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Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt

Titel: Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Blinda
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Rennmotor wieder auf, die Gefahr ist gebannt. Ein Mann mit rotem Käppi winkt am Ufer, ein Anhalter am Mekong-Highway. Wir nehmen ihn mit, und von ihm lerne ich, dass man sich bei jeder Welle mit den Armen am Bootsrand hochstützen muss, um einem Rückgratbruch vorzubeugen: Speedboat-Gymnastik für Fortgeschrittene.
    Immer schmaler wird der Fluss, immer höher die Felsen, immer dichter der Dschungel – und wir haben in zweieinhalb statt vier Stunden unser erstes Ziel Xieng Kok erreicht, den nördlichsten am Mekong gelegenen laotischen Ort. Früher war der Hafen traditionelle Verladestelle für Opium, am Ufer wurde die Droge in bis zu acht Raffinerien aufbereitet. Heute legen nur noch Frachter aus der chinesischen Provinz Yunnan an. Noch immer aber soll Xieng Kok als Umschlagplatz für Opium, Heroin und Amphetamine funktionieren – trotz der rigiden Antidrogenpolitik in Laos und Thailand.
    Für uns ist das staubige, kleine, hässliche, opiumverseuchte Xieng Kok das Paradies. In erholsamer Stille krabbeln wir erleichtert aus dem Kahn ans rettende Ufer. Wegen unserer ertaubten Ohren wird es noch etwas dauern, bis wir uns wieder verständigen können. Und es ist auch (fast) gar nicht schlimm, dass der gebuchte und teuer bezahlte Pick-up nach Muang Sing sich nicht blicken lässt. Es stört uns sogar kaum, dass wir in dieser Einöde viele Dollar extra für eine Fahrgelegenheit zahlen müssen. Nach der Höllenfahrt auf dem Mekong genießen wir in einem Minivan die Aussicht: auf die kegelförmigen Berge im Abendlicht, auf die reichgeschmückten Akha-Frauen, auf die Regenwald-Riesenbäume. Der Dieselmotor tuckert. So schön still hier.
    Antje Blinda

 
    Kapitel 9
    Penisrestaurant in Peking
Wiedergeburt des schönen Phoenix
    »Hier, probier mal«, sagt Zhaoran, Studentin der Betriebswirtschaft, und legt eine beigefarbene Ochsenharnröhre auf den Teller ihres Begleiters. Der verschluckt sich gerade an einem zähen Stück Hundepenis.
    Ein Besuch im Pekinger Restaurant »Goulizhuang« ist nichts für empfindliche Gemüter. Denn hier besteht die Menüauswahl fast ausschließlich aus Penissen und Hoden – von Hirschen, Schlangen, Yaks, Pferden, Seehunden und Enten.
    Die Gerichte heißen »Essenz des goldenen Buddha«, »Die Wiedergeburt des schönen Phoenix«, »Jasminblüte mit 1000 Schichten« oder »Suche nach dem Schatz im Wüstensand«. Ob solch blumige Namen den Gast an einer voreiligen Flucht hindern sollen? Immerhin besteht die »Jasminblüte« aus in Scheiben geschnittenen Eselpenissen, und bei dem Wüstenschatz handelt es sich um Schafshoden im Currybett.
    »Chinesen essen alles mit vier Beinen außer Tischen und alles, was fliegt, außer Flugzeugen«, zitiert Zhaoran ein bekanntes Sprichwort. Doch ein Penisrestaurant ist selbst im Reich der Mitte ungewöhnlich. Erst im Jahr 2006 öffnete das »Goulizhuang« in der Dongsishitiao-Straße. Schnell wurde es zum Geheimtipp unter betuchten Chinesen, heute gibt es allein in der Hauptstadt vier Filialen. Die Kette expandierte sogar ins Ausland, in die Chinatown von Atlanta.
    Hirschblut als Viagra-Ersatz
    Kellnerin Lucy ist 20 Jahre alt, trägt einen traditionellen bestickten Seidenumhang mit Kaiserhofszenen und Pflanzendarstellungen sowie einen gelben Smiley-Anstecker. Zu ihrem Job gehört eine detailreiche Menüberatung, schließlich betreten viele der Gäste kulinarisches Neuland. »Schon vor Jahrtausenden verwendete die traditionelle chinesische Medizin Tierpenisse gegen Nierenprobleme und Erektionsstörungen«, erklärt sie. Um einen medizinischen Effekt zu erzielen, müssten die Gerichte jedoch regelmäßig konsumiert werden.
    »Aber wenn es schnell gehen soll, haben wir einen Wein mit Extrakten aus Herz, Penis und Blut eines Hirsches, der wirkt schon nach 30 Minuten.« Ein solcher Potenz-Cocktail sei viel besser als Viagra, weil er keine Nebenwirkungen habe.
    Ob roh oder gebraten, am Stück oder in Scheibchen, Eichel oder Wurzel: Das Penisgelage soll für die chinesischen Gäste keine Mutprobe im Dschungelcamp-Stil sein, sondern ein vergnügliches Wellnessprogramm für die Libido. »Bei diesem russischen Hund dauert der Geschlechtsakt 48 Stunden, seine Paarungszeit beträgt sieben Monate pro Jahr«, preist die bunt bebilderte Speisekarte einen 16-Euro-Penis an.
    Je nach späterer Abendplanung scheint eine gewisse Sorgfalt bei der Speisenauswahl angebracht. Auch Geschlecht und Alter spielen eine Rolle. »Frauen sollten keinen Hoden essen, von den Hormonen könnten sie

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