander ein Ende zu machen.
Ich fuhr ein paar Kilometer aufs Land, stellte den Wagen an einer einsamen Straße ab und stieg aus. Ich setzte mich auf die Erde und weinte wie ein kleines Kind. Dann begann ich, ernsthaft nachzudenken – statt immer nur über meine Sorgen nachzugrübeln und mich im Kreis zu drehen wie bisher. Ich bemühte mich, positiv zu denken. Wie schlimm war meine Lage eigentlich? Könnte sie noch schlechter sein? War sie tatsächlich hoffnungslos? Wie konnte ich sie ändern?
Da beschloss ich, das ganze Problem Gott zu überlassen und ihn zu bitten, es für mich zu lösen. Ich betete. Ich betete inbrünstig. Ich betete, als hinge mein Leben davon ab – was ja auch stimmte. Und nun passierte etwas Seltsames. Sobald ich meine Sorgen einer größeren Kraft als der meinen anvertraute, durchströmte mich ein Frieden, wie ich ihn seit Monaten nicht mehr erlebt hatte. Ich muss ungefähr eine halbe Stunde dort auf der Erde gesessen und geweint und gebetet haben. Dann fuhr ich nach Hause und schlief tief und ruhig.
Am nächsten Morgen stand ich voll Zuversicht auf. Ich brauchte mich nicht mehr zu fürchten, weil ich Gott die Führung überlassen hatte. Am Vormittag betrat ich mit erhobenem Kopf das Kaufhaus bei uns in der Stadt. Voll Selbstbewusstsein bewarb ich mich um die Stelle eines Verkäufers in der Elektroabteilung. Ich wusste, dass ich sie bekommen würde. Und so geschah es auch. Ich war tüchtig und erfolgreich, bis dann wegen des Kriegs die Geschäfte schlechter gingen. Ich fing an, Lebensversicherungen zu verkaufen – immer noch unter Anleitung meines großen Ratgebers. Das ist erst fünf Jahre her. Heute sind alle Schulden bezahlt. Wir sind eine glückliche Familie mit drei fröhlichen Kindern. Wir haben ein eigenes Haus, einen neuen Wagen und eine Lebensversicherung über 25 000 Dollar.
Wenn ich jetzt zurückblicke, bin ich froh, dass ich alles verlor und aus Verzweiflung zum Fluss fahren wollte – denn dieses Erlebnis lehrte mich, Gott zu vertrauen. Und heute habe ich ein Gefühl des Friedens und des Vertrauens, das ich nie für möglich gehalten hätte.»
Warum gibt uns der Glaube so viel Frieden und Gelassenheit und Stärke? Ich lasse William James diese Frage beantworten. Er sagt: «Die stürmischen Wellen an der unruhigen Oberfläche lassen die Tiefen des Ozeans unberührt. Und dem, der an größeren und ewigen Wirklichkeiten Halt findet, erscheinen die häufigen Wechselfälle seines eigenen Schicksals relativ unwichtig. Der wahre religiöse Mensch ist deshalb nicht zu erschüttern und voll Gleichmut und nimmt gelassen alle Pflichten an, die der Tag ihm bringen mag.»
Wenn wir ängstlich und besorgt sind – warum es nicht mit Gott probieren? Warum nicht, wie Immanuel Kant einmal sagte, den Glauben an Gott annehmen, weil wir diesen Glauben brauchen? Warum uns nicht hier und jetzt «mit der unerschöpflichen, bewegenden Kraft verbinden, die das Universum dreht»?
Selbst wenn Sie weder durch Veranlagung noch durch Erziehung ein religiöser Mensch sind, ja sogar, wenn Sie durch und durch Skeptiker sind – das Beten kann Ihnen viel mehr helfen, als Sie glauben, denn es bedeutet, dass wir handeln . Was meine ich damit? Ich will es Ihnen erklären: Das Gebet befriedigt die folgenden drei sehr wesentlichen psychologischen Notwendigkeiten, die bei allen Menschen gleich sind, ob sie an Gott glauben oder nicht.
Im Gebet drücken wir mit Worten genau aus, was uns beschäftigt. Wir sahen im vierten Kapitel, dass es fast unmöglich ist, ein Problem zu bewältigen, solange es nebulös und nicht klar ist. In gewisser Weise ähnelt das Beten dem
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