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Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt

Titel: Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Blinda
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zweieinhalb Haltestellen läuft er nach vorne, dabei stolpert er mitten im Gang, und seine rudernden Arme fügen beinahe mehreren anderen Fahrgästen schwere Kopftreffer zu. Beim Fahrer angekommen, zeigt er aufgeregt auf seinen Zettel und sagt so was wie: »I must exit this!«
    Super, jetzt weiß wirklich der ganze Bus, dass hier jemand schon mit einer Busfahrt von A nach B überfordert ist. Und ich bin der einzige andere Westler in dem Fahrzeug, sicher denken alle, ich gehöre dazu. So fühlt sich Fremdschämen an.
    Der Fahrer bittet den hysterischen Holländer mit geradezu väterlicher Geste, in der ersten Reihe Platz zu nehmen. Eine halbe Stunde später deutet er zur Tür, die Haltestelle »Kami Kochio« ist erreicht, und der Holländer steigt aus. Puh, endlich kann ich die Aussicht genießen, ohne mich weiter über den Mann ärgern zu müssen.
    Die Dörfer werden immer kleiner, die Sitzreihen immer leerer. Eigentlich seltsam, schließlich bin ich auf dem Weg nach Takayama, das ist die größte Stadt der Region. Ich gehe nach vorne (stolperfrei) und sage: »Konichi-wa – Takayama?« Der Fahrer blickt mich völlig entgeistert an und sagt: »Iie, iie!« (»Nein, nein!«).
    So ein Mist: Ich sitze seit zwei Stunden im falschen Bus.
    Stephan Orth

 
    Kapitel 7
    Flüge, die man nie vergisst, Teil 1
Triebwerk kaputt, Fischreiher tot
    Es fehlte nicht viel, und Anupam Tiwari hätte am 26. Mai 2010 die letzte Toilettenpause seines Lebens gemacht. Während eines Fluges von Dubai nach Pune verließ der Air-India-Express-Kapitän das Cockpit. Sein Copilot übernahm, die Boeing 737 war auf Autopilot geschaltet. Tiwari lief durch die Kabine, die 113 Passagiere waren mit ihrem gerade servierten Menü beschäftigt. Da das Klo besetzt war, kehrte der 39-Jährige um.
    Vorn stand er erneut vor einer verschlossenen Tür. Der Zugang zum Cockpit muss aus Sicherheitsgründen von innen entriegelt werden, doch als Tiwari das Klingelsignal betätigte, kam keine Reaktion. Plötzlich bemerkte er die starke Neigung des Bodens und realisierte, dass eine volle Blase das erheblich kleinere von zwei Problemen war, die er gerade hatte: Das Flugzeug befand sich im Sturzflug, verlor jede Sekunde Dutzende Höhenmeter und wurde immer schneller. Erst mit dem Notfallcode konnte Tiwari ins Cockpit gelangen, seit dem Beginn seines Spaziergangs waren etwa 40 Sekunden vergangen.
    In diesen 40 Sekunden hatte sich hier vorne einiges getan: Wegen zu hohem Tempo schrillte ein lautes Warnsignal, sein Copilot war in heller Panik, laut einer Anzeige betrug der Neigungswinkel des Flugzeugs 26 Grad. Und der Geschwindigkeitsmesser zeigte »Mach 0,88«. Das sind 88 Prozent der Schallgeschwindigkeit – mehr als für ein solches Flugzeug als Maximum zulässig.
    Der Pilot riss sein Steuerhorn zurück, doch wegen eines Missverständnisses drückte sein Kollege gleichzeitig seines nach vorn – mit dem Erfolg, dass sich die Aktionen der beiden gegenseitig blockierten. So war es jedenfalls später im Untersuchungsbericht der indischen Luftsicherheitsbehörde DGCA zu lesen. Erst als die Maschine mehr als 2000 Meter abgesackt war, konnte der Kapitän sie wieder unter Kontrolle bringen. Keinen Moment zu früh: »Eine Fortsetzung des starken Sinkfluges hätte zu einer katastrophalen Beschädigung des Flugzeugs in der Luft geführt«, heißt es in dem Bericht. Nur etwa zwei Minuten trennten die Insassen von einem Aufprall im Arabischen Meer. Die Passagiere des Fluges nach Pune kamen schließlich mit dem Schrecken davon. Ein paar Gegenstände waren durch die Kabine geflogen, aber verletzt wurde niemand.
    Schuld an dem Notfall war ein Missgeschick des Copiloten, das den Komikern Laurel und Hardy alle Ehre gemacht hätte. Er hatte versucht, seinen Sitz nach vorne zu verstellen, und war dabei an das Steuerhorn gekommen. Als es dann abwärts-ging, geriet er in Panik und schaffte es nicht, das Flugzeug wieder unter Kontrolle zu bringen. Die DGCA empfahl später, das Curriculum für die Pilotenausbildung zu ändern, um ihre Crews besser auf solche Zwischenfälle vorzubereiten.
    Bei manchen der folgenden Flugzeug-Anekdoten hätte den Piloten allerdings keine Ausbildung der Welt geholfen – SPIEGEL-ONLINE-Leser berichten über Technikpannen und schräge Zwischenfälle an Bord.

    Ein Flug mit Air India von Mumbai nach Delhi: Die Türen waren bereits geschlossen, die Triebwerke liefen. Mitten in der Begrüßung schrie die Stewardess hysterisch ins Mikrofon: »Are you mad?!«(»Sind Sie

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